Konversionsfläche

Heidelberger "Hospital"-Gelände: Studierende müssen auf ihre Bude noch warten

Auf der Konversionsfläche "Hospital" im Heidelberger Süden tut sich einiges. Aber es sind auch Projekte ins Stocken geraten - etwa das selbstverwaltete Studierendenwohnheim "CA"

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Michaela Roßner
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Großes Interesse: Bei strömendem Regen unternehmen mehr als 100 Besucher auf dem Gelände des Hospitals einen geführten Rundgang. © Philipp Rothe

Heidelberg. 600 Wohnungen, aber auch ein Bildungszentrum, eine Beach-Sporthalle, ein selbstverwaltetes Studierendenwohnheim und große Grünflächen: Das entsteht auf dem „Hospital“-Areal im Heidelberger Süden. Mehr als 100 Bürger haben das neue Viertel im Stadtteil Rohrbach nun bei einem Spaziergang durchstreift - und Mitgefühl für mehr als 170 Studierende gezeigt, die eigentlich zum Semesterbeginn einziehen wollten, nun aber auf Dezember vertröstet werden müssen.

Das ehemalige Kino der US-Armee wird schon für Konzerte genutzt. © Philipp Rothe

Das „Collegium Academicum“ (CA) ist ein selbstverwaltetes Wohnhaus für Studierende und junge Berufstätige. Namensgeber ist das alte „CA“, das in den 1970er Jahren in einem Unigebäude in der Altstadt gegründet wurde. Baubeginn war im Juli 2019, im April 2021 wurde Richtfest gefeiert. Im Frühjahr sollten die 176 Studierenden, die unter anderem Auswahlgespräche für die „Riesen-WG“ absolvierten, einziehen. Doch nun wird das Wohnheim mit der Holzhaut frühestens im Dezember fertig, die meisten künftigen Bewohner mussten kurzfristig umdisponieren, manche sprangen auch ganz ab, wird in Gesprächen bestätigt. Allerdings gebe es auch eine lange Warteliste an Interessenten. Probleme bei der Umsetzung der Brandschutzauflagen und Lieferschwierigkeiten bei Teilen dafür sorgen für den aktuellen Verzug.

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Kredite auch von Privatpersonen

„Ich habe angerufen, um ihnen Zimmer anzubieten“, erzählt ein älterer Heidelberger, „aber ich habe niemanden erreicht“. „Wir haben aktuell wirklich sehr, sehr viel zu stemmen“, entschuldigt sich CA-Sprecher Kilian Baumgärtner. „Leider hat unsere Projektgruppe derzeit keine Kapazitäten, da wir uns auf die Fertigstellung des Neubaus fokussieren“, antwortet auch Jonas Wahn auf eine Interviewanfrage. 350 Privatpersonen haben mit Krediten neben Banken, Bund und Land und der KfW-Bank das Bauprojekt unterstützt. 30 Millionen Euro werden in den Neubau und die Sanierung des Altbaus gesteckt. Seit zehn Jahren wird geplant. An den Zimmermieten soll sich trotz der diversen Krisen nichts ändern: 314 Euro warm - das bleibt unschlagbar.

Während das CA das erste Bauprojekt auf dem Hospital war, hat Montessori erst im Sommer ein Bestandsgebäude erworben, erzählt Judith Mantei. Die bislang auf mehrere Gebäude und Container im Heidelberger Süden verteilten Kindergärten, die Grundschule und die Gemeinschaftsschule sollen hier auf 1000 Quadratmetern Grundstück im Jahr 2024 eröffnen. Lehrer heißen bei diesem pädagogischen Konzept der italienischen Ärztin Maria Montessori (1970-1952) nicht Lehrer, sondern Lernbegleiter - und sollen die Mädchen und Jungen dazu befähigen, selbstständig zu lernen und zu handeln. Motto: „Hilf mir, es selbst zu tun.“

Konversionsfläche „Hospital“

 

  • Nach dem Abzug der Amerikaner öffnete sich auf rund zehn Hektar Fläche eine große städtebauliche Entwicklungschance in Heidelberg-Rohrbach.
  • Die ehemalige Nachrichtenkaserne aus den 1930er-Jahren war nach der Übernahme durch die US-Army in ein US-Militärkrankenhaus umgewandelt worden.
  • Im März 2019 hatte die GGH 72 Prozent des Geländes gekauft. 600 Wohnungen sind hier geplant. Die meisten alten Gebäude sind abgerissen.

Eine „Kalthalle“ bleibt bautechnisch die alte, in den 1930er-Jahren von der Wehrmacht errichtete Reithalle. Hier sollen bald Beach-Volleyball, Beach-Tennis oder andere Sandsportarten ausgeübt werden. Damit die Sportler duschen und sich auch im Winter bei angenehmen Bedingungen umziehen können, werden Verlade-Container in die Halle gesetzt, die zudem ein kleines Kiosk möglich machen. „Das wäre doch eine perfekte Halle für die Jugendkultur gewesen“, kritisiert ein Teilnehmer des Spaziergangs und zweifelt an, dass die später mit reichlich Sand gefüllte Halle ausreichend Interesse finde. Diese Diskussion, entgegnet das Moderatorenteam, sei ausführlich geführt und abgeschlossen. Für den Betrieb habe sich bereits ein Verein gegründet.

Das Collegium Academicum ist noch eingerüstet, der Einzug verzögert sich. © Philipp Rothe

Einen anderen Namen bekommt noch das „Wilson“-Theater: Es habe sich nicht klären lassen, an welche Persönlichkeit es erinnern soll, erläuterten Leone Schuch vom städtischen Bauträger GGH und Konstantin Waldherr, Vorsitzender des Stadtteilvereins. Ob die Namensgeber vielleicht an den 28. Präsidenten der Vereinigten Staaten und Friedensnobelpreisträger Woodrow Wilson (1856-1924) dachten? Der machte sich aus heutiger Sicht nicht verehrungswürdig ob seiner Überzeugung, die Rassentrennung müsse beibehalten werden.

Jedenfalls modernisierten die Amerikaner den Kinosaal, kurz bevor sie sich aus Heidelberg verabschiedeten - und nun können sich etwa Konzertbesucher, nachdem Anpassungen in der Technik vorgenommen wurden, bereits in die roten Plüschsessel kuscheln, während eine Bürgerbeteiligung noch einen schönen neuen Namen für das Theater ermitteln soll. Drei Vorschläge seien bereits in der Prüfung.

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Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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