Heidelberg. Von eingeschränkten Gaslieferungen wäre HeidelbergCement kaum betroffen, doch die steigenden Energiekosten machen dem Baustoffhersteller massiv zu schaffen. So sehr, dass er seine Gewinnziele für das Gesamtjahr kassiert.
Wegen der beispiellosen Steigerung der Energiepreise bleibe das zweite Halbjahr herausfordernd, sagte der Vorstandsvorsitzende Dominik von Achten am Donnerstag. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen zwar weiter einen deutlichen Anstieg des Umsatzes. Für den Gewinn rechnet es nun auf vergleichbarer Basis mit einem leichten Rückgang. Zuvor hatte HeidelbergCement bei den Ergebnissen einen leichten Anstieg im Visier.
Die Zementherstellung ist sehr energieintensiv. Die Probleme mit den sinkenden Gaslieferungen aus Russland und entsprechenden Preissteigerungen treffen HeidelbergCement indirekt. „Wir haben wenig Gas im Einsatz“, sagt von Achten. Wo es ging, hat das Unternehmen auf alternative Brennstoffe, darunter Pistazienschalen und Elefantengras oder auch Öl umgestellt. Aber weil Gas teilweise auch für die Stromherstellung gebraucht wird, steigen die Strompreise – und das bekommt auch HeidelbergCement zu spüren. Eine halbe Milliarde Euro mehr als üblich hat der Dax-Konzern im ersten Halbjahr für Energie bezahlt. Vor der Energiekrise lagen die Kosten bei insgesamt rund zwei Milliarden Euro im Jahr.
„Wildes Halbjahr“
Ein „wildes Halbjahr“ sei das gewesen, sagt von Achten mit Blick auf die erste Jahreshälfte vor allem angesichts der explodierenden Energiekosten. Man sei ständig im Gespräch mit den Kunden gewesen. Immerhin konnten die Heidelberger mehr und mehr Preiserhöhungen durchsetzen und so die steigenden Energiepreise weitgehend kompensieren. Und man werde wohl weiter an der Preisschraube drehen müssen. Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um 10,9 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Das Ergebnis des laufenden Geschäftsbetriebs vor Abschreibungen ging um 4,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zurück. Ein umfangreiches Sparprogramm sei trotz der steigenden Kosten nicht geplant, aber man bleibe „auf Zehenspitzen“, erklärte der Vorstandschef. „Wir sind ohnehin ein kostenbewusstes Unternehmen und werden es auch bleiben.“
Angesichts der steigenden Baukosten und wirtschaftlichen Abkühlung erwartet von Achten, dass sich der private Wohnungsbau in Deutschland abschwächt. Im Bereich Infrastruktur und Industriebau sei die Auftragslage aber noch gut. Von Achten setzt auch auf die EU-Infrastrukturprogramme. Ähnliche Programme in Großbritannien zeigten schon Wirkung.
Nach von Achtens Einschätzung macht der Konzern große Fortschritte im Bereich Klimaschutz. Im ersten Halbjahr habe HeidelbergCement die spezifischen CO2-Emissionen um rund 2,5 Prozent gegenüber dem Jahresende reduziert. (mit dpa)