Streik im ÖPNV

Elterntaxi und Homeoffice: Wie Heidelberg in den Streiktag geht

Am Freitag, 3. März, wird der Betrieb der Rhein-Neckar-Verkehr bestreikt: Es fahren weder Busse noch Straßenbahnen. Wie Heidelberg in den Streiktag geht

Von 
Michaela Roßner
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Heidelberg. Am Freitag, 3. März, wird der Betrieb der Rhein-Neckar-Verkehr bestreikt: Es fahren bis Samstag Früh weder Busse noch Straßenbahnen. Wie Heidelberg in den Streiktag geht.

Mehr als 22.000 Schülerinnen und Schüler besuchen in Heidelberg 35 öffentliche Schulen und 22 Schulen in privater Trägerschaft. Hier ist der bevorstehende Streik seit Mittwoch Thema, bestätigen Johannes Laule, stellvertretender Schulleiter an der Johannes-Gutenberg-Schule Heidelberg und  Ralph Fritz, für das betriebliche Mobilitätsmanagement zuständiger Abteilungsleiter: „Wir informieren die Klassen, damit niemand am Freitagmorgen von der Situation überrascht wird.“ An der Einrichtung am Wieblinger Weg lernen unter anderem angehende Bäckerinnen, Friedhofsgärtner oder Meisterschülerinnen und Schüler aus der ganzen Region.

Alternative: Rückkehr in den Ausbildungsbetrieb

Tatsächlich wird etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler an der Heidelberger Gutenberg-Schule vom Streik betroffen sein: „Von den rund 1500 Jugendlichen und Erwachsenen, die zu uns kommen, erwarten wir am Freitag etwa 700 zum Blockunterricht“, erklärt Laule. Dank einer jüngst durchgeführten Schülerbefragung wissen die Pädagogen, dass ihre Schützlingen im Schnitt eine Anfahrt von 22 Kilometern zur Schule haben. „Gut 200 Schüler müssen am Freitag eine Alternative zu Bus und Bahn suchen“, schätzt Fritz den Kreis der Betroffenen. Sollte es gar nicht möglich sein, mit S-Bahn. Fahrrad, Fahrgemeinschaft oder Elterntaxi zu kommen, sollen die Schüler an diesem Tag  in den Ausbildungsbetrieb gehen - die sind in der Regel näher gelegen.

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Grundschüler kaum betroffen

Der „große Aufschrei“ von Eltern sei zwar bislang ausgeblieben, berichtet die Vorsitzende des Heidelberger Gesamtelternbeirates Andrea Dittmar. Allerdings geht sie davon aus, dass viele Schüler keine Möglichkeit haben werden, zum Unterricht zu kommen. Lehrkräfte seien genauso betroffen – zumal viele Schulen gar keine Parkmöglichkeiten für zusätzliche Pendler hätten. Um Grundschüler macht sich die Elternbeiratsvorsitzende keine so großen Sorgen, das sie meist in Wohnortnähe eingeschult würden und zu Fuß zum Unterricht gehen könnten. Kinder an Privatschulen und solche, die bewusst in der Nähe des Arbeitsplatzes der Eltern eingeschult wurden, seien hingegen eher betroffen - genauso wie Auswärtige, die nicht so einfach aufs Fahrrad umsteigen könnten wie die Kinder mit Wohnsitz im Stadtgebiet. „Ich hoffe, dass die gute alte Tradition der Fahrgemeinschaft wiederauflebt“, hofft Dittmar auf Elterntaxis, die möglichst mehrere Kinder mitnehmen – und nicht direkt vor der Schule, sondern ein paar hundert Meter entfernt ihre wertvolle Fracht ausladen: „Sonst wird es rund um die Schulen chaotisch – und das könnte für die vielen Kinder gefährlich werden, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen.“    

Uniklinikum rechnet mit Ausfall von Patientenbesuchen

Der größte Arbeitgeber in der Stadt, das Heidelberger Universitätsklinikum, ist ebenfalls vorbereitet: „Die Mitarbeitenden sind über Intranet und E-Mail über den Streik informiert“, bestätigt ein Sprecher. „Bezüglich des Streiks organisieren sich die Mitarbeitenden in den Kliniken auf kurzem Weg, zum Beispiel durch den Tausch von Diensten oder der Organisation von Fahrgemeinschaften.“

Wenn Beschäftigte, die nicht direkt Patienten versorgen, am Freitag im Homeoffice arbeiten können, werde dies natürlich begrüßt. Für eine Einschränkung des Klinikbetriebs wie etwa Schließung der Ambulanzen oder die Absage von ambulanten Eingriffen sieht die Klinikumsleitung indes keine Veranlassung. „Wir gehen jedoch davon aus, dass einzelne Patientinnen und Patienten Termine nicht wahrnehmen können“, ergänzt der Sprecher des Uniklinikums. 

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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