Busse und Bahnen

RNV-Streik: Wie sich die Region auf den Stillstand vorbereitet

Nichts geht mehr in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg: Die RNV wird am Freitag ganztägig bestreikt. So bereiten sich Unternehmen, Krankenhäuser, Schulen und Adler auf den Streik vor

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Bernhard Zinke
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Die Busse der RNV bleiben – wie hier im Jahr 2020 – am Freitag in den Depots. © Bernhard Zinke

Rhein-Neckar. Der ganztägige Warnstreik im Öffentlichen Nahverkehr an diesem Freitag treibt vielen Menschen die Sorgenfalten auf die Stirn. Es wird mit einem erheblichen Verkehrsaufkommen auf den Straßen gerechnet, da Busse und Bahnen in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg komplett in den Depots bleiben werden.

„Es wird tatsächlich kein RNV-Verkehr stattfinden“, bekräftigt Unternehmenssprecher Moritz Feier. Es seien zwar an einzelnen Stellen Subunternehmer im Einsatz, die nicht bestreikt würden. Aber es wäre sinnlos, in einem komplett vernetzten System fünf bis zehn Prozent des Verkehrs aufrecht zu erhalten. Deshalb werden alle Verkehre mit Bussen und Bahnen eingestellt. Da auch die Mobilitätszentralen in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg voraussichtlich bestreikt werden, ist die RNV für ihre Kunden am Freitag nicht erreichbar.

Zielscheibe im Tarifkonflikt des Öffentlichen Dienstes ist das Unternehmen deshalb, weil die Kommunen Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg Träger der RNV sind. Man sei nicht direkter Tarifpartner in der Auseinandersetzung, sondern die kommunalen Arbeitgeberverbände. Aber da der RNV-Haustarif jeweils die Konditionen der Tarifpartner übernimmt, steht das Unternehmen mit im Visier.

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Nicht betroffen vom Warnstreik sind die weiteren Transportunternehmen im Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN). Dies gilt auch für die S-Bahn Rhein-Neckar. Diese wird ebenfalls nicht bestreikt, wie eine der Sprecherin bestätigt. Dass die S-Bahn fährt, spielt auch den Adlern in die Karten. Diese begrüßen nämlich am Freitagabend den Tabellenzweiten ERC Ingolstadt zum Spitzenspiel in der SAP Arena. Erwartet werden dazu rund 9000 bis 10 000 Zuschauer. Für die Adler geht es um wichtige Punkte im Kampf um die direkte Qualifikation fürs Play-off-Viertelfinale. Deshalb werden die Adler ihre Fans über den Streik informieren und darauf hinweisen, dass diese mit der S-Bahn direkt zur SAP Arena kommen können.

Die Polizei geht davon aus, dass erheblich mehr auf den Straßen los sein wird. Sorgen macht vor allem die Baustelle am Luisenring. Hier startet der dritte Abschnitt zum Bau eines Radwegs. Das bedeutet: Der Verkehr muss sich über eine Spur quälen, wo normalerweise drei zur Verfügung stehen. Und auch der Kreuzungspunkt am Luisenring werde nur stark eingeschränkt nutzbar sein, sagt eine Sprecherin. Ihre Tipps: früher losfahren, Fahrgemeinschaften bilden, aufs Fahrrad umsteigen, wenn möglich. Aber sie weiß auch: „Staus werden sich wohl nicht vermeiden lassen.“

Die BASF hat ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach eigenen Angaben schon früh vor dem Streik gewarnt, damit Betroffene entsprechend umplanen können. Empfehlungen gibt das Unternehmen aber nicht. Am Freitag sind generell etwas weniger Aniliner im Werk, da dies ein beliebter Homeoffice-Tag ist. Die Sprecherin rechnet damit, dass sich noch einige Beschäftigte mehr fürs mobile Arbeiten entscheiden.

Das Heidelberger Universitätsklinikum als größter Arbeitgeber in der Stadt ist ebenfalls vorbereitet: „Die Mitarbeitenden sind über Intranet und E-Mail über den Streik informiert“, bestätigt ein Sprecher. „Bezüglich des Streiks organisieren sich die Mitarbeitenden in den Kliniken auf kurzem Weg, zum Beispiel durch den Tausch von Diensten oder der Organisation von Fahrgemeinschaften.“ Für eine Einschränkung des Klinikbetriebs wie etwa Schließung der Ambulanzen oder Absage von ambulanten Eingriffen sieht die Klinikumsleitung keine Veranlassung. „Wir gehen jedoch davon aus, dass einzelne Patientinnen und Patienten Termine nicht wahrnehmen können“, ergänzt der Sprecher.

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Betroffen vom Streik sind auch die kompletten Schülerverkehre. Es wird kein einziger Schulbus fahren. Das war am Mittwoch auch Thema an den Schulen. Zahlreiche Kollegen sind beispielsweise auf Lars Hoffmann zugekommen, den geschäftsführenden Schulleiter der Mannheimer Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen. Reihenweise hätten Eltern ihre Kinder bereits für Freitag vom Unterricht abgemeldet. „Wir gehen davon aus, dass viele Schülerinnen und Schüler entweder verspätet oder gar nicht zum Unterricht kommen“, sagt Hoffmann. Die Verantwortung für den Schulweg liege alleine bei den Eltern. Doch die Schulen dürften den Unterricht nicht einfach ausfallen lassen. Deshalb werden an dem Tag die Lehrerinnen und Lehrer wohl zumindest keine neuen Unterrichtseinheiten beginnen.

In Heidelberg besuchen mehr als 22 000 Schülerinnen und Schüler 35 öffentliche und 22 private Schulen. Der große Aufschrei von Eltern sei zwar bislang ausgeblieben, berichtet die Vorsitzende des Heidelberger Gesamtelternbeirates, Andrea Dittmar. Allerdings geht sie davon aus, dass viele Schüler keine Möglichkeit haben, zum Unterricht zu kommen. Lehrkräfte seien genauso betroffen – zumal viele Schulen gar keine Parkmöglichkeiten für zusätzliche Pendler hätten. Um Grundschüler macht sich die Elternbeiratsvorsitzende keine so großen Sorgen, da sie meist zu Fuß zum Unterricht gehen könnten. „Ich hoffe, dass die gute alte Tradition der Fahrgemeinschaft wiederauflebt“, hofft Dittmar auf Elterntaxis, die möglichst mehrere Kinder mitnehmen – und nicht direkt vor der Schule, sondern ein paar Hundert Meter entfernt ihre wertvolle Fracht ausladen. bjz/miro/be/pk

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