Interview

Eckart Würzner hat noch tausend Ideen für Heidelberg

Am Sonntag wird es ernst! Eckhart Würzner will weitere acht Jahre Oberbürgermeister von Heidelberg bleiben. Im Interview spricht er über die Anstrengungen im Wahlkampf und wie das Heidelberg der Zukunft aussehen soll 

Von 
Michaela Roßner
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Oberbürgermeister Eckart Würzner (61, parteilos) bewirbt sich um eine dritte Amtsperiode und hat noch viele Ideen, die er in der Stadt umsetzen möchte. © Jegliche Verwendung ist honorarp

Heidelberg. Herr Würzner, Sie haben im ersten Wahlgang die meisten Stimmen bekommen. Sind Sie optimistisch, dass das am Sonntag auch klappt?

Eckart Würzner: Ich bin sehr optimistisch, weil es bei der ersten Wahl schon einen sehr deutlichen Wählerwillen gegeben hat. Darüber habe ich mich riesig gefreut, und ich bekomme jeden Tag, wenn ich unterwegs bin, extrem gute Rückmeldungen.

Sie streben die dritte Amtszeit an. Ist es vielleicht der anstrengendste der drei Wahlkämpfe?

Würzner: Die Wahlkämpfe heute sind ganz anders, weil man auf vielen Kanälen, auch auf Social Media, unterwegs sein muss. Das macht viel Spaß, ist aber deutlich aufwendiger als bei früheren Wahlkämpfen. Es war auch ein sehr langer Wahlkampf mit vielen Podiumsdiskussionen – durchaus intensiv.

Warum tun Sie sich das überhaupt noch einmal an?

Würzner: Ob ich noch einmal antreten soll – diese Frage habe ich natürlich auch mit meiner Familie diskutiert. Aber es haben mich auch sehr viele Menschen angesprochen: Bitte Eckart, tritt noch mal an, für uns und für Heidelberg. Ich liebe diese Stadt, habe noch tausend Ideen, was wir noch angehen und verändern können. Und das würde ich gerne umsetzen – für die Menschen.

Wenn man 16 Jahre der Chef der Stadt ist, entwickelt sich viele innigere Kontakte, vielleicht auch Abhängigkeiten. Wie finden Sie da Ihren Weg?

Würzner: Ich glaube, man kennt mich. Ich bin ja als Parteiloser in einem ständigen Veränderungsprozess. Schon der Gemeinderat hat sich in diesen 16 Jahren deutlich verändert. Gerade als Parteiloser habe ich und werde ich zwischen den unterschiedlichen politischen Richtungen vermitteln.

Eckart Würzner

  • Der Amtsinhaber bewirbt sich nach 2006 und 2014 nun für seine dritte Amtszeit als Heidelberger Oberbürgermeister.
  • Eckart Würzner (61, parteilos), geboren im niedersächsischen Goslar, kam Anfang der 1980er-Jahre für sein Geographiestudium nach Heidelberg. Seine Frau Janine heiratete er 1982 – gemeinsam haben die beiden vier Kinder und vier Enkelkinder.

 

Die FAZ sieht Sie als „grün-schwarzen Kandidaten“. Ihre Herausforderin Theresia Bauer sagt, Sie seien „schwarz-gelb“. Welche Farben geben Sie sich selbst?

Würzner: Wenn man versucht, mich in Parteistrukturen einzusortieren, liegt man mit schwarz-grün wohl am treffendsten. Aber ich bin parteilos. Das ist das Entscheidende.

„Dein Heidelberg. Deine Entscheidung“ steht auf Ihren Plakaten. Sind Sie mit der ganzen Stadt per Du?

Würzner: Fast ja. Mich kennen wirklich unglaublich viele Menschen, und sie wissen, dass sie mich auch auf der Straße ansprechen können. Ich gehe viel raus, bin viel unter Menschen. Jeder sollte den Zugang zum Oberbürgermeister haben – und den versuche ich so einfach wie möglich zu halten.

Wie soll Heidelberg in acht Jahren aussehen?

