Mannheim/Ludwigshafen. Eine für die Metropolregion ziemlich ernüchternde Bilanz verbreitete sich - wie in der digitalen Zeit üblich - in den vergangenen Tagen im Internet. Das bisher weitgehend unbeachtete und demnächst auch wieder zu vernachlässigende Reise-Online-Portal tripz.de wollte mit einer vermeintlich groß angelegten Recherche endlich mal Licht unter die Bettdecken der Nation bringen und listete die 50 größten Städte das Landes mal nicht nach Höhe des Durchschnittseinkommens, Ausländeranteils oder der Anzahl von Sportvereinen auf, sondern nach - aufgemerkt: „sexy vibes“.
Unser Interesse war selbstverständlich sofort geweckt. Wie schneiden wir ab? Wo stehen wir in Mannheim und in Ludwigshafen im wichtigsten Ranking direkt nach der Auflistung der 187 wichtigsten Sorten Eierlikör. Was wissen die, was wir hier nicht wissen? Kurzum: Wo fliegt die Kuh? Wo steppt der Bär? Wo tanzt der Papst im Kettenhemd?
Anzahl der Stripclubs entscheidend
Bei Tripz.de ist man selbstredend um keinen Wortwitz verlegen. So heißt es bei der Beschreibung der Methodik, nach der man vorgegangen sei, dass sich „Reiseexpertinnen die 50 größten deutschen Städte ,zur Brust’ genommen haben“. Geil. Und dann wurde es richtig investigativ: Anhand der Anzahl der „Sex-Shops“, der „Stripclubs“ sowie der „Burlesque-Theater und -Bars“ sei das touristische Erotik-Angebot der jeweiligen Städte bei Google Maps untersucht worden. Wow. Hingefahren ist selbstverständlich keine einzige Reiseexpertin, um mal nachzuschauen wie viel sexy vibes so eine Monteurswohnung in Oppau haben kann.
Als Grundlage hätten die bei Google Maps gelisteten Vergnügungs-Läden für Erwachsene sowie die Größe jeder City in Quadratkilometern gedient. Potzblitz. An dieser Stelle wären wir bei der Lektüre fast ausgestiegen - vor lauter Respekt vor dem journalistischen Schaffen dieser couragierten Reiseexpertinnen. Wir wollten dann aber doch noch wissen, wo wir gelandet sind. Und wir finden auch, dass das Ergebnis zunächst einigermaßen zufriedenstellend ist. Mannheim und Ludwigshafen teilen sich Platz 12 im Ranking der deutschen Städte mit den meisten „sexy vibes“. D’accord.
Hat Nürnberg wirklich mehr „sexy vibes“
Was uns allerdings bei genauerem Studium der komplexen Materie zu denken gegeben hat: Vor uns tummeln sich Städtenamen, die schon beim Lesen kognitive Dissonanzen auslösen. Mal ehrlich - wer würde vermuten, dass ausgerechnet Nürrrnberrrg den vierten Platz einnimmt. Augsburg, Osnabrück, Stuttgart - alle vor uns. Okay, Hamburg hat die Herbertstraße, dafür haben wir in Downtown LU die Hochstraße.
Aber müsste Berlin nicht ganz vorne auf Platz 1 sein? Und war es nicht der einstige Berliner Oberbürgermeister Klaus Wowereit, der den Satz prägte: „Wir sind arm, aber sexy.“ Nun, da könnte Ludwigshafen eigentlich auch schon länger Ansprüche anmelden. Nur hat sich Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck noch nicht so richtig getraut, daraus einen aufgewärmten Werbeslogan zu stricken.
Kann man „sexy vibes“ eigentlich in Einnahmen aus der Vergnügungssteuer messen? Demnach war Mannheim etwas unsexy zuletzt, wie wir auf Nachfrage bei der städtischen Pressestelle erfahren. Die Erwartungen für das Jahr 2023 werden im Etatplan mit 9,5 Millionen Euro angesetzt. Im Jahr 2019 waren es noch 14,3 Millionen Euro. Hat Corona also unsere Sexyness zerstört? Man weiß es einfach nicht. Was man aber sicher weiß, ist dass Platz 1 im Ranking nicht akzeptabel ist. Dort steht unangefochten - die Stadt Saarbrücken. Vielen Dank für diese Recherche.
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