Energiewende

Bald rollen Wasserstoff-Busse durch Heidelberg

Voraussichtlich ab 2024 sollen die ersten wasserstoffbetriebenen Gelenkbusse durch Heidelberg und die Region fahren. Im Heidelberger Westen ist am Freitag der Baubeginn für einen Wasserstoffbetriebshof gefeiert worden

Von 
Michaela Roßner
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Zukunft für den Öffentlichen Nahverkehr? Auf Rohren einer Wasserstofferzeugungsanlage ist ein Aufkleber mit der Aufschrift „Wasserstoff“ angebracht. © Nicolas Armer

Heidelberg. Ab 2024 sollen hier die ersten Fahrzeuge Wasserstoff tanken können: Am Wieblinger Weg, an der Ausfahrt Rittel der Autobahn 656/B 37, entsteht ein Wasserstoff-Busbetriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) GmbH, an dem auch privat getankt werden darf. Hier wird Platz sein für 27 Gelenkbusse und die dazugehörige Elektro-Ladeinfrastruktur. Der Busbetriebshof soll in Teilen in Betrieb gehen und 2024 komplett zur Verfügung stehen. Jährlich sollen auf diese Weise 2317 Tonnen CO2 eingespart werden. 24,5 Millionen Euro werden in die Anlage investiert, 10 500 Quadratmeter bebaut.

Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner lobte den Bau als „großartiges Projekt, nicht nur für die Metropolregion“. Der Öffentliche Nahverkehr sei das zentrale Rückgrat des Verkehrs in unseren Städten. „Endlich“ seien auch bald die passenden Fahrzeuge verfügbar. Die Gelenkbusse vom Typ eCitaro von Mercedes Benz verfügen über Wasserstoff-Brennzellen und werden von Evobus gebaut.

Tankstelle für grünen Wasserstoff

Das Grundstück in Nachbarschaft zu einem großen Baumarkt wird von der HSB der RNV zum symbolischen Preis von einem Euro zur Verfügung gestellt. „Wir sind jetzt soweit, dass wir diese Technologie im großen Stil verwenden können - auch wenn die Fahrzeuge noch deutlich teurer sind als die herkömmlichen“, ergänzte Würzner. Ohne die Gemeinschaftsleistung der Metropolregion wäre das nicht möglich gewesen. Eine Solaranlage ist auf dem Dach geplant, wenngleich sie bei Weitem nicht ausreicht, um die Anlage komplett zu versorgen.

Spatenstich zu fünft: Michael Jäger (HSB), Martin in der Beek (RNV-Geschäftsführer), Heidelbergs OB Eckart Würzner, Staatssekretärin Elke Zimmer, RNV-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Specht und OB-Kandidatin Theresia Bauer (v.l.). © Michaela Roßner

Grüner Wasserstoff soll hier getankt werden. Heidelberg nimmt in den kommenden Monaten weitere Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb in Betrieb, die ebenfalls hier ihren Wasserstofftank füllen können - unter anderem ein Müllfahrzeug. Ein Pluspunkt dieser Technik: Die Betankung geht deutlich schneller als bei reinen Elektrofahrzeugen.

Deutlich mehr Anlagen nötig

„Wir sehen hier kein Modellprojekt, sondern befinden uns in der Umsetzung einer Technologie im großen Maßstab“, sagte Elke Zimmer, Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Verkehr. „Wir brauchen noch deutlich mehr solcher Anlagen“, verwies Zimmer auf das Ziel der Landesregierung, bis 2040 klimaneutral zu sein.

„Wir brauchen schnell die Abkehr von fossilen Energiequellen“, unterstrich sie. Infrastruktur zu schaffen, sei oft die schwierigere Aufgabe, als die Fahrzeuge zu ordern. Bis 2040 müssen alle Busse in Baden-Württemberg klimaneutral fahren. „Dieser Weg wird uns noch einige Energie abverlangen“, sah die Staatsministerin voraus. Denn aktuell rollten gerade einmal 130 klimaneutrale Busse durchs Land - gleichzeitig mit mehr als 8000 konventionell angetriebenen.

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Das Umweltministerium fördert die Wasserstofftechnologie in der Region insgesamt mit rund 16,5 Millionen Euro. Aus diesem Topf wird die Anschaffung der Busse unterstützt, denn das Land übernimmt die Hälfte der Mehrkosten im Vergleich zu herkömmlichen Diesel-Bussen. Und das Finanzministerium prüft laut Zimmer gerade den Förderantrag der RNV, der die Summe von mehr als 18 Millionen Euro erbittet. Insgesamt wird das Bauvolumen auf 24 Millionen Euro geschätzt.

Wissen bei der BASF gebündelt

Heidelberg sei seit vielen Jahren Vorreiter bei der Nutzung der Wasserstofftechnologie, lobte Christian Specht, Aufsichtsratsvorsitzender der RNV und Mannheimer Bürgermeister. Die baulichen Anforderungen des neuen Wasserstoff-Busbetriebshofs seien „nicht trivial“. Doch grüner und wirtschaftlich erzeugter Wasserstoff sei das Zukunftsenergiemodell. Das Wissen um Wasserstoff werde seit mehr als 100 Jahren bei BASF gebündelt - also ebenfalls in einem Unternehmen der Region. Die Förderung löse eine Wertschöpfung im ganzen Land aus, betonte Specht - und verknüpfte damit einen Appell an den Bushersteller Evobus: „Verlagern sie nicht zu viele Arbeitsplätze ins Ausland“, bezog sich Specht auf bekanntgewordene Pläne, einen Teil der Produktion nach Tschechien zu verlagern.

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Martin in der Beek, Technischer RNV-Geschäftsführer, bezeichnete die Investition in Heidelberg als einen „Spatenstich in eine neue Antriebstechnologie“. Strategisch sei die Entscheidung völlig richtig, denn man könne nicht nur auf eine neue Antriebstechnologie setzen. Die Fahrzeuge werden in dem Wasserstoff-Busbetriebshof - dem aktuell größten geplanten in Deutschland - über Nacht mit Strom beladen und tanken zusätzlich Wasserstoff. Das erhöhe ihre Reichweite und damit auch ihre Einsetzbarkeit deutlich.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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