Heidelberg. Innenminister Thomas Strobl (CDU) geizt nicht mit Lob und gratuliert den Heidelbergern zum „Digitalen Quantensprung“. „Das Amt kommt zum Bürger“, sagt er bei der Vorstellung des neuen Dienstleistungsangebots im Rathaus. Und tatsächlich: Die Stadt Heidelberg eröffnet am kommenden Dienstag ihr virtuelles Bürgeramt. Dann können Bürgerinnen und Bürger in einem besonders geschützten Video-Gespräch mit Mitarbeitenden des Heidelberger Rathauses Personalausweise, Reisepässe oder Führungszeugnisse beantragen und den ganzen Vorgang inklusive Unterschrift und Bezahlvorgang abwickeln, ohne vor Ort in einem der analogen Bürgerämter persönlich vorsprechen zu müssen.
Manfred Leutz, Leiter des neu geschaffenen Amts für Digitales und Informationsverarbeitung, demonstriert, wie es geht. Auf seinem Tablet hat er vorab einen Termin im digitalen Bürgeramt vereinbart. Die Internet-Adresse termin.heidelberg.de ist bereits scharf geschaltet für Buchungen. Danach erhalten die Bürgerinnen und Bürger ihren Termin inklusive eines Links für ein Video-Telefonat. Es ist kein zusätzliches Programm nötig, alles funktioniert über den Webbrowser.
Neuer Service
- Für einen Besuch im neuen virtuellen Bürgeramt der Stadt Heidelberg ist lediglich ein internetfähiges Endgerät wie PC, Notebook Tablet oder Handy notwendig. Es werden keinerlei zusätzliche Apps oder Programme benötigt.
- Einen Termin können Bürgerinnen und Bürger schon jetzt unter termin.heidelberg.de vereinbaren. Mit der Bestätigung des Termins verschickt die Verwaltung einen Link für ein Video-Telefonat.
- In dem Telefonat mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung Heidelberg können alle Dienstleistungen in Anspruch genommen werden, die die Bürgerämter bieten.
- Aktuell hat die Stadt Heidelberg sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Dienst im virtuellen Bürgeramt geschult.
- Geöffnet ist das Bürgeramt dienstags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr, mittwochs von 14 bis 17.30 Uhr.
Leutz will im Demonstrations-Gespräch mit Sachbearbeiterin Ina Kindler ein Führungszeugnis beantragen. Um sich auszuweisen, hält er seinen Personalausweis in die Kamera, das genügt. Die Verwaltungsmitarbeiterin füllt den Antrag aus, beide kontrollieren die Angaben, dann spielt die Mitarbeiterin des virtuellen Amts ein Signaturfeld ein. So kann Leutz mit dem Finger oder einem Stift direkt auf dem Tablet unterschreiben. Anschließend kann er direkt die Gebühren bezahlen, etwa via Paypal oder Paydirekt.
Auch persönliche Beratung
Selbstverständlich stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch für persönliche Beratungsgespräche zur Verfügung und erledigen alle Dinge, die auch in einem der neun analogen Bürgerämter abgewickelt werden. Diese realen Bürgerämter würden wegen des neuen Angebots übrigens nicht abgebaut, sondern blieben komplett erhalten, beugt Oberbürgermeister Eckart Würzner entsprechenden Bedenken vor.
Der Gang zum digitalen Amt war in Heidelberg übrigens schon vor zwei Jahren kein Problem, wenn es beispielsweise um den Antrag auf Wunschkennzeichen gibt. Diesen Service hätten viele internationale Neubürger schon vorab aus dem Ausland genutzt, erläutert Würzner. Neu - und eben dieser Quantensprung - ist die Übertragung von personenbezogenen Daten und Identifizierung. So ließen sich alle Amtsgeschäfte zuhause auf dem Sofa oder auch im Urlaub im In- und Ausland erledigen.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Hinter dem scheinbar einfachen Vorgang steckt ein gewaltiger Aufwand, nicht zuletzt wegen Sicherheitsfragen. „Es wird nichts aufgezeichnet“, versichert Manfred Leutz. Die hinterlegten Daten bleiben im europäischen Raum, in dem ganz andere Sicherheitsnormen gelten als beispielsweise in den USA.
Auch gebe es keine Zugriffe auf sensible Datenbestände des Rathauses, sodass niemand über das System die komplette Verwaltung lahmlegen könne, sagt Würzner. Zum Start hat die Stadt sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult. Geöffnet hat das digitale Bürgeramt vorerst dienstags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr und mittwochs von 14 bis 17.30 Uhr. Damit sei Heidelberg wieder ganz vorne dabei. Die Stadt sei bürgernah und engagiert in der Entwicklung der digitalen Verwaltung, lobt Strobl. Sein Ministerium hat deshalb auch 800 000 Euro an die Stadtkasse überwiesen. Das ist das Preisgeld für die Bewerbung Heidelbergs mit insgesamt fünf Projekten beim Landeswettbewerb „Digitale Zukunftskommune@bw“. Wesentlicher Bestandteil war es, Verwaltungsdienstleistungen noch einfacher und effizienter zugänglich zu machen. Heidelberg sei einer Digitalisierungsleuchttürme im Land und ganz vorne bei den digitalen Verwaltungsdienstleistungen dabei, so Strobl.
Insgesamt habe das Land für seine Digitalisierungsoffensive seit 2016 insgesamt 3,6 Milliarden Euro in die Hand genommen, unter anderem, um 50 Kommunen überhaupt zu einer Digital-Strategie zu verhelfen. Ein Großteil des Geldes fließt in den Ausbau der Infrastruktur. Denn auch in der kleinsten Gemeinde müsse ein solcher Service in absehbarer Zeit abrufbar sein. Eckart Würzner unterstreicht dazu die Wichtigkeit des Themas: „Digitalisierung ist Daseinsvorsorge.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-am-5-juli-oeffnet-das-virtuelle-buergeramt-in-heidelberg-_arid,1968312.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html
[2] https://tevis-online.heidelberg.de/