Mobilität - Stadtentwicklungs- und Bauausschuss stimmt zähneknirschend für Projekt, das nun 18 Millionen Euro kosten soll

Brücke zwischen Heidelberger Bahnstadt und Bergheim: Zustimmung für 18-Millionen-Euro- Projekt

Von 
Michaela Roßner
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Bauzaun und Reptilienschutz schirmen das Areal am Ochsenkopf ab, auf dem die Radweg-Brücke aus der Bahnstadt im Stadtteil Bergheim aufsetzt. © Philipp Rothe

Heidelberg. Schlechte Nachrichten für die Mitglieder des Stadtentwicklungs- und Bauausschusses in Heidelberg: Die geplante Rad- und Fußgängerbrücke über die Gleise zwischen den Stadtteilen Bahnstadt und Bergheim wird mehr als doppelt so teuer wie gedacht. 18 Millionen Euro stehen nun auf dem Papier. Dennoch stimmten die Parteienvertreter in der Hybridsitzung am Dienstag mit großer Mehrheit dafür, das Projekt weiterzuverfolgen. Das letzte Wort hat in dieser Sache der Gemeinderat in seiner öffentlichen Sitzung voraussichtlich am 5. Mai.

Baukosten, die sich plötzlich von knapp neun auf 18 Millionen Euro verteuern? Ein privater Bauherr müsste da sicher passen, und auch ein Unternehmen würde wohl echte Probleme mit der Solvenz bekommen. Die öffentliche Hand schluckt - zähneknirschend - die Kostenexplosion. Bau- und Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck hielt indes ein kleines Trostpflaster bereit: Auf die Kommune kämen voraussichtlich nur Mehrkosten von 84 000 Euro zu - den größten Batzen der Verteuerung will man durch öffentliche Zuschüsse wieder in die Kasse zurückholen.

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„Nach Überprüfung und Anpassung der Kostenberechnung zum Bau der Gneisenaubrücke müssen die genehmigten Gesamtkosten von 8,5 Millionen Euro aus dem Jahr 2017 auf 18 Millionen Euro angehoben werden“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Jedoch habe sich nicht nur die Kostensituation verändert, sondern auch die Förderung von Radverkehrsanlagen durch das Förderprogramm nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) sei angepasst worden, „so dass ein deutlich größerer Anteil der Baukosten und auch Planungskosten nun förderfähig ist“.

Radwegbrücken

  • Seit längerem sind zwei Radwegbrücken geplant, die sicher und schnell durch Bergheim führen sollen und Teil einer schnellen Süd-Nord-Radverbindung sind: die Gneisenaubrücke und eine neue Neckarbrücke.
  • Die Gneisenaubrücke soll zwischen Eppelheimer und Gneisenaustraße über die Bahngleise führen - neben der Czernybrücke.
  • Im Mai 2019 hat das Regierungspräsidium Karlsruhe den Planfeststellungsbeschluss erlassen.
  • Als vorbereitende Maßnahme ist auf der Bergheimer Seite bereits ein Reptilienschutzzaun aufgebaut worden, der zusätzlich mit einem Bauzaun geschützt wurde.

Bahn muss Zugbetrieb stoppen

Genannt wird eine Fördersumme von 11,2 Millionen Euro, die beantragt wurde. „Der Restbetrag von 6,8 Millionen Euro steht im Treuhandvermögen Bahnstadt zur Verfügung“, informierte die Stadtverwaltung. Es gebe nur einen „kleinen Kreis von Anbietern“, die diesen speziellen Auftrag ausführen könnten. Damit durchfahrende Züge - und deren Passagiere - nicht durch die Arbeiten gefährdet werden, müsse eigens eine Schutzbrücke errichtet werden. Außerdem müsse wegen des Betriebs auf den Gleisen mit einer langen Baustellenzeit kalkuliert werden. Nötig seien zudem Sperrzeiten, die von der Bahn für besonders heikle Bauabschnitte genehmigt werden müssen.

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Im Dezember 2017 hatte der Gemeinderat den Bau der Gneisenaubrücke und Kosten von insgesamt 8,5 Millionen Euro genehmigt. „Die erste Ausschreibung konnte nach langem Planfeststellungsverfahren im Sommer 2019 erfolgen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Die Ausschreibung habe „unter hohem Zeitdruck erstellt werden“ müssen, „da die ersten Sperrpausen bei der Deutschen Bahn bereits im Herbst 2019 lagen.“ Den ausschreibenden Büros und den bietenden Firmen sei nur sehr wenig Vorbereitungszeit geblieben. Deswegen sei nur ein Angebot abgegeben worden, das mit einem Ergebnis von 16,1 Millionen Euro an reinen Baukosten weit über den geschätzten Kosten gelegen habe. Daraufhin sei die Ausschreibung aufgehoben worden. Die von der Deutschen Bahn vorgeschlagenen Betriebssperrpausen wurden verpasst und mussten neu beantragt werden. Für 2023/2024 seien nun neue Sperrkorridore in Aussicht gestellt worden. Jetzt werde eine neue Ausschreibung vorbereitet.

Weiterer Bau in Planung

Einige Ausschussmitglieder taten sich sichtlich schwer, angesichts dieser Preisentwicklung ihre Zustimmung zu signalisieren - zumal die Gneisenaubrücke nur eine Etappe auf dem Weg ist, Radfahrern eine schnelle und gefahrfreie Verbindung des Heidelberger Südens mit dem Neuenheimer Feld zu schaffen: Eine zweite Brücke soll über die B 37 und den Neckar führen. Weitere 36 Millionen Euro sind dafür bereits aufgerufen. Odszuck: „Das wird ohne Zweifel noch einmal ein großer Schluck aus der Flasche.“ Doch der lohne sich: „Im Umkreis von 1,5 Kilometern leben 50 000 Menschen, und es gibt 30 000 Arbeitsplätze.“

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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