Heidelberg. „Vier Zimmer, 102 Quadratmeter Wohnfläche, 1798 Euro Kaltmiete, Schlosskirschenweg“: ein aktuelles Beispiel vom Heidelberger Immobilienmarkt. Ob Bahnstadt, Rohrbach oder wie hier Kirchheim - mehr als jede zweite Wohnung, die im vergangenen Jahr gebaut wurde, entstand in einem Neubaugebiet. Für fast 550 Wohnungen sind Baugenehmigungen erteilt worden. Das kann man dem „Bautätigkeitsbericht 2020“ entnehmen, den Baubürgermeister Jürgen Odszuck in diesem Monat vorgestellt hat.
Zum ersten Mal lag der Wohnungsbestand über 78 000 Einheiten (Ende Dezember 2020). Durchschnittlich wohnen 1,9 Personen in einer Einheit - etwas weniger als im Jahr davor. Das sei aber ein Effekt, der mit der Pandemie zusammenhänge, ist im Vorwort erklärt.
Als „Bauüberhang“ bezeichnet man genehmigte, aber noch nicht fertiggestellte Wohngebäude. Im Berichtsjahr waren 1624 genehmigte Wohnungen noch nicht bezugsfertig. Das entspreche in etwa dem Niveau von 2019. Davon sind mehr als zwei Drittel als Neubauten geplant. Im Stadtteil Südstadt sollen auf den Konversionsflächen 497 Wohnungen errichtet werden und im Stadtteil Bahnstadt 287, für die bereits grünes Licht gegeben wurde. Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen ging indes gegenüber 2019 um mehr als ein Viertel (-26,4 Prozent) zurück. Dieser Trend ist seit 2017 zu beobachten. Im Durchschnitt misst eine Wohnung 88,4 Quadratmeter.
262 Baugenehmigungen für neue Gebäude sind erfasst. 181 Baugenehmigungen ergingen für Wohngebäude und 81 für Bauvorhaben für andere Gebäude. Die „veranschlagten Baukosten“ für die genehmigten Bauvorhaben liegen bei rund 240 Millionen Euro - im Vorjahr waren es 250 Millionen Euro gewesen. Dass Bauen teurer geworden ist, lässt sich im Bericht klar ablesen: Rund 1500 Euro kostet jeder Quadratmeter Wohnfläche im Durchschnitt.
Schwerpunkt im Südwesten
Der Bautätigkeitsbericht wird jährlich erstellt und analysiert die Entwicklung des Wohnungsbaumarktes.
Ende 2020 gab es 78 090 Wohnungen in Heidelberg.
51,5 Prozent beinhalten drei oder vier Zimmer.
7,2 Prozent des Heidelberger Wohnraums werden gefördert.
Von 508 Neubauwohnungen liegen 259 Wohnungen (51 Prozent) im Stadtteil Bahnstadt.
110 Wohnungen (21,7 Prozent) kamen im Stadtteil Kirchheim hinzu – alleine 86 Wohnungen entstanden im Bereich des Höllensteins. 45 Wohnungen (8,9 Prozent) wurden im Stadtteil Rohrbach gebaut.
Baukosten steigen stark
Seit 2015 steigerten sich die Baukosten um 16 Prozent, haben die Statistiker berechnet. Der Verbraucherpreisindex stieg im gleichen Zeitraum um „nur“ 6,4 Prozent. 508 Wohneinheiten wurden 2020 fertig, darunter 33 Einfamilienhäuser, sechs Zweifamilienhäuser und 27 Mehrfamilienhäuser.
Umbau und Sanierung besitzt aktuell deutlich weniger Bedeutung, wenn man den Anteil am entstehenden Wohnungsangebot insgesamt betrachtet. 109 der 156 Genehmigungen (69,9 Prozent) für Umbau- und Sanierungsmaßnahmen wurden für Wohngebäude sowie 47 Maßnahmen für andere Gebäude (30,1 Prozent) erteilt. Die Baukosten werden mit insgesamt 43 Millionen Euro veranschlagt. Das entspreche 18,2 Prozent der im Jahr zuvor veranschlagten Baukosten. Nach Abschluss der Umbau- und Sanierungsmaßnahmen werden in diesen 127 Gebäuden 602 Wohnungen vorhanden sein. Dies sind 58 Wohneinheiten mehr als vorher.
Thema Klimaschutz: Bis 2050 möchte Heidelberg klimaneutral sein. Neben dem Verkehr hat das Heizen von Wohnungen einen starken Einfluss auf die Umweltverschmutzung. 84,6 Prozent der Neubauwohnungen in der Stadt sind bereits an die Fernwärme angeschlossen. „Fernwärme wird zu etwa 50 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen, dieser Anteil soll erhöht werden“, formuliert Odszuck.
Nur ein Drittel der Vorgabe
508 fertiggestellte neue Wohnungen - das klingt erst einmal nach sehr, sehr viel. Allerdings sahen die Vorgaben des 2017 erstellten Baulandprogramms für 2020 ursprünglich sogar etwa 1500 Neubauwohnungen vor. „Es wurde dabei davon ausgegangen, dass die große Zahl der genehmigten Wohnungen auch realisiert werden würde“, erläutert der Bericht. Dass 2020 weniger fertiggebaut wurde, habe unterschiedliche Ursachen: So hätten sich in der Südstadt und in der Bahnstadt einige für 2020 vorgesehene Projekte verschoben. Auch Rohrbach-Hospital und Patrick-Henry-Village waren bereits für 2020 mit ersten Fertigstellungen vorgesehen. Letzteres dreht eine weitere Planungsschleife: „Die Stadt arbeitet derzeit an der Fortschreibung des Baulandprogramms für den Zeitraum 2022 bis 2026, die diese Verschiebungen berücksichtigt.“
Zum Vergleich: 2012 wurden 620 von 853 genehmigten Wohnungen fertig, 2014 waren es 344 von 847 und 2016 genau 583 von 769 - das Verhältnis von Fertigstellungen zu Baugenehmigungen verändert sich also von Jahr zu Jahr stark.
Bautätigkeitsbericht im Netz: https://bit.ly/3ntBI23
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