Rad- und Fußweg

Gneisenaubrücke Heidelberg liegt zum Aufhängen bereit

Seit Herbst 2023 wird westlich der Czernybrücke in Heidelberg eine Rad- und Fußweg-Brücke gebaut. Wann die Brücke fertig wird, und warum das Land ausnahmsweise deutlich mehr als 50 Prozent der Baukosten übernimmt

Von 
Michaela Roßner
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Heidelberg. Wie eine große Marionette ohne Fäden liegt der aus sieben Teilen bestehende Brückenkörper auf den provisorischen Stelzen. 120 Meter lang ist die Gneisenaubrücke, die Fußgängern und Radfahrern einen autofreien Weg über die Bahngleise zwischen den Heidelberger Stadtteilen Bahnstadt und Bergheim ermöglicht. Im Frühjahr 2025 soll die Brücke fertig sein. Auf seiner Baustellen-Sommertour schaute sich jetzt der Heidelberger Baudezernent Jürgen Odszuck den Fortschritt der Arbeiten vor Ort an.

Die rostroten Stelzen, auf denen der gut sechs Meter breite, fast filigran anmutende Brückenkörper liegt, werden schon bald verschwinden: Im Herbst wird der 38 Meter hohen Pylon aufgestellt, an dem die Brücke aufgehängt wird. Keine Schnüre, sondern Stahlseile werden das Bauwerk über den Bahngleisen in der Luft halten. Die Ösen, in die sie eingefädelt werden, sind schon am Brückenkörper angebracht.

Land Baden-Württemberg übernimmt 75 Prozent der Baukosten

Ende Juli hatte Staatssekretärin Elke Zimmer den Förderbescheid des Landes Baden-Württemberg in Höhe von 13,75 Millionen Euro überbracht. „Mit der Gneisenaubrücke entsteht ein echtes Vorzeigeprojekt für nachhaltige Mobilität in Baden-Württemberg“, hatte Zimmer gelobt, „Fußgängerinnen und Fußgänger sowie alle Radfahrenden können sich auf eine sechs Meter breite Brücke freuen, die durch getrennte Rad- und Fußwege allen Verkehrsteilnehmenden bestmöglichen Komfort und Sicherheit bietet.“

Die Gesamtkosten der Brücke belaufen sich auf rund 19 Millionen Euro. Die hohe Fördersumme - rund 75 Prozent der Gesamtkosten - verdankt die Stadt den Planungen, an die Gneisenaubrücke im Stadtteil Bergheim eine weitere Brücke anschließen zu wollen: Die neue Neckarbrücke über die B 37 und den Neckar ins Neuenheimer Feld soll ab 2027 gebaut werden.

Brücke ist Teil dreier Radschnellwege um Heidelberg herum

Allein rund 12 000 Radfahrende - so die Prognosen - werden die Gneisaubrücke pro Tag als schnelle und autofreie Verbindung nutzen. Die Brücke ist Teil dreier in Planung befindlicher Radschnellwege (RS): Heidelberg-Mannheim (RS 2), Heidelberg-Schwetzingen (RS 16) und Heidelberg-Wiesloch-Walldorf (RS 22). Dazu kommen viele Fußgänger: Rund 120 000 Menschen leben in einem etwa einen Kilometer breiten Streifen rund um die neue Brücke, unterstreicht Odszuck. Im Heidelberger Radwegenetz wird die Gneisenaubrücke das Herzstück bilden und die südlichen und nördlichen Stadtteile verbinden.

Gneisenaubrücke

  • Das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte am 8. Mai 2019 den Planfeststellungsbeschluss für den Neubau erlassen.
  • Die Brücke führt westlich der Czernybrücke nahe des Hauptbahnhofs über die Bahngleise und ist Teil der Radwegeverbindung zwischen SchwetzingenPatrick-Henry-Village und dem Neuenheimer Feld.
  • Nachdem bei einer Ausschreibung kein akzeptables Angebot einging, wurde der Baustart verschoben und die Arbeiten später erneut ausgeschrieben.
  • Seit September 2023 wird die Gneisenbaubrücke nun gebaut. Im Frühjahr 2025 soll sie fertig sein.
  • Das Land Baden-Württemberg fördert den Neubau der Fußgänger- und Radwege-Brücke mit 13,7 Millionen Euro.
  • Die geplante neue Neckarbrücke, die den Radweg von der Gneisenaustraße ins Neuenheimer Feld fortführen soll, soll ab 2027 gebaut werden.

