Kommunalpolitik

Heidelberger SRH-Campus soll sich verändern - das ruft Kritiker auf den Plan

Vertreter von BUND, Greenpeace und Lokalpolitik haben auf dem Gelände der SRH in Heidelberg-Wieblingen gegen die Pläne für ein neues Parkhaus demonstriert. Das Projekt ist Teil des langfristigen Entwicklungsplans für das Gelände

Von 
Michaela Roßner
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Heidelberg. Wie soll der SRH-Campus in Wieblingen in 20 bis 30 Jahren aussehen? Das Bildungs- und Klinikunternehmen hat begonnen, gemeinsam mit der Stadt Heidelberg darüber nachzudenken. Auch die politischen Gremien sind eingebunden. Was ist vorgesehen, wie ist der Stand der Planungen und welche Kritik gibt es?

Planungsschritte: Im März 2016 hat die SRH Holding einen städtebaulichen Ideenwettbewerb im kooperativen Verfahren ausgelobt. Mit der Stadt Heidelberg soll ein Masterplan entwickelt werden. Ziel ist, „die für eine nachhaltige Entwicklung erforderlichen Flächenreserven aufzuzeigen, die Bestandsqualität der Gebäude zu analysieren und ein Strategiekonzept zu entwickeln“, heißt es bei der Stadtverwaltung. Der Rahmenplan ist bereits öffentlich diskutiert worden. Weitere öffentliche Anhörungen sollen im weiteren Bebauungsplanverfahren stattfinden. Als nächstes wird eine Vielzahl von Gutachten, vom Baumbestand bis zum Erschütterungsgutachten, fällig.

Planung: Um eine parkähnliche „grüne Mitte“ herum, die öffentlich genutzt werden kann, sollen bestehende und neue Gebäude angeordnet werden. Laut Stadt sind neun Neubauten mit Hochbauten und Sockelbauwerken vorgesehen. In den Hochbauten ist studentisches Wohnen vorgesehen, in den Sockeln dieser Häuser soll Raum entstehen oder bleiben für Gemeinschaftsbereiche und SRH-Einrichtungen. Der blaue SRH-Tower soll stehen bleiben.

Erweiterung SRH-Campus und Verkehrserschließung

  • Das Gelände soll über eine neue, im Süden verlaufende Straße erschlossen werden.
  • Diese Straße mündet im Osten über einen neuen Quartierseingang in die Mannheimer Straße.
  • Im Westen quert die neue Erschließung die OEG-Trasse in Verlängerung der Ludwig-Guttmann-Straße und führt in den Kurpfalzring.
  • Die Haltestelle „SRH Campus“ soll an diese neue Querung verlegt werden.
  • Das bestehende Straßennetz innerhalb des Campus soll weitgehend zurückgebaut werden, um eine grüne Mitte zu erzeugen.
  • Zwei neue Parkgaragen im Bereich der Campuseingänge an der Mannheimer Straße sollen den motorisierten Individualverkehr „abfangen“. Ein neues Parkhaus ist auf einem bisher als Acker genutzten Grundstück zwischen B 37 und Straßenbahnlinie geplant.
  • Das Bebauungsplanverfahren steht nach Mitteilung der Stadtverwaltung noch am Anfang. 

 

Erschließung: Eine neue Ringstraße soll den SRH-Campus erschließen. Im Süden des Geländes, parallel zur B 37 (Autobahnzubringer), wird eine neue Straße vorgesehen, wo aktuell eine landwirtschaftliche Fläche existiert. Im Osten sind zwei Zu- beziehungsweise Ausfahrten zur Mannheimer Straße vorgesehen. Im Westen führt die neue Erschließung über die OEG-Trasse in Verlängerung der Ludwig-Guttmann-Straße. Dann soll sie in den Kurpfalzring münden. Die Haltestelle „SRH Campus“ soll an diese Querung verlegt werden. Es sind drei Umsetzungsphasen des Erschließungskonzept angedacht. Die anderen, bestehenden Straßen sollen weitgehend zurückgebaut werden. Im Inneren soll der Campus weitgehend autofrei sein.

