Heidelberg. Ist einer antiisraelischen Störaktion beim jüngsten Sommerfest der Universität im Marstall nicht konsequent genug begegnet worden? Mehrere Studierendengruppen kritisieren in einer Medieninformation das Verhalten von Rektorin Frauke Melchior. Sie weist die Vorwürfe zurück. Kurz nach ihrer Begrüßung zu dem „UNIted“ überschriebenen Abend hatte es am Freitag, 28. Juni, im Marstall-Innenhof eine Störaktion gegeben.
Das werfen Studierendengruppen die Unileitung vor
Sieben Studierendengruppen – darunter der RCDS, die Studierendenvertretung der der Hochschule für Jüdische Studien, die Liberale und die Grüne Hochschulgruppe – berichten, dass eine kleine Gruppe von Demonstranten laut Parolen wie „free palestine“ gerufen und Flugblätter in die Menge geworfen habe. Ein Banner mit der Aufschrift „United against genocide“ habe mehr als eine halbe Stunde über der Veranstaltung gehangen, weil Ordner der Universität Partygästen nicht erlaubt hätten, das Banner schnell abzuhängen. Ein Einschreiten der Polizei sei von der Unileitung verhindert worden, lautet ein weiterer Vorwurf.
Im Zuge der Störaktion haben mehrere Gäste versucht, ein mit Steinen beschwertes Banner der Störer von einem rund 15 Meter hohen Baugerüst zu entfernen. Mit Blick auf die Sicherheit der Gäste wurde ihnen dieses untersagt
Das Rektorat orientiere sich in seinen Reaktionen auf Protestaktionen an dem im Grundgesetz verbrieften rechtlichen Schutz vor Diskriminierung in jeder Form – und orientiert sich ebenso an dem Recht auf freie Meinungsäußerung im Rahmen friedlicher Aktionen, betont die Rektorin in einer Stellungnahme. „Im Zuge der Störaktion haben mehrere Gäste versucht, ein mit Steinen beschwertes Banner der Störer von einem rund 15 Meter hohen Baugerüst zu entfernen. Mit Blick auf die Sicherheit der Gäste wurde ihnen dieses untersagt“, ordnet Melchior die Vorgänge ein. „Zu einem Zeitpunkt, an dem die von der Universität beauftragten Sicherheitskräfte nicht mehr im Umfeld der Störer benötigt wurden, haben diese das Banner abgehängt.“
Wichtigste Aufgabe der Universitätsleitung sei es am Freitagabend gewesen, die Deeskalation und die friedliche Durchführung der Sommerparty mit bis zu 2500 Gästen sicherzustellen. Die Aktion der Störer könne inhaltlich jedoch nicht so stehenbleiben, daher hat die Rektorin Kontakt mit dem Antisemitismusbeauftragten des Landes aufgenommen und mit ihm vereinbart, zeitnah die involvierten studentischen sowie Hochschul- und Mitarbeitergruppen zu einem Gespräch einzuladen und im Anschluss eine universitätsöffentliche Diskussionsveranstaltung durchzuführen.
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