Heddesheim darf sich seit Sonntag Fairtrade-Gemeinde nennen. Die Übergabe der Urkunde war in den Neujahrsempfang der Kommune eingebettet und bildete zugleich dessen Höhepunkt. Bürgermeister Achim Weitz würdigte dabei das Engagement der Steuerungsgruppe, der unter anderem die Klimabeauftragte Angelika Hornig und die Leiter der örtliche Schulen sowie Pfarrerin Franziska Stoellger angehörten.
Dem fairen Handel widmete Weitz auch einen Teil seiner rund 30-minütigen Neujahrsansprache. Dies sei ihm von Anfang seiner Amtszeit an ein wichtiges Anliegen gewesen, betonte er: „Es ist schön, zu sehen, dass der Einsatz für ein Stück mehr Gerechtigkeit auf der Welt auch hier im Kleinen geleistet werden kann und unsere Gemeinde zu einem Ort macht, der Verantwortungsbewusstsein und Solidarität großschreibt.“
Klare Ansage egen Hass und Gewalt
Klare Worte fand Weitz zu den jüngsten Angriffen auf Wirtschaftsminister Robert Habeck. Er nannte sie in einem Atemzug mit dem Sturm aufs Capitol vor drei Jahren in Washington und betonte unter dem Beifall der Bürger: „Hetze, Hass, Beleidigung, Bedrohung oder gar Gewalt sind keine akzeptablen Mittel der politischen Auseinandersetzung. Hass und Gewalt können niemals positiv und richtig sein.“

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In seinem Ausblick auf das neue Jahr ging der Bürgermeister wie bereits im Interview mit dem „MM“ auf eine Reihe von Projekten ein. So deutete er erneut an, dass der Breitbandausbau trotz eines ersten gescheiterten Anlaufs noch nicht vom Tisch sei. Mehrere Anbieter hätten bereits ihr Interesse an einem Ausbau signalisiert. „Es wäre verheerend, wenn am Ende nur Heddesheim ohne Glasfasernetz dastehen würde“, sagte er einmal mehr und appellierte an die Eigentümer von Häusern, „den große Mehrwert dieses Anschlusses für ihre Gebäude zu erkennen“.
Bürgermeister tröstet schreiendes Baby
Während Weitz gerade auf die anstehenden Investitionen der Kommune in den Schulhof der Hans-Thoma-Schule einging, machte ein Baby im Publikum lauthals seinem Unmut Luft. „Du brauchst nicht zu schreien, du wirst bald in den Genuss dieses neuen Schulhofs kommen“, scherzte der Bürgermeister unter dem Gelächter der Besucher.
Erstmals konkreter äußerte er sich zu anstehenden Investitionen in der Gemeindebibliothek. In Anwesenheit von Leiterin Annette Eyckmann sprach er von neuem Mobiliar und zeitgemäßer Ausstattung: „Nach 35 Jahren ist es sicherlich angezeigt, in den Räumen mal einen Rundumschlag zu machen und damit auch die Digitalisierung zu unterstützen.“ Die Funktionsbereiche sollten neu geordnet und modernisiert werden.
Großen Beifall ernteten zwei Musizierende der örtlichen Musikschule. Ferdinand Freiburg spielte zur Einstimmung Mozart in Moll, Julia Cheng zum Abschluss Mozart in Dur. Ihr dabei zuzusehen, wie spielerisch ihre Finger über die Tasten gleiten, war genauso ein Genuss wie das Zuhören. Stürmischer Applaus belohnte sie.
Stammgäste eines jeden Neujahrsempfangs sind die Sternsinger. „Kinder können ’was bewegen, Kinder können Segen sein“, lautete ihre musikalische Botschaft, klar war ihre inhaltliche Ansage: „2024 ist Gottes Schöpfung in Not, die Natur im Amazonas ist bedroht.“ Die grüne Lunge der Welt werde zerstört – „wegen der Gier nach Geld“. Dazu kam von den Sternsingern ein lautes: „Halt. Stopp, nein!“ Die Spenden, die sie in diesem Jahr in ihren Büchsen sammeln, werden dazu verwendet, neue Bäume im Regenwald zu pflanzen. Der Erlös an diesem Vormittag dürfte für etliche davon gereicht haben.
Männerchor singt Abba-Hit auf deutsch
Im Schnitt deutlich älter als die Sternsinger sind die Männer der Sängervereinigung 1909, die immerhin noch gut 20 Sänger auf die Bühne brachten. Unter der Leitung von Frederic Zeiler sangen sie zwei klassische Männerchorwerke und bekannten in einer deutschen Fassung des Abba-Hits „I have a Dream“, dass sie an Engel und an Wunder glauben. Wenn letzteres nicht geschieht, dann dürften die Tage des Chors allerdings gezählt sein, denn der jüngste in ihren Reihen ist schon über 60, und der Dirigent wird sich künftig anderen Aufgaben widmen.
Grund zu Feiern hat der Pferdezucht-, Reit- und Rennverein, der in diesem Jahr 100 wird. Gerhard Berger stellte den Verein als Vorsitzender kurz vor und berichtete aus der Geschichte. „Die Feierlichkeiten beginnen hier und heute im Bürgerhaus“, sagte er. Der Verein wurde 1924 gegründet. „Die Pferde waren zu dieser Zeit noch täglich auf den Äckern“, erinnerte er an den landwirtschaftlichen Ursprung. Man brauchte viel Nachwuchs, und so sei die erste Aufgabe die Fohlenzucht gewesen. Bereits ein Jahr nach der Gründung seien die beliebten Pferderennen dazugekommen und hätten bis 1963 mit einem wahren Volksfestcharakter stattgefunden. „Wir sind stolz darauf, integraler Bestandteil des Gemeindelebens hier in Heddesheim zu sein und wollen das auch weiter intensiv pflegen“, sagte Berger.
Französische Klänge stimmen auf Partnerschaftsjubiläum ein
Zu feiern gibt es aber noch viel mehr. wie der Bürgermeister auch in seiner Ansprache deutlich machte. Neben Kerwe und Sommerfest am See ist es vor allem das 50-jährige Bestehen der Partnerschaft mit Nogent-le-Roi. Auf dieses Ereignis stimmte das Ensemble Triologie mit Bertrand Le Guillou (Gitarre/Gesang), Vincenzo Carduccio (Akkordeon) und Jörg Jenner (Kontrabass) ein.
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