Heidelberg. Ein Gerät, kaum größer als eine starke Lupe, das blitzschnell verdächtige Hautveränderungen erkennt, Bilder davon sichert und erklärt, ob es sich um Hautkrebs handelt? Daran arbeitet seit sechs Jahren Titus Brinker mit seinem Team. Das Projekt steht kurz vor der Marktreife.
Beim DKFZ-Jahresempfang am Mittwochabend gab es dafür nun den DKFZ Innovation Award des eingetragenen Vereins „Freunde des Deutschen Krebsforschungszentrums“. Einen anderen Blick auf Afrika regte an diesem Abend der langjährige Botschafter und Afrika-Experte Albrecht Conze in seinem Festvortrag an.
Bald bundesweites Krebs-Präventionszentrum in Heidelberg
500 000 Krebs-Neuerkrankungen im Jahr, 225 000 Tote: DKFZ-Vorstand Michael Baumann machte anhand von Zahlen deutlich, wie wichtig die Erforschung der Zivilisationskrankheit Krebs bleibt - auch wenn schon viel erreicht sei. So bekämen Patienten heute sehr viel bessere Prognosen mit der Diagnose mitgeteilt. 66 Prozent der Frauen etwa überleben die kritischen ersten fünf Jahre nach einer Krebserkrankung.
In diesem Jahr soll das Thema Prävention besonders unterstrichen werden. „40 Prozent der Krebserkrankungen könnten durch Impfungen und dem Verzicht aufs Rauchen verhindert werden“, nennt Baumann Beispiele. Und sehr frühes Erkennen der Krankheit würde 60 Prozent aller Krebs-Todesfälle verhindern: „Das sind Zahlen, die man mit keiner Medikamenten-Neuentwicklung erreichen kann.“
Ursula Weyrich, Kaufmännischer Vorstand, ging auf die Investitionen ein. Unter anderem entsteht bald in Heidelberg das bundesweite Präventionszentrum an der Berliner Straße. Es kostet rund 150 Millionen Euro und wird bislang allein durch private Spender finanziert. „Wir hoffen allerdings schon auch auf Steuermittel“, fügt sie hinzu.
Andere Blickwinkel auf den globalen Süden: Afrika als Chance sehen
In Afrika spielen Krebserkrankungen bislang eine untergeordnete Rolle, berichtet Festredner Conze. Das liege wohl zum Einen am jungen Durchschnittsalter der Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent, zum Anderen daran, dass westliche Ernährung und Lebensweise hier erst langsam Fuß fassen. Stattdessen bereiten nach wie vor vor allem Infektionskrankheiten wie Malaria und HIV die meisten Sorgen.
Der Diplomat Conze, der 1972 in Heidelberg am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Abitur machte, plädiert aus vielen Gründen für „einen neuen Blick nach Süden“. 16 Jahre hat er in verschiedenen afrikanischen Ländern, unter anderem in Uganda und im Benin, gelebt und gearbeitet. Afrika wecke in Europa vor allem eine Angst vor ungeordneter Einwanderung. „Sehen Sie Afrika als Chance“, ermuntert Conze, und belegt das aus mehreren Blickwinkeln. Während Deutschland nur einen Prozent seiner Subventionen in Afrika investiere, stecke China 13 Prozent seiner Subventionen in jenen globalen Süden, den der Westen früher die „Dritte Welt“ nannte. „Wir brauchen neue strategische Partnerschaften über das Mittelmeer hinweg“, unterstrich Conze.
Erstmals Auszeichnung für Patienten-Experten
Markus Wartenberg hat den mit 5000 Euro dotierten und erstmals vergebenen „Patienten-Experten-Preis“ bekommen. Der Patientensprecher im NCT-Forschungsrat engagiert sich seit vielen Jahren in verschiedenen Gremien, speziell für Sarkom-Patienten, und hat unter anderem die Patienten-Experten-Akademie mit auf den Weg gebracht.
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