Sportzentrum Nord: Auf die Nutzer des Sportzentrums Nord könnte mit der neuen Erschließung des SRH-Campus mehr Verkehr zukommen. Das neue Parkhaus, halten die Planer dagegen, sei auch von den Sportlern und Besuchern der Sporteinrichtungen zu nutzen. Der Park als grüne Mitte des Campus soll öffentlich begehbar bleiben.

Parken: Zentraler Bestandteil des Verkehrskonzepts ist ein neues Parkhaus auf der Westseite der OEG-Trasse. Das bisherige Parkhaus auf dem SRH-Gelände sei in einem desolaten Zustand, so die SRH: Die Standsicherheit sei nicht mehr gewährleistet. Von ursprünglich 1200 Stellplätzen seien momentan nur 950 Plätze nutzbar. Eine Sanierung sei wirtschaftlich nicht umsetzbar. Martin Bösel von Greenpeace geht hingegen davon aus, dass die Kapazität von Anfang an viel zu hoch ausgelegt worden sei. Das Parkhaus bestehe aus einem neuen und einem älteren Teil, vermisst er Untersuchungen über die weitere Nutzbarkeit der Hochgarage. An der Stelle des alten Parkhauses sehen die Planungen ein zeitnah zu bauendes Gebäude für „Work-Life-Fitness“ inklusive Schwimmbad vor.

Parkhäuser: Der Parkhaus-Neubau wird mit 6,5 Geschossen auf rund 3000 Quadratmetern und 600 Stellplätzen geplant. Ein ebenerdiger Parkplatz mit der Kapazität von 470 Auto-Stellplätzen, argumentieren Stadt und Bauherr, nähme 12 250 Quadratmeter Fläche ein – das gesamte Flurstück. An der Mannheimer Straße sind zwei weitere Parkgaragen vorgesehen.

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ÖPNV-Anbindung: Der Campus wird aktuell über eine S-Bahn-Haltestelle, zwei Buslinien und die OEG (RNV Linie 5) bedient. Vor diesem Hintergrund halten Kritiker es für sinnvoller, den Campus mit mehr und höherwertigen Rad-Abstellplätzen auszustatten und die Pkw-Stellplätze zurückzufahren. Die Stadt betont, dass die Frage im Bebauungsplanverfahren zu klären ist, die Zahl der Parkplätze soll „gering“ bleiben.

Kritik: Die geplante Campuserweiterung hat der SRH im Dezember den „Goldenen Betonklotz“ eingebracht. Den verleiht Greenpeace Mannheim-Heidelberg regelmäßig Organisationen und Projektverantwortlichen, die aus Sicht der Umweltschützer den Flächenfraß leichtsinnig vorantreiben. Kürzlich warnten Greenpeace-Vertreter gemeinsam mit Mitgliedern des BUND Wieblingen auch vor Ort davor, ein Acker-Grundstück im süd-östlichen Bereich, zwischen B 37 und OEG-Gleisen zu schnell an die SRH für den Bau eines Parkhauses zu übereignen. Es gehört der Stadt und auch der Bezirksbeirat spricht sich gegen die Pläne aus. „Nehmen die Stadtverwaltung und der Gemeinderat ihre gegenüber Bürgern gemachten Zusagen ernst, darf die jetzige Ackerfläche westlich der OEG nicht vorschnell der SRH als pure Verfügungsmasse übergeben werden“, fordert Martin Bösel (Greenpeace).

Stellplätze: Vor dem Bau neuer Parkhäuser müsse die SRH Holding zwingend „ein am Umweltverbund orientiertes Mobilitätskonzept vorlegen und erst danach kann die notwendige Anzahl an Stellplätzen festgelegt werden, kritisiert Bösel.

Standort: Die Neuorganisation des SRH-Campus, so die Kritiker, müsse auch vor dem Hintergrund weiterer Bauvorhaben im Heidelberger Westen bewertet werden: Neben einer neuen Bahnstrecke sind eine Erdgas-Pipeline und eine Stromtrasse, vorwiegend über landwirtschaftlich genutzter Fläche, in Planung. Vor dem Hintergrund des Klimaschutzes sei es geboten, „möglichst wenig Flächen neu zu versiegeln“, unterstreicht Bösel. Mehr als 200 Bäume sollen nach Informationen von Greenpeace und BUND gefällt werden, 71 von ihnen stünden in der städtischen Baumschutzsatzung und seien daher besonders wertvoll für die Umwelt.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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