Heidelberg. Radler, die aus dem Heidelberger Süden ins Neuenheimer Feld möchten, schätzen die Radstraßen und - wege, die zum Beispiel am alten Bahndamm autofrei bis in die Bahnstadt führen. Doch dann wird’s schwierig. Seit längerem sind zwei Radwegbrücken geplant, die sicher und schnell durch Bergheim führen: die Gneisenaubrücke und eine neue Neckarbrücke. Mit dem zweiten Projekt sollten sich am Donnerstagabend die Bezirksbeiräte Neuenheim in einer Sondersitzung beschäftigen. Coronabedingt wurde sie aber, wie alle Ausschusssitzungen im Januar, abgesagt. Ein elektronisches Verfahren ersetzt das Votum, bis am 10. Februar der Stadtrat das entscheidende Wort hat.
Diese neue Neckarbrücke ist noch im Vorentwurfstadium, erklärt Lisa Grüterich aus dem Amt für Öffentlichkeitsarbeit. 2020 habe ein Wettbewerb stattgefunden, nun soll es an die weitere Planung und Vorbereitung der Planfeststellung gehen. Frühestens 2024, so die vorsichtige Schätzung, könne der Bau beginnen. „Die Neue Brücke“ nennen die Planer, die den Wettbewerb gewannen, selbstbewusst das Projekt.
Schleich, Bergermann und Partner (sbp), Latz und Partner sowie „LAVA“ (Labaratory For Visionary Architecture) haben mit ihrer Vision einer „gestalterisch zurückhaltenden, aber eleganten“ Flussquerung den Wettbewerb gewonnen. Sie haben gute Chancen, den Auftrag für die Genehmigungsplanung mit einem Volumen von 1,5 Millionen Euro zu bekommen. Das jedenfalls empfiehlt der Stadtentwicklungsausschuss nach dem erfolgreichen Verhandlungsverfahren. Das Geld soll über drei Haushaltsjahre verteilt werden. Damit ist die Brücke noch nicht errichtet. „Die Baukosten können nur grob beziffert werden, da die vertiefenden Planungen erst beginnen“, betont die Sprecherin. Ausgelobt worden war das Projekt mit einem Kostenrahmen von 17 Millionen Euro. Plus Landschaftsbau, Gutachten, vorbereitende Untersuchungen und Mehrwertsteuer wären es vermutlich 30 Millionen Euro. Bund und Land sollen das Projekt unterstützen. An der Kostenfrage – besser: dem schlechten Ausschreibungsergebnis – liegt es, dass die zweite Rad-und Gehwegbrücke, obwohl seit Mai 2019 fertiggeplant, nicht schon Form annimmt. Statt der kalkulierten Kosten von 5,5 Millionen Euro gab es europaweit nur ein Angebot über 16,1 Millionen Euro.
Die zweijährige Verzögerung soll für Vorarbeiten genutzt werden. Möglicherweise birgt das Areal auch noch Überraschungen in Form von Kampfmitteln. Die Idee, das alte Wehr zu nutzen, oder das neue großzügiger für Radler zu gestalten, ist verworfen worden: Frühestens 2034 soll das neue Wehr, das vom Amt für Neckarausbau geplant wird, fertig sein. Vorher würde auch das bislang Fußgängern vorbehaltene alte Wehr nicht zur Verfügung stehen. Hier heißt es für Radler weiter: absteigen. Oder die jährlich allein in eine Richtung von mehr als einer Million Radlern genutzte Walz-Brücke nehmen.
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