Medizin

Heidelberger Uniklinik bietet moderne Lagerung für Medikamente der Zukunft

Die Apotheke der Heidelberger Uniklinik gehört zu den modernsten und größten in Deutschland und kann dabei helfen, der Medikamentenknappheit entgegenzuwirken

Von 
Michaela Roßner
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Im Erweiterungsgebäude der Apotheke der Universität Heidelberg gibt es mehrere Luftschleusen. © Michaela Roßner

Heidelberg. Das teuerste Medikament im Sortiment dieser Apotheke: eine 50-Millimeter-Einmaldosis, die Säuglingen mit einem seltenen Gendefekt verabreicht wird. Rund 2,5 Millionen Euro kostet diese Spritze, die Babys vor schweren Folgeschäden des Gendefekts bewahren soll. Aber auch 90 000 Dosen Zytostatika, die Krebszellen am Wachstum hindern, werden in der Pharmazie des Heidelberger Uniklinikums jedes Jahr fertig gemacht und zum Patienten gebracht. Rund zehn Jahre lang wurde über einen Erweiterungsbau der zweitgrößten universitären Apotheke nachgedacht. Nun ist er fertig.

25 Millionen Euro hat das neue Gebäude gekostet. Weitere 500 000 Euro gab das Uniklinikum für die Erstausstattung aus. Errichtet wurde es in einer Rekordzeit von 20 Monaten – und damit ein Jahr früher fertig als ursprünglich geplant.

Patrick Petzold (v.l.), Marco Grübel, Kai Fischer, Nicole Marmé, Ingo Autenrieth sowie Michael Ober und Torsten Hoppe-Tichy. © Michaela Roßner

Der Bauherr, das Land, hat den Neubau „Im Neuenheimer Feld 667“ nun dem Hausherren, der Uniklinik, übergeben. Bis alle Medikamente und steril produzierten Infusionslösungen im Neubau hergestellt werden, wird es indes wohl noch bis Jahresende dauern: Der Umzug ist eine sehr komplexe Angelegenheit, und erst müssen noch die letzten Stufen einer Zertifizierung durchlaufen werden, bis die Genehmigung des Regierungspräsidiums Karlsruhe zur Herstellung der Arzneimittel vorliegt.

Rund 1700 Quadratmeter Nutzfläche sind am nördlichen Rand des Uniklinikums im Neuenheimer Feld umbaut worden. An eine Erweiterung ist schon gedacht: Die Statik des Gebäudes erlaubt eine Aufstockung, beschreibt Architekt Kai Fischer (Amt Vermögen und Bau).

Als „echten Meilenstein“ bezeichnete der Leitende Ärztliche Direktor Ingo Autenrieth die neue Apotheke. Sie sei – vor dem Hintergrund von Lieferengpässen auch bei Arzneimitteln – sehr wichtig, um die Betriebsstabilität des Medizinzentrums zu sichern.

Apotheke im Universitätsklinikum

  • Die Apotheke ist bislang im Erdgeschoss des Versorgungszentrums Medizin (VZM) untergebacht und zieht von der Adresse INF 670 nun in den Neubau INF 667.
  • Die Apotheke hat 150 Mitarbeitende und wird von Torsten Hoppe-Tichy geleitet.
  • Der Neubau ist von Oktober 2020 bis Juli 2022 errichtet worden und hat 25 Millionen Euro gekostet.
  • Hier werden auch Zytostatika – sie hemmen das Wachstum von Zellen und werden bei der Krebstherapie eingesetzt – sowie aseptische Infusionslösungen, etwa für Frühchen, hergestellt.

„Stolz und glücklich“ zeigte sich Torsten Hoppe-Tichy, Chef der Uniklinik-Apotheke: Als er vor 29 Jahren zur Apotheke gekommen sei, habe es 35 Mitarbeitende gegeben. Heute kümmern sich rund 150 Beschäftigte um die Zu- oder Vorbereitung der Arzneien für Patienten in den nahen Kliniken oder in entfernteren Krankenhäusern. Die Heidelberger Uni-Apotheke ist – hinter der der Berliner Charité– die zweitgrößte in Deutschland. Der Neubau entstand direkt neben dem Altbau. Das Arbeiten dort habe längst nicht mehr den modernen Anforderungen genügt, fasst Hoppe-Tichy zusammen. Das habe schließlich auch das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe moniert – und beim Neubau Druck gemacht. Dass der Bau nun sogar ein Jahr früher übergeben werden könne, sei unter anderem Projektleiterin Rosalinda Genova-Walk zu verdanken, lobten Architekt Kai Fischer, Marco Grübbel, der Leiter des Amts Vermögen und Bau Mannheim und Heidelberg, sowie der Hausherr, der Leiter der Apotheke, Torsten Hoppe-Tichy.

Mehrere Luftschleusen

Stadträtin Nicole Marmé (CDU), die die Stadtverwaltung vertrat, betonte mit Blick auf die Diskussionen um die Campuserweiterungen, man dürfe „die Universität nicht einschränken bei ihrer weiteren Entfaltung“.

Beim Rundgang durch die langen Flure des modernen Ergänzungsbaus konnten Besucher bei der Übergabe des symbolischen „Schlüssels“ in Form einer rot-weißen Arzneikapsel einen Blick durch Glasscheiben in besonders gesicherte Räume werfen, in denen zum Beispiel aseptische Infusionslösungen für Frühchen hergestellt und ausgeliefert werden. Wer hier hinein will, muss mehrere Luftschleusen durchqueren, damit keine Verunreinigungen hineingeraten.

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Bei der Zubereitung der Krebsmedikamente hat der Arbeitsschutz einen besonderen Stellenwert. Im Untergeschoss sind unter anderem die Umkleiden der Mitarbeiter untergebracht. Eine Brücke führt vom alten zum neuen Gebäude. Einen Raum indes gibt es, für den die RP-Kollegen aus Tübingen zuständig sind: Raum „A 28“ wird künftig für die Medikamentenzubereitung in Studien genutzt und unterliegt besonderen Forschungsrichtlinien.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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