Mannheim. Klar trifft sich Anthea Reeb gern mit Freundinnen und besucht auch mal ein Pop-Konzert. Aber besonders spannend findet die Gymnasiastin des Mannheimer „Bach“, sich zu engagieren - insbesondere für etwas, das sie angestoßen hat. Beispielsweise den Jugendgemeinderat in ihrer Heimatgemeinde Reilingen.
Jetzt ist die 18-Jährige mit dem Award „Young Women in Public Affairs“ ausgezeichnet worden, den die internationale Frauenorganisation Zonta an Mädchen beziehungsweise junge Frauen vergibt, die sich in Schule und Gesellschaft mit Verve einbringen. Die vom Mannheimer Club ausgewählte Preisträgerin ist obendrein auf länderübergreifender Distrikt-Ebene erfolgreich und hat einen der beiden mit jeweils 5000 US-Dollar dotierten Awards bekommen.
Mit "Young Woman in Public Affairs"-Award ausgezeichnet worden
Wir treffen uns in einem gerade freien Klassenzimmer des Bach-Gymnasiums. Da es bei der Präsidentin des Mannheimer Zonta Clubs wie der Journalistin ziemlich lange her ist, dass die Schulbank gedrückt wurde, staunen beide über eine zwischen zwei klassischen (Kreide-)Wandtafeln prangende Digital-Variante als interaktive Bildschirmtafel. Anthea Reeb erzählt, dass sie sowohl als „Mediensanitäterin“ wie Schulsanitäterin ausgebildet ist.
Über die Organisation
- Zonta ist eine weltweite Organisation berufstätiger Frauen in 63 Ländern, die benachteiligte Geschlechtsgenossinnen unterstützt, begabte junge Frauen fördert und sich lokal, national wie international engagiert – auch für Menschenrechte und gegen Gewalt.
- In der Metropolregion Rhein-Neckar gibt es mehrere Zonta Clubs – beispielsweise in Heidelberg, Weinheim, Ludwigshafen.
- Der Mannheimer Verein ist 1990 gegründet worden. Zu seinen vielfältigen Projekten gehört der „Young Women in Public Affairs Award“, der auch 2025 in der Altersklasse 16 bis 19 verliehen wird. Die Voraussetzungen gibt es auf der Homepage des Zonta Clubs Mannheim. wam
Will heißen: Die Gymnasiastin leistet „erste Hilfe“, wenn die elektronische Technik streikt, aber auch dann, wenn nach einem Sturz das Knie mit einem Pflaster versorgt werden muss.
Workshop in Paderborn als "Initialzündung" für gesellschaftliches Engagement
Und was hat Anthea beflügelt, sich gesellschaftlich einzubringen? In der Politik-AG der achten Klasse, berichtet sie, habe ihre Lehrerin auf die „young leaders“-Akademie samt deren Veranstaltungen aufmerksam gemacht. Und tatsächlich wurde die Gymnasiastin für einen Workshop in Paderborn ausgewählt. „Das war sozusagen die Initialzündung.“ Ein philippinischer Professor, der über Lebensverhältnisse in seinem Heimatland sprach, „hat mich besonders beeindruckt“.
Bei Anthea reifte der Entschluss, sich auch jenseits von Klassenzimmer und Schule zu engagieren. Und so sammelte sie in ihrer kurpfälzischen Heimatgemeinde Reilingen für die Gründung eines Jugendgemeinderates Unterschriften. Nach „einiger Skepsis“ von Kommunalpolitikern, wie sie zurückblickt, war es im Mai 2022 soweit: Die neun ersten Mädchen und Jungen zwischen 13 und 19 Jahren sind als Mitglieder, darunter auch Anthea, in das neue Gremium gewählt worden.
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Und dieses greift für die junge Altersgruppe wichtige Anliegen auf: Beispielsweise dass ohne Auto von Reilingen die Stadt Heidelberg nur schwer zu erreichen ist. Deshalb soll das Ruftaxi künftig auch den Bahnhof Wiesloch-Waldorf anfahren. Die 18-Jährige findet „motivierend“, dort, wo man lebt, etwas bewegen zu können.
Als 16-Jährige für ein Austauschjahr in die USA
Über den Tellerrand hinaus schauen und in andere Kulturen schnuppern - das ermöglichte ihr ein USA-Austauschjahr, für welches „PPP“, das „Parlamentarische Patenschafts-Programm“ des Bundestages, in Kooperation mit dem US-Kongress Stipendien vergibt. Und so lernte Anthea als 16-Jährige in Indiana, dem mittleren Westen der USA, amerikanischen Alltag kennen: „Ich hatte eine sehr nette Gastfamilie!“ Obendrein tauchte sie in ein anderes Schulsystem ein. Erstaunt hat sie, dass es weit mehr frei wählbare Fächer und dementsprechend keinen Klassenverband gibt. „Und Sport hat einen viel höheren Stellenwert.“
In einer Leichtathletik-Gruppe der Schule trainierte sie sechs Mal pro Woche. Vieles beeindruckte die Austauschschülerin - sie wunderte sich freilich auch über so manche Unkenntnis rund um Deutschland. „Ich wurde gefragt, ob auch bei mir Zuhause, viele Menschen ein Auto besitzen.“ Und jemand habe sich erkundigt, „ob Hitler noch an der Macht ist“. Das Jahr in den USA habe ihr gezeigt, wie bereichernd es ist, über Kontinente hinweg mehr voneinander zu erfahren. Nicht von ungefähr ist sie in der gemeinnützigen Austauschorganisation „Experiment e.V.“ aktiv.
In der zehnten Klasse zur Schulsprecherin gewählt
Anliegen mit Argumenten vertreten: Darin hat Anthea Reeb während der zehnten Klasse als gewählte Schulsprecherin - also als Stimme von rund 1200 Mädchen und Jungen des Bach-Gymnasiums - Erfahrung gesammelt. Inzwischen ist sie Kurssprecherin. Noch ein Jahr, dann kommt die Abi-Prüfung. Angesichts ihrer Leistungskurse Mathematik, Englisch und Wirtschaft überlegt sie danach internationale Betriebswirtschaftslehre zu studieren - „mal sehen“.
Weil sie sich intensiv mit Berufsmöglichkeiten in den Bereichen Mathe, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft sowie Technik informiert hat, wirkt sie am „Bach“ als „MINT-Botschafterin“ . Anthea ist überzeugt: Maschinenbau - das können auch Mädels. Zustimmend nickt die Mannheimer Zonta-Präsidentin Phoebe Washington-Dorando, Fachärztin für Anästhesiologie und spezielle Schmerztherapie. Schließlich hat auch sie sich für einen Beruf entschieden, der zu Beginn ihres Studiums noch männerdominiert war. Die Medizinerin würdigt Anthea als „bemerkenswerte junge Frau, die schon früh Verantwortung übernimmt“.
Dass die vom Mannheimer Zonta Club ausgewählte Preisträgerin obendrein im Distrikt, der neben Baden-Württemberg auch Süd-Frankreich, Nord-Italien, Monaco, die Südwest-Schweiz, Bulgarien, Rumänien und Mazedonien umfasst, wenig später ebenfalls zu den zwei mit dem „Young Women in Public Affairs Award “ ausgezeichneten jungen Frauen gehören wird, hätte die amtierende Club-Präsidentin nie zu hoffen gewagt. „Einfach toll!“
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