Rhein-Neckar. Viele Urlauber brechen in diesen Tagen auf in die Sommerferien. In Mannheim und Umgebung fragen sich die, die sich für eine Flugreise entschieden haben, wie sie die An- und Abreise zum Frankfurter Flughafen meistern sollen.
Denn die gute und schnelle Anbindung per Bahn ist durch die Sperrung der Riedbahn gekappt. Ohne Umsteigen ist der Flughafen mit dem Zug von Mannheim aus nicht zu erreichen, die sonst übliche Fahrtzeit von etwa 35 Minuten verlängert sich mitunter deutlich.
"IC Bus" steuert Frankfurter Flughafen während Riedbahnsperrung an
Als Alternative zu den Zügen hat die Deutsche Bahn (DB) eine als „IC Bus“ deklarierte Verbindung mit Ersatzbussen eingerichtet. Sie fahren zwischen 4.45 Uhr und 22.45 Uhr im Halbstundentakt ohne Zwischenhalt und benötigen etwa eine Stunde. In Mannheim befindet sich die Haltestelle nahe dem Busbahnhof in der Heinrich-von-Stephan-Straße, am Flughafen ist sie am Fernbahnhof (Squaire). Für die Mitfahrt benötigt man ein DB-Fernverkehrsticket.
Doch die auf der Strecke eingesetzten Reisebusse haben ihre Tücken: Verglichen mit Zügen ist ihre Kapazität mit 50 bis 60 Sitzen stark begrenzt, Plätze können nicht reserviert werden. Es ist also nicht planbar, ob man zu der gewünschten Abfahrtszeit tatsächlich eine Mitfahrmöglichkeit bekommt. Und ausgerechnet nachts, wenn die Busse eine umsteigefreie, bequeme und sichere Anreise ermöglichen würden, fahren sie nicht und fallen für frühe Abflüge am Morgen als Option aus.
Nachts wird der Weg zum Frankfurter Flughafen schwierig
So bleibt nur, den letzten IC-Bus um 22.45 Uhr zu nehmen und sich die Stunden bis zum Abflug irgendwie im Terminal zu vertreiben. Denn die Vorschläge der Online-Fahrplanauskunft für Fahrten in der Nacht sind schon recht abenteuerlich. Da ist die Variante um 23.31 Uhr mit Dauer von 1:42 Stunden, einem ICE und Umstieg in Mainz auf eine S-Bahn noch die angenehmste.
Zwei andere Vorschläge lauten, zunächst mit der S-Bahn in die entgegengesetzte Richtung nach Karlsruhe zu fahren und von dort mit einem IC nach Frankfurt. Dauer, jeweils mit langen Umsteigezeiten: rund dreieinhalb Stunden. Etwa genauso lange dauern die Verbindungen mit den Ersatzbussen des Nahverkehrs (die nachts fahren), aber je nach Option bis zu drei Umstiege am Frankfurter Hauptbahnhof oder so entlegenen Orten wie „Stadion Osttribüne“ erfordern. Für Reisende mit großem Gepäck oder gar Kindern und Kinderwagen ist das sicherlich keine realistische Option.
Elektronische Fahrplanauskunft hat einige Tücken
Nicht nur An- und Abreise sind wegen der Riedbahn-Sperrung beschwerlicher, bereits die Fahrplanauskunft enthält einige Kniffe. Grund ist, dass bei der Angabe von Start- und Zielort – Mannheim Hbf und FRA Frankfurt Airport – für Fahrten tagsüber zunächst ausschließlich die Verbindungen mit dem „IC Bus“ ausgeworfen werden.
Eine Bahnsprecherin erklärt auf Anfrage, dass „zahlreiche weitere Verbindungen angezeigt“ werden. „Diese sind in der Regel aber länger unterwegs als der IC-Bus.“ Und sie verrät einen Trick: Man müsse bei der Abfrage das Häkchen bei „schnellste Verbindung“ entfernen. So erhält man tatsächlich Verbindungen mit Nahverkehrszügen. Umsteigefrei sind auch diese nicht, und die meisten Optionen beinhalten ebenfalls eine halbstündige Busfahrt ab Darmstadt Hauptbahnhof.
Auf die Anfrage, warum die IC-Busse nachts nicht fahren, verweist die Bahnsprecherin auf „ein umfangreiches Angebot“, das unabhängig von den IC-Bussen bestehe. Als Beispiel nennt sie einen ICE ab Heidelberg nach Frankfurter Hbf mit einem Umstieg dort auf eine S-Bahn.
Warum es sich lohnen kann, statt Mannheim Heidelberg einzugeben
Generell kann es sich lohnen, bei der Suche statt Mannheim Heidelberg als Abfahrtsort einzugeben. Von dort aus gibt es im Zwei-Stunden-Takt Direktverbindungen mit einem ICE zum Flughafen – in einer Stunde und 19 Minuten. Rechnet man allerdings die Anfahrt aus Mannheim dazu, fällt der Zeitvorteil geringer aus.
Die Suche ab Heidelberg ist noch aus einem anderen Grund interessant: Die Auskunft bietet nämlich Verbindungen, die über Mannheim führen, bei einer Suche ab Mannheim aber nicht genannt werden. So fährt etwa ein ICE um 9:35 Uhr ab Mannheim nach Mainz, dort muss auf die S 8 umgestiegen werden, die den Flughafen um 10.58 Uhr erreicht. Oder um 10.07 Uhr mit einem ICE und Umstieg in Frankfurt Hbf auf die S 9 und Ankunft am Flughafen um 11.43 Uhr. Diese Verbindungen bestehen alle zwei Stunden.
IC-Busse nach Frankfurt sind komfortabel und neu
Die erste der beiden Optionen bietet sich allerdings nur noch bis einschließlich Montag und ist eine Folge der einmonatigen Sperrung der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main. Für die Arbeiten – 70 Kilometer Gleise und 13 Weichen wurden getauscht – wurden Züge durch das Mittelrheintal umgeleitet.
„Man muss die Anreise sehr gut planen und fragt sich, was auf einen zukommt“, sagt Jessica B., die die IC-Busse für einen Kurztrip nutzen wollte. „Die Unsicherheit ist sehr groß.“ Nach ihrer Rückkehr resümiert sie, dass beide Transfers, sonntags- und freitagsabends, „einwandfrei funktioniert“ haben. „Einzig die Übersicht an der Haltestelle in Mannheim ist zu kritisieren.“
„Komfortabel und schön neu sind die Busse – und superpünktlich“, lobt Andreas S., der mit seiner Familie spontan den IC-Bus ab dem Flughafen nehmen musste, weil der private Auto-Transfer ausfiel. Bei der Busfahrt an einem Dienstagmittag war wenig los – viel Platz zum Ausbreiten. Und die Koffer werden einfach im Bauch des Busses verstaut. Wer vom Terminal schnell zum Bus will, muss aber wissen, dass man zuerst zum Fernbahnhof laufen muss. Die speziellen Bushaltestellen sind erst dort ausgeschildert.
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