Heidelberg. Bis Dezember bleibt die Brücke stadteinwärts einspurig und damit ein Nadelöhr - aber auch im nächsten Jahr wird die Großbaustelle Montpellierbrücke in der Heidelberger Weststadt Verkehrsplaner und Bauleute intensiv beschäftigen. 22,5 Millionen Euro steckt die Stadt in die Sanierung des Bauwerks aus den 1970er-Jahren, damit es noch weitere zwei Jahrzehnte stehenbleiben kann. Im Oktober 2025 soll die Brücke fertig saniert sein.
Bei seiner Sommertour kletterte Baubürgermeister Jürgen Odszuck auch über ein vorübergehend eingerichtetes „Treppenhaus“ aus Gerüstteilen unter die Brücke. Denn während die Autofahrer oben kaum etwas von den aufwendigen Sanierungsarbeiten sehen, offenbart sich unten, wie viel zu tun ist - und wie viel schon erledigt wurde, seit die Montpellierbrücke Ende Januar zur Großbaustelle wurde. „Das ist Ingenieurbau für Fortgeschrittene“, würdigt Odszuck die Leistung der Baufirma und der Mitarbeiter im eigenen Tiefbauamt.
Böse Überraschungen sorgen für Verzögerung
22,5 Millionen Euro sind sehr viel Geld. Und doch ist das Budget bald aufgebraucht: Erst nach Beginn der Bauarbeiten wurden Schäden sichtbar, die gar nicht einkalkuliert waren. Dabei galt die Brücke schon davor als marode: Bei den regelmäßigen Brückenchecks hatte die Montpellierbrücke sehr schlechte Noten bekommen, und es waren mehr als 500 Mängel aufgetreten. Die Stadt baut bei der Finanzierung auf Unterstützung des Landes. Nicht nur das Bauwerk selbst, sondern auch alles „Drumherum“ wird erneuert: Geländer, Belag, Übergangskonstruktion und Entwässerungsleitungen.
Und was waren es für „böse Überraschungen“, die sich offenbarten, nachdem die Asphaltdecke abgenommen wurde? Rostiger Stahl, der aus dem brüchigen Beton hervorlugte, nennen die Bauverantwortlichen als Beispiel.
Am Rande der Betontragedecke sind im Abstand von 30 bis 40 Zentimetern grüne „Deckel“ zu sehen: Darunter verbergen sich die „Rippen“, die die Brücke tragen: Diese Spannglieder aus Metall sind quer und längs im Beton eingebracht und stehen unter einem Druck von 100 bis 250 Tonnen.
Weit mehr als Verschleißteile
„Als eine der am meisten befahrensten Brücken Heidelbergs nimmt die Montpellierbrücke eine immens wichtige Rolle ein. Ihre Modernisierung sei momentan eine der wichtigsten städtischen Baumaßnahmen, um weiterhin einen geregelten Verkehrsfluss zu gewährleisten: „Wir setzen alles daran, um nicht nur die üblichen ,Verschleißteile’ der Brücke, sondern auch Unvorhergesehenes möglichst zügig zu sanieren“, betont Baubürgermeister Jürgen Odszuck. Nicht erwartet hatte man indes, dass die gesamte Abdeckung der Brücke neu gemacht werden muss.
Wichtige Querung
- Die Montpellierbrücke in der Heidelberger Weststadt gehört zu einer der meistbefahrenen Achsen der Stadt.
- Das knapp 50 Jahre alte Bauwerk wird seit Ende Januar wegen Mängeln und Schäden modernisiert.
- Mehr als 500 Mängel waren zuletzt am Bauwerk notiert worden.
- Im nächsten Jahr plant die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) außerdem, die Schienen auszutauschen.
- Die Kosten für die Instandsetzung der Brücke liegen bei 22,5 Millionen Euro.
Der Radweg auf der Ostseite, der zur Einrichtung der Großbaustelle gesperrt wurde, ist inzwischen wieder frei: Radler, die zum Beispiel vom Hauptbahnhof Richtung Weststadt oder den Süden fahren wollen, rollen hier abseits der viel befahrenen Straße unter der Brücke durch. Die Umleitungsschilder bleiben indes stehen, denn in den nächsten Monaten wird es weitere Sperrungen in diesem Bereich geben, warnt das Amt für Verkehrsmanagement schon mal vor.
Ab Frühjahr wird die Baustelle weiter verlegt
Ende Januar wurden zunächst die auf beiden Seiten angesetzten Rad- und Fußwegspuren stadteinwärts abgebrochen. Passanten und Zweiradfahrer konnten die Brücke weiter auf der gegenüberliegenden Seite nutzen. Die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) nutzte die Sperrung der ersten Brückenbereiche, um die Gleise und ihr Bett zu untersuchen, denn auch die Schienen sollen ausgetauscht werden. 1100 Tonnen Beton sind seit Januar bereits aufgebrochen und rund 3000 Quadratmeter Beton überprüft und repariert worden.
Voraussichtlich im Frühjahr soll die Baustelle an den östlichen Brückenkopf wandern. Auch dort wird zunächst der Asphalt entfernt. „Wir wissen noch nicht 100-prozentig, was uns da erwartet“, will Odszuck nicht ausschließen, dass weitere Überraschungen im Brückenbauwerk lauern. Koordiniert werden die Arbeiten indes nicht nur mit dem Verkehrsverbund, sondern auch mit der Deutschen Bahn, denn der Gleisbetrieb unter der Brücke in direkter Nachbarschaft zum Heidelberger Hauptbahnhof muss weiterlaufen - oder mit großem Vorlauf beantragt kurz gestoppt werden.
Schreck an Eppelheimer Straße
Eine Überraschung gab es auch ein paar Hundert Meter weiter, auf der Baustelle Eppelheimer Straße: Eigentlich sollten die neuen Entwässerungskanäle für die Gneisenaubrücke im Untergrund über einen Vortrieb eingesetzt werden - doch das war technisch wegen des schwierigen Untergrunds nicht möglich. Innerhalb von zwei Wochen plante die Baufirma Wolff und Müller um, berichtet Bauleiter Dirk Zimmermann: In Handarbeit wurde aufwendig ein Stollen in diesen sensiblen Bereich mit vielen Leitungen, Rohren und Kanälen geschaufelt.
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