Heddesheim. Dreimal restlos ausverkauft! Knapp 1000 Freunde der witzigen Mundart-Komödie sind am Wochenende begeistert „Mit Vollgas in die 80er“ gereist und haben mit den Heddesheimer Lellebollem und ihrem Theaterstück im Bürgersaal der Gemeinde das 20-jährige Bestehen des Vereins gefeiert.
„Gute Unterhaltung mit Tiefgang, macht weitere so!“, würdigt Bürgermeister Achim Weitz am Sonntagabend das Engagement des Heddesheimer Mundarttheaters „als Bereicherung des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens im Ort“. Die Lellebollem spiegelten mit ihren Aufführungen Humor und Geist der Region wider. So kommen die Zuschauerinnen und Zuschauer mittlerweile aus der gesamten Kurpfalz.
„Zeitreisen sind Science-Fiction“, wundern sich die Geschwister Sabine (Natalie Kleissner) und Holger (Christian Weinmann), als sie plötzlich mit der Zeitmaschine von Papa Hans (Heinz Fleck) ins Jahr 1989 katapultiert werden. Und schon beginnen die Irrungen und Wirrungen, als sie dort auf ihre junge Mutter Ulla (Sonja Wittneben), Rockmusiker Rolf (Günther Kiefer) sowie Baumschützer-Onkel Martin (Stefan Müller) treffen.
Wie erkläre ich den Menschen, die für 50 Pfennige aus der Telefonzelle kommunizieren, dass ich aus der Zukunft mit WhatsApp, Google und Smartphone komme? Die Geschwister geben sich deshalb als Flüchtlinge aus der DDR aus, was im Laufe der 1989er-Szenen für viel Witz und lustige Kalauer sorgt. Warum ist die Banane krumm? Weil sie 40 Jahre lang einen Bogen um die DDR machen musste. Und als „Running Gag“ der Lellebollem kriegen auch wieder die Viernheimer einen lustigen Seitenhieb ab.
Regisseurin Jennifer Martin hatte gleich zu Beginn das Publikum zum Lachen, Klatschen und Mitsingen aufgefordert. Wäre gar nicht nötig gewesen! Szenenapplaus und immer wieder laute Lacher feuern das Ensemble auf der Bühne an. Und mit staunenden Ahs und Ohs reagieren die Theater-Fans auf das heimelig Heddesheimer Bühnenbild von Dieter Kreis. Durch die Fenster der Kulisse sind die evangelische Kirche und das alte Rathaus zu erkennen.
Es folgt ein turbulentes Finale
Als sich dann Zeitreisende Sabine und Rocker Rolf ineinander verlieben, Holger mit den Punkern Eichbaum-Eddie (Maurice Birn) und Eichbaum-Lotti (Charlotte Henning) um die Häuser zieht, just der Mauerfall am 9. November 1989 die Akteure überrascht, fliegt die schräge Ossi-Tarnung auf. Sabine, Holger und der verliebte Rolf treten die Rückreise in die Gegenwart an.
Es folgt ein turbulentes Finale 2024 mit Zeitmaschinen-Erfinder Hans und der gealterten Mutter Ulla (Jennifer Holsinger). „Das Beste kommt zum Schluss! Was für ein Abenteuer!“, kündigt Regisseurin Jennifer Martin an. Denn natürlich findet sich Rolf nun gar nicht in der Zukunft zurecht, was wiederum für witzige Situationen und viele Lacher sorgt, als zum Beispiel 2&2-Vertreter Marco (Torsten Schwarz) dem Zeitreisenden versucht, ihm Internet mit Glasfaservertrag unterzujubeln. „DSL? Will der Kerl mir Drogen verkaufen?“, mutmaßt der verblüffte Mann aus den 1980ern. Ein Staubsauer-Roboter und Alexa-Stimmen im Off verwirren zusätzlich. Er will mit Sabine zurück in den 1980er! Am Ende wird das Hin und Her durch die Jahrzehnte mit der Erfindung des Papas zum Familien-Hobby - von wegen Science-Fiction.
Bürgermeister Achim Weitz erinnert sich an die 80er und den Mauerfall
„Es war schon eine tolle Zeit, damals in den 1980ern“, erinnert sich Achim Weitz im Gespräch mit dieser Redaktion besonders an den Mauerfall. „Ich war damals 17 Jahre alt und hatte gerade mit dem Kraftsport angefangen. Ich war nicht so der Disco-Typ“, erzählt der ehemalige erfolgreiche Bodybuilder. „Ihr seit schon eine tolle Truppe“, lobt der Bürgermeister dann den Jubiläumsverein, als sich alle nochmal auf der Bühne präsentieren. „Theater ist nicht nur Unterhaltung, sondern sorgt auch für Gemeinschaft“, betont Achim Weitz. Lellebollem-Vorsitzender Christian Weinmann berichtet schließlich von den vielen aufwendigen Proben für jedes der Mundartstücke, gesteht aber gleichzeitig: „Es macht verdammt viel Spaß!“ Diesen Spaß hatte sichtlich auch das begeisterte Publikum im ausverkauften Bürgersaal.
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