Kommune

Wie Heddesheim in Zukunft noch fairer handeln kann

Heddesheim hat zum ersten Mal das Zertifikat als Fairtrade-Gemeinde erhalten. Die Auszeichnung ist aber auch Verpflichtung, wie bei der Verleihung deutlich wurde

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Heddesheim. Mit der Ernennung von Heddesheim zur Fairtrade-Gemeinde beginnt ein neues Zeitalter. Beim Neujahrsempfang am Sonntag hat Bürgermeister Achim Weitz die Urkunde entgegen genommen, jetzt geht es an die Umsetzung in der Praxis. „Ich freue mich sehr, dass damit ein weiteres Thema aus dem Bürgermeisterwahlkampf 2022 schon jetzt umgesetzt werden kann“, sagte Weitz.

Innerhalb eines Jahres sei es gelungen, auf Gemeindeebene alle Kriterien zu erfüllen. Kirchengemeinden, Schulen, mehrere Einzelhändler und Gastronomen nehmen an der Kampagne teil. „Sie geben dem Fairen Handel dadurch ein Gesicht“, sagte Weitz. Und jetzt gehe es erst los, denn: „Ziel ist natürlich, noch mehr fairen Handel in der Gemeinde zu etablieren und für das Thema zu sensibilisieren.“

Neujahrsempfang (mit Video und Fotostrecke)

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Hans-Jürgen Emmerich
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Gütesiegel soll kein Beruhigungsmittel sein

In einer launigen Ansprache würdigte der Ehrenbotschafter von Fair Trade in Deutschland, Manfred Holz, das bisherige Engagement der Gemeinde. „My fair Ladys and Gentlemen“, sprach er die Bürger im Saal an und würdigte Heddesheim als familienfreundliche Gemeinde mit hoher Lebensqualität. Sie habe alle fünf Kriterien des fairen Handels mit Bravour erfüllt. Es brauche Zeit, bis die Konsumenten das Gütesiegel nicht nur als gelegentliches Beruhigungsmittel für das eigene Gewissen verstünden. „Wir brauchen keine Globalisierung der Gleichgültigkeit“, zitierte er aus der Umwelt- und Sozialenzyklika von Papst Franziskus. „Fairer Handel lebt nur vom Handeln“, appellierte Holz an die Heddesheimer, mitzumachen. Die Reichen würden immer reicher und die Armen zahlreicher, sagte er weiter und setzte noch eins drauf: „Wenn auf der Welt soviel geteilt würde wie bei Facebook, gäbe es keine Armut.“

Teure Maschinen, billiger Kaffee?

90 Prozent der Deutschen kennen laut Holz das Fairtrade-Siegel. Das sei eine sehr gute A-Note. Doch die B-Note könnte deutlich besser sein: Nur etwa fünf Prozent Marktanteil hätten die fairen Kaffeebohnen, bemerkte der Ehrenbotschafter und fügte hinzu: „Es ist schon interessant, dass viele Kaffeetrinker teure Kaffeemaschinen besitzen, aber billigen Kaffee trinken.“ Fair sei es, nicht billig einzukaufen, wofür andere teuer bezahlten, mahnte er. Jeder Bundesbürger konsumiere im Schnitt für 28 Euro faire Produkte, in Österreich seien es 66 Euro, in der Schweiz 107 Euro. „Nur wer etwas macht, hat die Macht, denn die Moral endet nicht am Regal“, redete der Gast den Menschen ins Gewissen. Mit der Ernennung zur Fair-Trade-Gemeinde spiele Heddesheim ab sofort in der Champions-League, zusammen mit Amsterdam, Brüssel, London, Madrid, Rom und Paris, denn sie seien alle Fairtrade-Towns. Gleiches gilt auch für Mannheim, Heidelberg, Schriesheim (seit 2015) und Hirschberg (2017).

Auch Süßigkeiten können fair sein

„Es gibt viele gute Gründe, bei Fairtrade mitzumachen“, sagte die evangelische Pfarrerin Franziska Stoellger. „Kommen Sie auf den Geschmack und probieren Sie süße Kleinigkeiten“, warb der kommissarische Leiter der Karl-Drais-Gemeinschaftsschule, Robert Rodenberg, für die ausgelegten Kostproben von Schokolade und Tee und zugleich für den Fair-Trade-Gedanken. „Und manchmal braucht es jemanden, der sagt: Machst du auch mit?“, ergänzte Rektorin Dagmar Knispel von der Hans-Thoma-Grundschule.

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