Doch warum braucht es direkt neben der Czernybrücke eine weitere Brücke? Die Gneisenaubrücke werde Radfahrern und Fußgängern eine direkte, schnelle und sichere Verbindung bringen, unterstreicht Odszuck. Radfahrer kommen aus dem Heidelberger Süden über die Pfaffengrunder Straße und die Da-Vinci-Straße mit nur wenigen Ampelstopps Richtung Norden voran.

Die Brückenbaustelle ist aus mehreren Gründen eine besonders knifflige: Vier Gleise der Deutschen Bahn AG und zwei Gleise der RNV werden überquert. Notwendige Sperrungen des Bahnverkehrs, etwa beim Einschieben der Brückenelemente, mussten mit der Deutschen Bahn lange vorab geplant werden. „Drei Jahre im Voraus“ müssten solche Terminabsprachen getroffen werden. Wäre einer geplatzt, hätte die Stadt lange auf einen Ersatztermin warten müssen - zumal andere Bahnbaustellen in der Region die Strecke um Heidelberg im Moment noch wichtiger machen als sonst. Auch die Form der an Seilen hängenden Brücke geht auf Vorgaben der Bahn zurück, die zwischen den Schienen keine starken Brückenträger wünscht, weil auch die Bahntrasse in den nächsten Jahrzehnten modernisiert werden soll.

Ungewöhnliches Baugerät taucht auf

In den vergangenen Wochen tauchte daher auch eher ungewöhnliches Baugerät an der Gneisenaubrücke auf. Zum Beispiel ein Drehbohrgerät mit einer Höhe von 24 Metern. Mit einer riesigen Bohrschnecke setzte er bis zu 16 Meter tiefe Löcher - insgesamt 50 Vertiefungen, in die Pfähle aus Beton gegossen werden. Auf der Ochsenkopfwiese und neben dem Kino auf Bahnstadt-Seite bilden sie die Fundamente der Brücke.

Sechs Meter wird die neue Hängebrücke breit sein. Vier Meter stehen für den Radweg in beiden Richtungen zur Verfügung, zwei Meter breit ist der Fußgängerbereich.

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Direkt an der künftigen Brückenauffahrt befindet sich nun keine Baustelle mehr: Die aufwendigen Arbeiten an der Eppelheimer Straße zwischen Czernybrücke und Luxor-Kino sowie hin zur Da-Vinci-Straße sind abgeschlossen.

Großbaustelle Eppelheimer Straße ist abgeschlossen

Die Großbaustelle war im Frühjahr 2023 begonnen worden. Immer wieder waren Fahrspuren gesperrt und Umleitungen mussten ausgeschildert werden. Nun haben alle wieder feie Fahrt. Radler haben nun an der Eppelheimer/Da-Vinci-Straße aus allen Richtungen kommend eine eigene Abbiegespur. Die Gehwege sind verbreitert. Ampeln gibt es künftig an allen vier Straßenübergängen. Die Masten stehen schon, die Ampeln selbst werden erst später montiert.

Die Tiefbauarbeiten für das Verlegen der neuen Brückenentwässerung, die fünf bis acht Meter unter der Straßenoberfläche stattfanden, waren an dieser Stelle der Eppelheimer Straße nach Angaben der Verantwortlichen eine große Herausforderung. Denn die Arbeiter stießen dort nicht wie erwartet auf einen Feinboden aus Sand und Kies, sondern auf steinharten Fels. Ähnlich wie beim Bergbau musste ein 20 Meter langer und 1,20 mal 1,50 Meter breiter Stollen von einer Straßenseite zur anderen zum Teil per Hand gegraben werden.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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