Würzner: Wir sollten uns als Innovations- und Kulturstadt in Europa noch stärker profiliert haben. Vor allem ist mir wichtig, dass das soziale Miteinander auch in schwierigen Zeiten gelebt wird. Heidelberg soll eine Stadt sein, die auch bei Zukunftsthemen, zum Beispiel dem Klimaschutz, eine Vorbildrolle übernehmen kann und die trotz aller Schwierigkeiten auch im Wohnungsbau ein Zeichen setzt, indem sie einen großen Bestand an Wohnungen im kommunalen Besitz hält.

2030 soll die Stadt klimaneutral sein. Wie realistisch ist das Ziel?

Würzner: Sehr realistisch. Wir haben ein klares Konzept, und für den eigenen Verantwortungsbereich kann ich das klar zusagen. Wir werden die Fernwärme bis 2030 auf jeden Fall auf grüne Fernwärme umgestellt haben, weil wir dafür einen ganz klaren Investitions- und Aktionsplan haben. Ich werde die anderen Akteure in der Stadt durch ein Bündnis noch stärker in die gemeinsamen Klimaschutzaktivitäten integrieren.

Wie wird es mit der Fusion der Uniklinik-Standorte Mannheim und Heidelberg weitergehen?

Würzner: Jeder weiß, dass wir, wenn wir auf internationaler Ebene weiter einen Spitzenplatz in Medizin haben wollen, unsere Kräfte bündeln müssen. Der Zusammenschluss muss kommen und ist von zentraler Bedeutung für die Region. Dafür werde ich mich sehr einsetzen.

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Stichwort Neuenheimer Feld: Wie wird das Verkehrsproblem zu lösen sein?

Würzner: Wir haben uns endlich mit dem Land auf eine Straßenbahn als wichtigste Erschließung für das Neuenheimer Feld verständigt und werden diese auf den Weg bringen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Planfeststellung vorzubereiten. Die Förderanträge werden vorbereitet. Wir hatten ja eigentlich schon eine Förderzusage über 30 Millionen Euro. Das ist ärgerlich, aber wir müssen es nun neu beantragen.

Stichwort Neckarufertunnel. Da gibt es nicht nur das Gestein zu bohren, auf dem die Altstadt gebaut ist, sondern auch dicke Bretter der politischen Bühne. Glauben Sie noch an eine Realisierung?

Würzner: Es ist für mich von Bedeutung, dass wir unsere Stadtteile entwickeln und noch ansprechender machen. Die Innenstadt hat ein Juwel, und das ist der Neckar. Ich möchte unbedingt, dass sich die Stadt in Richtung Neckar ansprechender gestaltet. Und wir werden über einen kurzen Abschnitt einer überdeckelten Straße eine hohe Aufenthaltsqualität schaffen. Auf Bundes- und Landesebene müssen dafür politische Kräfte gebündelt werden. Ich halte es für ein sehr relevantes Thema in der Stadt, die als quasi Unesco-Weltkulturerbe für eine Stadt der Romantik und Schönheit steht wie kaum eine andere.

Heidelberg ist um 30 000 Bewohner gewachsen. In diesem Tempo kann es nicht weitergehen, oder?

Würzner: Heidelberg ist durch den Abzug der Amerikaner ab 2015 zunächst einmal geschrumpft. Wir haben mit einer intensiven Bürgerbeteiligung die freigewordenen Flächen entwickelt, so dass wir mit der Entwicklung von Hospital, Patrick-Henry-Village und Südstadt an unsere Grenzen kommen, weil wir den Grüngürtel um Heidelberg und landwirtschaftlich genutzte Flächen erhalten wollen.

Finanzkrise, Pandemie, Energiekrise. Da kann’s in den nächsten acht Jahren nicht schlimmer werden – oder ist das zu optimistisch?

Würzner: Die Corona-Pandemie war für alle hart. Aktuell haben wir es mit großen Herausforderungen zu tun, vor allem in Bezug auf die Entwicklung von zukunftsfähigen Energien. Aber Herausforderungen kann man auch als solche sehen und nicht als Krise. Ich glaube, dass wir mit Optimismus an diese schwierigen Fragestellungen herangehen müssen. Das schafft Zuversicht und Vertrauen, dass die Politik vor Ort ihr Möglichstes tut und Lösungen anbietet, wie zumindest Härten gemildert werden können. Durch die Corona-Pandemie sind wir aus meiner Sicht recht gut gekommen – auch durch das Maßnahmenpaket, das wir als Stadt mit meiner Unterstützung geschnürt haben.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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