Heidelberg. Am Montagmittag kurz vor halb eins gingen bei der Polizei innerhalb weniger Sekunden sieben Notrufe ein. Ein bewaffneter Täter schoss in einem mit 30 Personen besetzten Lehrsaal um sich. Was man bisher über das Geschehen weiß.
Täter: Der 18-Jährige war Deutscher und als Student für Biologie an der Universität Heidelberg eingeschrieben. Er war nicht vorbestraft und polizeilich bisher nicht auffällig. Seine Eltern sollen in der Nähe von Berlin leben. Unmittelbar nach der Tat, die er nach heutigem Erkenntnisstand alleine begann, erschoss er sich im Außenbereich vor dem Seminargebäude. Kurz vor der Tat schickte er eine WhatsApp an seinen Vater, in der er ankündigte, dass „die Leute“ jetzt büßen müssten. Außerdem soll er eine Seebestattung gewünscht haben. Als die Polizei ihn fand, war er schon tot. Weil zunächst nicht klar war, ob sich im Rucksack eventuell Sprengstoff befand, mussten Spezialkräfte vom LKA angefordert werden, bevor sich die Ermittler der Leiche nähern konnten.
Motiv: Hinter dem Motiv stehen noch viele Fragezeichen. Einen politischen oder extremistischen Hintergrund schlossen die Ermittler zunächst eher aus. Ermittelt wird in alle Richtungen. Auch verschmähte Liebe oder eine frühere psychische Erkrankung des Attentäters werden einbezogen.
Ermittlungen: Ermittlungen gegen den Täter kann es nach seinem Tod nicht mehr geben. Aber die Kriminalpolizei prüft, ob es Mitverantwortlichkeiten gibt – etwa im näheren Umfeld des 18-Jährigen. Sowohl die Leiche des Täters, als auch seines Opfers werden obduziert. Bis Montagabend waren drei Patronenhülsen am Tatort gefunden worden – Polizeipräsident Siegfried Kollmar schloss aber nicht aus, dass bei der weiteren Untersuchung nicht auch Belege für weitere Schüsse gefunden werden.
Tatort: Das Gebäude INF 360 auf dem Campus im Neuenheimer Feld ist ein älteres Gebäude mit mehreren Lehrsälen und liegt gegenüber dem Botanischen Garten der Universität. Der 18-Jährige stürmte am Montag kurz vor halb eins in ein laufendes Tutorium und schoss um sich. Rund 30 Personen hielten sich dort auf und beschäftigten sich mit Organischer Chemie, einem Fach, das zum Biologiestudium gehört, bevor sie von einem auf den anderen Moment in Todesangst versetzt wurden und mit ansehen mussten, wie insgesamt drei Kommilitonen durch die Schüsse verletzt wurden: eine 19- und 20-jährige Frau und ein 20-jähriger Mann. Eine 23-jährige Studierende wurde so stark verletzt, dass sie wenig später starb.
Waffen: Der Täter hatte zwei Langwaffen dabei: eine Schrotflinte und eine Repetierwaffe. In seinem Rucksack befanden sich 100 Schuss Munition. Beide Waffen soll sich der 18-Jährige einige Tage zuvor im Ausland gekauft haben. Eine waffenrechtliche Erlaubnis hatten weder er noch Personen aus seinem direkten Umfeld. In welchem Land die Waffen gekauft wurden, sagten die Polizeiexperten aus ermittlungstechnischen Gründen zunächst nicht.
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