Speyer. Den Startschuss gab der prominente österreichische Stratosphärenspringer Felix Baumgartner: Seit 9.30 Uhr lief am Mittwochmorgen im Speyerer Technik Museum der Versuch, das von der Bundesmarine ausgemusterte U17-Boot in eine stabile Seitenlage zu bekommen. Es war Anfang Juni unter großem Publikumszuspruch über den Rhein in Speyer angekommen. Zunächst um 30 Grad, später um 72 Grad wurde das Ausstellungsstück, das im kommenden Sommer über Rhein und Neckar nach Sinsheim transportiert werden soll, nun gedreht.
Geschuldet ist der Versuch dem Umstand, dass es auf dem Weg nach Sinsheim mehrere Brücken und Neckarschleusen zu überwinden gilt. Neun Meter hoch ist das U-Boot, das einst zur Abschreckung auf den Weltmeeren unterwegs war. Bei einem aufrechten Transport hätte es bei Heidelberg gleich drei Brücken eingerissen. Das wollte man tunlichst vermeiden.
Spezialkonstruktion ausgedacht
Dass ein U-Boot, das 350 Tonnen wiegt, gedreht werden muss, ist nicht alltäglich. Und so stand die Frage im Raum, wie man das hinbekommen könnte. Michael Einkörn, Projektleiter beim Speyerer Technik Museums, erzählte am Morgen, wer die zündende Idee hatte.
Es war ausgerechnet Felix Baumgartner, zu dem das Museum über seinen Präsidenten seit Jahren freundschaftlichen Kontakt hält. Eine Feier anlässlich des zehnten Jahrestages des Stratosphärensprungs aus einer Höhe von 38 Kilometern hatte im vergangenen Jahr im Museum stattgefunden. Museumspräsident Hermann Layher und Felix Baumgartner, der heute unter anderem als Hubschrauberpilot arbeitet, kennen sich nach Darstellung Einkörns seit dem Jahr 2000. Sie lernten sich bei einem gleichzeitigen Aufenthalt in Wien kennen. Der Kontakt sei nie abgerissen.
Drehen, aber wie?
23 Jahre später stand Baumgartner am Mittwochmorgen vor dem riesigen U-Boot, aus dem die Batterien inzwischen ausgebaut worden sind. Der 54-jährige, der Maschinenschlosser gelernt hat und als KFZ-Mechaniker arbeitete, fand die Idee im Internet. Gegenüber dieser Redaktion sagte er, dass er sich angeschaut habe, wie Schweißer an großen Metallstücken gearbeitet hätten. Nicht der Schweißer habe sich dabei bewegen müssen, sondern das Objekt, an dem geschweißt worden sei, sei vor dem Schweißer hoch- und runtergekippt worden. Diese Idee habe er an Layher weitergereicht. Entstanden ist daraus eine Spezialkonstruktion, die in ähnlicher Weise für den Transport von Windrädern verwendet werde, erzählte Einkörn.
Bloß keine Dellen im U-Boot
Nicht ganz einfach sei es für die Arbeiter gewesen, eine Drehkonstruktion unter dem U-Boot anzubringen, die auch die Stahl-Außenhaut des monströsen Geräts schützt. Man befürchtete Dellen durch ungleiche Gewichtsverteilungen. Also musste man Bänder anbringen, auf denen das U-Boot sich wie auf einer Bahn rollen lässt. Dieser Versuch ist am Mittwoch gelungen - ohne größere Blessuren. Die schwierigste Herausforderung vor dem Transport im Sommer 2024 scheint gemeistert.
Eine Aktion von wenigen Tagen wird es dennoch nicht werden: Wie Einkörn erklärte, plane man mit einer Zeitspanne von sechs Wochen. Bei Haßmersheim soll das Ungetüm nämlich wieder aus dem Neckar geholt werden, um dann auf der Straße nach Sinsheim gebracht zu werden.
Zugverkehr wird lahmgelegt
Im Weg sein, wird dann eine Bahnquerung mitsamt Oberleitungen. Der Zugverkehr muss an dieser Stelle für mehrere Stunden ruhen, um die Leitungen durch das neun Meter hohe Boot nicht zu beschädigen. Dafür gibt es zum jetzigen Zeitpunkt laut Einkörn noch keine abschließende Vereinbarung mit der Bahn. Der Genehmigungsprozess laufe. Das letzte Kapitel dieses Millionen Euro teuren Vorhabens ist noch nicht geschrieben. Ob Felix Baumgartner seinem Freund Layher im Sommer wieder zur Seite steht, ist noch nicht bekannt.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-u-boot-in-speyer-gedreht-die-zuendende-idee-kam-von-diesem-extremsportler-_arid,2144335.html