Heddesheim wird sich als „Fair Trade Town“ bewerben. Das hat der Gemeinderat auf Vorschlag von Bürgermeister Achim Weitz am Donnerstagabend einstimmig beschlossen. Nur Volker Schaaff (CDU) enthielt sich der Stimme. Er sei „nicht ganz überzeugt“ von der Sache, sagte er. In Begeisterung brachen indes auch die Sprecher der Fraktionen nicht aus.
„Wir wollen unserer gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung gerecht werden und uns auf den Weg machen“, hatte Weitz eingangs der Aussprache erklärt. Das Thema sei ihm persönlich sehr wichtig, und Heddesheim sei in dieser Frage ausnahmsweise einmal nicht Vorreiter. „Wir werden damit nicht die Welt retten“, bekräftigte der Bürgermeister, was er im Vorfeld bereits dem „MM“ gesagt hatte: „Trotzdem ist das wichtig und hilfreich.“
Bei Hornig in guten Händen
Angesiedelt wird das Verfahren bei der Klimaschutzbeauftragten Angelika Hornig, wie Weitz ergänzte: „Das Thema liegt ihr am Herzen, und sie steckt sicher viel Herzblut hinein.“ Überhaupt war er voll des Lobes über die Mitarbeiterin: „Sie macht einen tollen Job.“ Weitere Themen wie Mikrolandwirtschaft und Car-Sharing habe sie bereits in der Pipeline: „Das kommt draußen gar nicht alles an, was sie tut.“
Hornig erinnerte daran, dass die Nachhaltigkeitsziele jüngst auch ins Kurpfälzische übersetzt worden seien. Der Heddesheimer Dieter Kolb hatte diese Aufgabe übernommen und beispielsweise formuliert: „Wenn genug hoschd, geb de onnare a was.“ Im Einzelhandel seien die Produkte schon weit verbreitet, erklärte Hornig und nannte Edeka, Aldi und Lidl in Heddesheim, die die Artikel mit dem Fair-Trade-Siegel in ihrem Standardsortiment haben. Mit Rossmann komme im Neubaugebiet Mitten im Feld bald ein vierter hinzu, so dass diese Bedingung für eine Anerkennung bereits erfüllt sei. Um zwei Gastronomiebetriebe für die Idee zu gewinnen, kündigte die Klimaschutzbeauftragte entsprechende Gespräche an. „Wir können selbst einen wichtigen Beitrag dazu leisten und auch im Rathaus nachhaltiger werden“, ergänzte Weitz.
Walter Gerwien (CDU) sagte: „Wir werden die Sache mit unterstützen, allerdings nicht mit allzu großem Jubelgeschrei.“ Denn das damit beantragte Label sei nicht das einzige seiner Art. Das Siegel habe ein wenig das „Geschmäckle vom armen Kaffeepflücker im Urwald“, der fair bezahlt werden solle. Dies müsse für alle Menschen gelten, auch hierzulande: „Das ist ein weltweites Problem.“
„Fairtrade versteht sich als globale Bewegung für mehr Handels- und Klimagerechtigkeit“, stellte Günther Heinisch (Grüne) fest. Es gehe auch darum, die Menge der Treibhausgase zu reduzieren. Wie sehr der Klimawandel die Menschen nicht nur in den Anbaugebieten von Kaffee und Zitrusfrüchten betreffe, sondern auch in der Region, habe dieser Sommer deutlich gemacht. Die Grünen seien sehr froh über die Initiative des Bürgermeisters: „Wir retten damit die Welt nicht, aber wir machen einen Anfang.“
Es geht um mehr als nur Kaffee
Auch Jürgen Merx (SPD) verwies darauf, dass es noch andere Siegel als Fairtrade gebe. Faire Bezahlung sei nicht nur für die Kaffeepflücker in Guatemala wichtig, sondern auch für die Menschen in der Gemeinde. „Gegen fairen Handel kann man nichts einwenden“, betonte auch Peter Günther von der FDP, aber das Label sei oftmals nur Fassade und diene einem „Greenwashing“, mahnte er. Wichtig sei, möglichst viele zum Mitmachen zu gewinnen. Von einer „Sache mit Signalwirkung“ sprach Martin Kemmet (parteilos), warnte aber auch: „Viele können sich schon den normalen Kaffee nicht mehr leisten.“
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