Ladenburg. Spaziergänger freut es sicher, dass die Wege in der Bachlandschaft am Römerstadion in Ladenburg wieder komplett trockenen Fußes passierbar sind. „Die Biber sind weg“, soll voreilig schon frohlockt haben, wer die naturrechtlich geschützten Nager nicht mag.
Fans der fleißigen Baumeister dürfte es beruhigen, dass das so nicht stimmt. „Die Biber sind im Bereich Römerstadion immer noch da, aber nicht mehr so aktiv“, sagt Ulrich Weinhold (Heiligkreuzsteinach) als Biberbeauftragter im Regierungspräsidium (PR) Karlsruhe.
„Biber sollen sich hier aufhalten, aber keine Dämme mehr bauen“
„Der örtlichen Biberpopulation geht es insgesamt gut“, so Weinhold. Mit der Verwaltung haben er und die ehrenamtlichen Biberberater vor Ort vereinbart, die genannte Bachauenlandschaft von Biberdämmen, die Rückstaus verursachen, freizuhalten. „Wir wollen Konfliktpotenzial mindern“, sagt Weinhold. So soll auch vermieden werden, dass Gärten überschwemmt werden. „Biber sollen sich hier aufhalten, aber keine Dämme mehr bauen“, führt der Biologe aus. Die Maßnahmen gehen auf Beschlüsse des damaligen Gemeinderats zurück. Bereits im vergangenen Jahr hatten drei von fünf Ratsfraktionen gefordert, dass Wege passierbar sein und bestimmte Bäume gesichert werden sollen.
Artenvielfalt in Ladenburg systematisch erhöht
Wie die ehrenamtliche Ladenburger Biberberater regelmäßig verdeutlichen, erhöhen die Landschaftsbauer mit der platten Schwanzkelle, die in Ladenburg seit 2018 dauerhaft wieder heimisch geworden sind, die ökologisch so wichtige Artenvielfalt. Davon profitieren etwa Störche. Das Erschrecken über umgelegte Bäume sei nachvollziehbar, doch sei es ebenso ein Naturschauspiel, wie der Biber zurückkehre. Standortgerechte Gehölze wie Weiden seien von je her an die ausgewachsen bis zu einem Meter langen Biber angepasst. Sie seien zum Dammbau und im Winter zur Nahrung aufs Fällen angewiesen.
Im hiesigen Regierungsbezirk leben 500 bis 700 Biber. In Baden-Württemberg gibt es laut Umweltministerium aktuell 11.500 dieser Tiere. Mit Tennishalle, Bacherlebnisstation und Rombach bei Neubotzheim bestehen nach Auskunft von Weinhold noch drei Biberreviere mit schätzungsweise bis zu zwölf Tieren in Ladenburg. „Sie haben die Hochwasser, darunter ein zehnjährliches Ereignis, im Sommer gut verkraftet“, so Weinhold. Bei drei Totfunde handelt es sich möglicherweise um Überschwemmungsopfer. „Jungtiere können noch nicht so gut schwimmen“, sagt Weinhold. Insgesamt gesehen falle das jedoch unter die „normale Dynamik“.
Nutrias sind einst aus Pelzfarmen ausgebrochen
Dass es dagegen viel zu viele unerwünschte Nutrias gibt, bestätigen nicht nur Weinhold und Nährig, sondern auch die seit April in Ladenburg tätigen Stadtjäger Ralph Böhm und Benjamin Linke aus Mannheim (diese Redaktion berichtete über deren Arbeit). Sie sind vom Gemeinderat beauftragt worden, um unter anderem den Bestand an Wildgänsen, Waschbären und der auch Sumpfbiber genannten Nutrias zu kontrollieren. Die einst aus Pelzfarmen ausgebrochenen Nager sehen Bibern auf den ersten Blick ähnlich, tragen jedoch rattenähnliche Schwänze und sind mit bis zu rund 65 Zentimetern Länge kleiner. Sie dürfen im Gegensatz zu den einheimischen Bibern bejagt werden, weil sie - ähnlich wie die kleineren Bisamratten - für Schäden an Uferbefestigungen verantwortlich gemacht werden.
In den tiefgelegenen Niederlande, die bis 2025 Nutria-frei sein wollen, gehen Jäger längst regelmäßig auf die Pirsch, um die überlebenswichtigen Deiche zu schützen. „Die Situation in Ladenburg ist durch die Nutrias angespannt“, bestätigt Stadtjäger Böhm auf Anfrage. Im Sommer habe sich der bereits im Frühjahr relativ hohe Bestand an Nutrias durch ideales Wetter und hohe Vermehrungsraten verdoppelt. „Die Tiere graben Baue in die Böschung der Bäche, und durch den perforierten Damm fließt Wasser in Äcker, Gärten, Keller und Souterrainwohnungen“, schreibt Böhm. Deshalb bejagten er und sein Sohn regelmäßig Nutrias.
Ihre Bilanz: „In den letzten drei Monaten konnten acht Nutrias mit der Waffe und sechs weitere mit der Falle entnommen werden.“ Die Folge sei jedoch eine zunehmende Scheu der Nutrias, was höheren Zeit- und Arbeitsaufwand für die Jagd bedeute. Erschwert werde die Jagd darüber hinaus sowohl durch Sicherheitserwägungen im Stadtgebiet, wo „größte Umsicht geboten“ sei, als auch durch Unkenntnis, da immer wieder irrtümlich befürchtet werde, dass die Jagd Bibern gelte. Böhm versichert, dass dies nicht der Fall sei. Während die Vegetarier Biber und Nutrias nebeneinander existierten, so Böhm, setzten sich Nutrias gegenüber den in Ladenburg ebenso vorkommenden und aus Amerika stammenden Bisamratten, die bis zu 35 Zentimeter groß werden und Insekten fressen, bisweilen aggressiv durch.
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