Rhein-Neckar. Probleme mit Hochstraßen und Brücken, ein umfassendes Verkehrsmangement über den Kernraum der Metropolregion hinaus und die Anbindung von Gewerbegebieten an den ÖPNV - die Arbeit geht den Verantwortlichen der Metropolregion nicht aus. Im Juli 2021 schlossen sich die Städte Mannheim und Heidelberg, die IHK, BASF, Verkehrsverbund Rhein-Neckar unter dem Dach des Verbands Region Rhein-Neckar zusammen. Auch die Länder Baden-Württemberg, Rheinlanbd-Pfalz und Hessen sitzen mit am Tisch. Am Montag hat sich der Lenkungskreis zum dritten Mal getroffen, um Zwischenbilanz zu ziehen. Das sind die wichtigsten Themen.
Massive Probleme mit der Zuverlässigkeit der S-Bahn
Die permanenten Ausfälle von Personal insbesondere im Stellwerk Ludwigshafen haben mittlerweile spürbare Auswirkungen und treiben die Menschen offenbar zurück in den Individualverkehr. Bemerkbar wird das konkret bei der BASF. Das Chemieunternehmen hat mit großem Aufwand für einen eigenen elektrifizierten S-Bahn-Anschluss ins Werk gekämpft. „Unser Interesse könnte nicht groß genug sein, das Jobticket zu unterstützen“, sagt Johanna Coleman, bei dem Chemieunternehmen unter anderem für die Mobilität zuständig, mit Blick auf die 30 000 eigenen und mehreren tausend externen Beschäftigten in Ludwigshafen. Fakt ist: Rund 800 bis 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger nutzen die S-Bahn ins Werk. Und das liege nicht nur an Homeoffice und veränderten Rahmenbedingungen der Arbeit. „Wir brauchen zuverlässige Verbindungen“, fordert sie. Jürgen Vogel, Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz, kritisiert ebenfalls die Bahn als Betreiber der S-Bahn Rhein-Neckar massiv und macht sich große Sorgen über den Absatz von Jobtickets. Die S-Bahn sei nicht zuverlässig. „Wir werden auf die Bahn zugehen“, sagt er, allerdings mit verhaltenem Optimismus, wie er ganz offen eingesteht.
Ludwigshafener Hochstraßen im Zeitplan
Die Stadt Ludwigshafen hält weiter am Zeitplan für die Freigabe der Hochstraße Süd für den Verkehr im Jahr 2026 fest. Mit der verkürzten Planfeststellung für den Ersatzneubau der Pilzhochstraße habe man eine Blaupause auch für andere Bundesländer geschaffen, sagt Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos). Die Stadt durfte die Hochstraße mit einem verkürzten Planungsverfahren auf den Weg bringen. „Ich kann die Landesregierung auch mal loben“, sagt Steinruck. Probleme gibt es indessen bei der Weißen Hochstraße, die sich an den Neubau anschließt. Hier habe sich mit Beginn der Maßnahme zusätzlicher Sanierungsbedarf ergeben. Das lasse sich durch einen umgesteuerten Zeitplan ausgleichen.
Auch die Arbeiten an der Helmut-Kohl-Allee als Ersatz für die Hochstraße Nord liegen im Zeitplan. Die ersten sichtbaren Vorbereitungen laufen unter anderem mit der Kampfmittelsuche auf dem Messplatz und den ersten gesetzten Spundwänden. Nach wie vor eine Zitterpartie ist der Brückenkopf zwischen Hochstraße und Schumacher-Brücke. „Die OB betet jeden Tag, dass er hält“, so Steinruck. Mit Blick auf die eingestürzte Carolabrücke fühlt sich die Rathauschefin in ihrer Entscheidung bestätigt, damals sofort die Pilzhochstraße gesperrt zu haben. Man habe die Bedenken der Prüfstatiker zu Recht sehr ernst genommen und handle sehr verantwortungsvoll.
Ein Verkehrsmanagement für die Metropolregion
Bisher gibt es noch keine einheitlichen Strategien, wie der Durchgangsverkehr in der Metropolregion gelenkt werden soll, wenn zentrale Verkehrsverbindungen plötzlich ausfallen. Das ist nicht nur für die direkten Anwohner entscheidend, wenn sich plötzlich Ausweichverkehr durch enge Straßen drängt. Auch für die regionale Wirtschaft ist es von entscheidender Bedeutung. Deshalb entsteht unter der Leitung der rheinland-pfälzischen Landesregierung ein einheitliches Verkehrsmanagement, das im konkreten Fall einer Sperrung den Verkehr beispielsweise über Ampelsteuerungen und digital angesteuerte Hinweisschilder auf den Fernstraßen lenkt. Rechtsrheinisch gibt es schon viele Steuerungsmaßnahmen, linksrheinisch soll jetzt aufgeholt werden. Dazu nimmt das Land 139 Millionen Euro in die Hand - „so viel wie das gesamte Landesstraßenbauprogramm“, betont Staatssekretär Andy Becht (FDP) aus dem Mainzer Verkehrsministerium die Dimension des Projekts. Dazu soll auch die Autobahn GmbH ins Boot geholt werden.
Anbindung der letzten Meile auch für Gewerbegebiete
Neu im Arbeitsprogramm des Mobilitätspakts ist die Prüfung, wie die Gewerbegebiete besser an den ÖPNV angebunden werden können. Vor allem die sogenannte letzte Meile von der Haltestelle zum Betrieb ist zuweilen ein Problem. Neue Rad- und Fußwege oder ein On-Demand-Verkehr könnten die Lösung sein, so die baden-württembergische Staatssekretärin Elke Zimmer (Grüne). Konkret nehmen die Akteure vier Gewerbegebiete genauer unter die Lupe: Hirschberg sowie in Mannheim den Rheinauer Hafen, den Industriehafen auf der Friesenheimer Insel sowie das Gewerbegebiet Dudenstraße. Hier gehe es darum, alternative Mobilitätsformen zu prüfen und gangbar zu machen, sagt Mannheims Verkehrsbürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD).
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Darum laufen der S-Bahn die Kunden weg