Ludwigshafen. Der Tropfen löst sich von der Pipette. Nach und nach verbreitet sich das Tinten-Alkoholgemisch auf der Acrylfarben-Wasser Basis. Dann beginnen sich, kleine Verästelungen aus dem Tropfen heraus zu bilden, wie kleine Bäume, die rundherum aus dem Tropfen wachsen. Ein Effekt, den viele sicherlich noch aus ihrem Kunstunterricht kennen dürften. Und doch: es ist eines der vielen noch ungelösten physikalische Probleme. Warum und wie entstehen diese Verästelungen, die Physiker als fractal fingers bezeichnen?
An der Klärung dieser Frage beteiligte sich Luis Liebenstein, Schüler am Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium in Neustadt an der Weinstraße beim diesjährigen Jugend forscht-Wettbewerb in Rheinland-Pfalz. Mit seinem Ansatz, systematische und quantitative Versuche durchzuführen, um das Phänomen zu erklären und den Effekt sogar vorherzusagen, überzeugt er die Jurymitglieder am Donnerstagmorgen. Er gewann mit seinem Projekt in der Sparte der Physik und konnte so den Landeswettbewerb in diesem Bereich für sich entscheiden.
Viele Projekte aus der Region zeigen kreativen Forschungsgeist
Auch weitere Projekte aus der Region zeigen kreative Ansätze: Was aus einem alten 3D-Drucker entstehen kann, hat beispielsweise Jonas Spieler gezeigt: Er hat einen Textplotter gebaut. Der 15-Jährige von der Integrierten Gesamtschule und Realschule plus in Ludwigshafen entwickelte sein Projekt im Schülerforschungszentrum in Neustadt.
Bereits zum dritten Mal traten Yann Berton und Mark Schöttle vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium aus Neustadt mit ihrem TurboContriver an - ein Programm, mit dem Schulen organisatorische Projekte per App oder Webanwendung planen können.
Der 15-jährige Niklas Weinmann des Gauß-Gymnasiums in Worms stellte im Bereich Chemie seine Selbstherstellung von Bioplastik auf Stärkebasis vor. Dies könnte eine umweltfreundliche Alternative zum bisher üblichen Plastik darstellen, das aus dem fossilen Rohstoff Erdöl besteht.
Isabel Reese und Ben Hibinger vom Albert-Einstein-Gymnasium in Frankenthal schauten sich die Phänomene der Thermoakustik genauer an - die physikalische Grundlage für beispielsweise Wärmepumpen. Mit einem selbstgebauten Pulsröhrenkühler zeigten sie ihr Verständnis im Fachbereich der Physik.
Gewinner von Jugend forscht im Landeswettbewerb
- Arbeitswelt: Phil Meyer: Innovative Lichtsteuerung für Theater- und Musikvorstellungen
- Biologie: Can Hakan Yildirim: Optimierung im ATAC-seq-Verfahren: Qualitätssteigerung im Third-Generation-Sequencing
- Chemie: Bendikt Lamberty und Anna Katharina Hinson: Untersuchung der Schwermetallbelastung nach der Flut im Ahrtal
- Geo- und Raumwissenschaften: Clara Köstler: Die Mikrostruktur der Flussperlmuschel – ein Proxy für Temperatur?
- Mathematik/Informatik: Alina Just und Arne Trees: scoogo – Der Schulmanager
- Physik: Luis Liebenstein: fractal fingers
- Technik: Benjamin Meixner: Drohne Marke Eigenbau
Ingesamt 36 Projekte nehmen am Wettbewerb teil
Einen eigenen Phytofilter bauten Kornelius Magvas, Benjamin Wüst und Julius Keck. Dieser Filter verwendet Phytoplankton dazu, CO2 aus der Luft zu filtern. Ein bisher noch sehr unterschätztes System: Die drei Schüler erklären, dass ein großer Anteil des CO2 weltweit von Marinepflanzen verstoffwechselt werden. Die Pflege des kleinen Meeresbewohners sei weniger aufwendig als bei Landpflanzen - an Fassaden beispielsweise würde dann keine Erde zur Begrünung gebraucht werden.
In insgesamt 36 Projekten haben 54 junge Forscherinnen und Forscher unter dem Motto „Mach Dir einen Kopf“ ihre Expertise unter Beweis gestellt. Eingeteilt sind die Projekte in die Disziplinen Physik, Chemie, Biologie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik und Informatik, Technik und der Bereich der Arbeitswelt. Die Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 19 Jahren stellten ihre Arbeiten im Feierabendhaus der BASF vor, die gleichzeitig Gastgeber und Firmenpate der Veranstaltung war.
Viele der MINT-begeisterten Teilnehmer und Teilnehmerinnen können sich vorstellen, ihren Fachbereich auch nach der Schule akademisch weiterzuverfolgen - unter ihnen auch Liebenstein. Er darf sich jetzt jedoch erst mal im Finale vom 30. Mai bis 2. Juni erneut der Konkurrenz stellen - diesmal aus ganz Deutschland im Bundeswettbewerb in Heilbronn.
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