Heidelberg. Der Baustoffhersteller HeidelbergCement gibt sich einen neuen Namen: Heidelberg Materials. Den veränderten Markenauftritt hat der Dax-Konzern am Dienstag seinen Beschäftigten in der Heidelberger Zentrale vorgestellt. Dort soll die Umfirmierung als Erstes vonstattengehen, etwa mit dem Austausch der Flaggen vor dem Gebäude.
Warum streicht das 1874 gegründete Unternehmen den Zement aus seinem Namen? „Wir sind stolz auf unser Zementgeschäft, aber das Leistungsspektrum des Unternehmens geht weit über Zement hinaus“, sagt Dominik von Achten in einer Mitteilung. Ein Sprecher erklärt, dass Zement nicht einmal mehr die Hälfte des Konzernumsatzes ausmache. Das Wort„Materials“ stehe für ein breites, stark verändertes Portfolio mit dem Schwerpunkt Beton.
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„Mit einer Stimme sprechen“
Auch das Logo ist neu: Statt dem Schriftzug mit knalligem Grün und Weiß besteht es jetzt ganz puristisch aus drei Elementen in Weiß und zwei Grüntönen. Zwei Elemente bilden den Anfangsbuchstaben „h“ der Marke. Die größere Fläche symbolisiert ein Bauelement und soll für die technische Stärke des Unternehmens stehen. Das kleinere Element stellt die Zukunftsfelder dar.
Mit der global einheitlichen Dachmarke ist dann auch irgendwann Schluss mit den unzähligen Namen von Töchtern und Produkten. Sie entstanden durch Übernahmen, etwa Hanson, Lehigh oder Italcementi. Man wolle künftig weltweit „mit einer Stimme sprechen“, sagt von Achten.
Der Name Heidelberg habe weltweit einen positiven Klang und bleibe daher erhalten, so der Sprecher. Was man von dem Begriff Zement nicht behaupten kann. Schließlich zählt die Zementherstellung zu den Industrien mit dem höchsten Kohlendioxid-Ausstoß weltweit.
Regelmäßig demonstrieren Klimaaktivisten vor der Konzernzentrale, sie machen HeidelbergCement mitverantwortlich für die Klimakrise. CemEnd heißt zum Beispiel ein Bündnis, das für ein Ende der Zementproduktion eintritt. Von Klimaaktivisten könnte der Vorwurf des Greenwashings kommen, also dass der Konzern rein kosmetische Änderungen vornimmt, um sich klimafreundlicher zu geben. Das stimme keinesfalls, betont der Sprecher. Heidelberg Materials sei Vorreiter auf dem Weg zur CO2-Neutralität.
Als erstes Unternehmen weltweit wollen die Heidelberger 2024 CO2-freien Zement in großem Maßstab anbieten. Eine zentrale Rolle für dieses Ziel spielen Projekte zu Abscheidung in den Werken und zur Speicherung des Klimakillergases etwa in der Nordsee.
Ab 2023 werden nationale und internationale Tochtergesellschaften schrittweise in Heidelberg Materials umbenannt. Das bedeutet nicht, dass dann die unzähligen Lkw gleichzeitig umgespritzt werden, betont ein Sprecher. Man bleibe schwäbisch sparsam und setze das veränderte Design nur bei neuen Fahrzeugen ein. Deshalb werde die globale Umgestaltung auch keine hohen Kosten verursachen, eine Summe könne er nicht nennen.
In den deutschen Börsenindizes tummeln sich einige umfirmierte Unternehmen. Meist entstehen Umbenennungen, weil bei Fusionen ein neuer gemeinsamer Nenner gesucht wird. Oder weil sich Teile eines Konzerns abspalten und eine eigene Identität brauchen. Der Name des Dax-Konzerns E.on zum Beispiel kam zustande, als sich die beiden Energieunternehmen Veba und Viag zusammenschlossen. E.on ist ein Kunstwort, das „E“ soll für Energie stehen, das „on“ für das englische „an“, im Sinne von angeschaltet.
Ärger für Capri-Sun
Ein weiteres Kunstwort ist derzeit infolge der Energiekrise in aller Munde: Uniper ist eine Abspaltung von E.on und gehört inzwischen zu dem finnischen Energiekonzern Fortum. Der Name verbindet das englische „unique“ - „einzigartig“ und Performance - „Leistungsfähigkeit“.
Umfirmierungen laufen nicht immer glatt: So gab es einen Sturm der Entrüstung, als die Eppelheimer SiSi-Werke 2017 das Aus für ihren Markennamen Capri-Sonne verkündeten. Die Umbenennung Capri-Sun sollte global gültig sein. Dazu gab es auch noch Spott von der Konkurrenz in schrägem Deutsch-Englisch: Unter der Überschrift „Was Capri-Sun kann, we can do schon lang!“ bildete Ritter Sport bei Twitter eine Denglish-Edition ab: Knight Sport Orange (engl. knight für Ritter).
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