Personal-Turbulenzen

Wechsel an der Spitze der Familienheim Rhein-Neckar

Bei der Immobiliengruppe gibt es Personal-Turbulenzen. An der Spitze stehen zwei neue Manager. Was hinter den Kulissen los ist

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Der Firmensitz des Unternehmens Familienheim Rhein-Neckar in M 7 in Mannheim. © Michael Ruffler

Eigentlich sollte bei der Familienheim Rhein-Neckar Jubelstimmung herrschen. Schließlich hat die vor 75 Jahren gegründete Baugenossenschaft in der Region Erfolgsgeschichte geschrieben - vom Flüchtlingshelfer zur Immobiliengruppe. Seit einigen Wochen gibt es freilich hinter den Kulissen Turbulenzen, die eine Personal-Rochade auslösten: Der Vorstandsvorsitzende legte überraschend sein Mandat nieder, der zweite Vorstand ist zwar noch im Amt - aber offenbar nicht mehr lange. Laut Familienheim-Mitteilung hat der Aufsichtsrat zwei neue Manager an die Spitze berufen.

Als am 27. Juni bei der Vertreterversammlung der erfreuliche Geschäftsabschluss 2021 erläutert wird, herrscht entspannte Atmosphäre. Da ahnt Vorstandsmitglied Florian Grabarek noch nicht, dass der Aufsichtsrat seine demnächst auslaufenden Verträge nicht verlängern will - wie diese Redaktion erfahren hat. Auf den Tischen liegen Jubiläumsbroschüren. In der historischen Rückschau mit Blick nach vorn präsentieren Vorstandschef Mike Kirsch und Vorstandskollege Florian Grabarek ihre Visionen mit der Titel-Botschaft: „Wir haben noch viel vor!“ Dazu wird es nicht mehr kommen. Mike Kirsch hat sein Mandat niedergelegt - auf „eigenen Wunsch“, wie die Familienheim mitteilt. Aber das ist nur Teil der Wahrheit. Der im Urlaub weilende 54-Jährige bestätigt auf Anfrage zwar, aus eigenem Entschluss zurückgetreten zu sein - „aber wegen Differenzen mit dem Aufsichtsrat“, so Kirsch.

„Burkhardt bleibt bestehen“

Es gilt als offenes Geheimnis, dass zwischen den Vorständen und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard A. Burkhardt immer wieder Konflikte aufflammen. Offiziell hat sich der 74-Jährige, der fast viereinhalb Jahrzehnte die Geschicke der Familienheim leitete, aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Allerdings berichten Insider, dass sich der Macher schwer tut, Macht abzugeben. Als der Vollblutunternehmer 2018 in den Aufsichtsrat wechselte, hieß es bei seiner Verabschiedung als Vorstandschef in einer der zahlreichen Würdigungsreden: „Minister kommen und gehen, Burkhardt bleibt bestehen.“

Umwandlung zur AG

Die Familienheim ist Muttergesellschaft der Immobiliengruppe Rhein-Neckar und hat 2322 Wohnungen sowie 33 Gewerbeeinheiten im Bestand. Als Baureserven wurden größere Areale in Hemsbach, Laudenbach und Neckarhausen erworben.

Bilanzsumme rund 204 Millionen, Jahresüberschuss knapp 2,7 Millionen Euro.

Die eingetragene Genossenschaft (eG) mit Sitz in Mannheim steht kurz vor der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft (AG). wam

Dieses Zitat könnte man abwandeln: (Familienheim-) Vorstände kommen und gehen . . . Jedenfalls hat der aus Heilbronn als Nachfolger geholte Stadtsiedlungschef Robert an der Brügge nach nur zwei Jahren von einem Tag auf den anderen das Handtuch geworfen. In der „Heilbronner Stimme“ wird der Diplomvolkswirt zitiert, er habe „eine andere Auffassung“ als der Aufsichtsratsvorsitzende gehabt, „wie die Firma zu restrukturieren ist“.

"Es hat nicht mehr gepasst"

Vor ihm hatte auch Martin Burneleit den Vorstand verlassen. Über damalige Hintergründe schweigt er. „Es hat nicht mehr gepasst - außerdem habe ich mit der Sache abgeschlossen“, erklärt der Jurist und Immobilienökonom, inzwischen an der Spitze der Gartenstadt-Genossenschaft Mannheim. Übrigens ist Burneleit 2014 gemeinsam mit Alexander Burkhardt berufen worden - so dass ungewöhnlicherweise Vater und Sohn gemeinsam im Vorstand der Familienheim agierten.

Nun ist Mike Kirsch, dem die Familienheim bescheinigt „sehr viel“ für das Unternehmen erreicht zu haben, nach drei Jahren zurückg

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etreten. Dabei spielte wohl eine zentrale Rolle, dass sich der Vorstand von einer leitenden Mitarbeiterin getrennt hatte, aber der Aufsichtsratsvorsitzende auf deren Wiedereinstellung pochte. Mike Kirsch bestätigt diese Auseinandersetzung, will allerdings dazu nichts sagen. Hingegen erklärt er unmissverständlich, seinen Vorstandskollegen Grabarek für „einen hervorragenden Finanzmann“ zu halten.

Ein an die Familienheim geschickter Fragenkatalog blieb mit Verweis auf den 22. August unbeantwortet. Dann soll es eine Pressekonferenz mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Burkhardt, dem neuen Vorstandschef Thomas Glatte, bislang Leiter des BASF-Immobilienmanagements, sowie Vorstandsmitglied Gerald Krebs, lange bei HeidelbergCement, geben. Der seit 2017 amtierende Vorstand Florian Grabarek ist nicht als Gesprächspartner angekündigt.

Freie Autorin

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