Mit Norbert Hölscher (parteilos) endet unsere Reihe von Interviews mit den Kandidaten zur Bürgermeisterwahl in Heddesheim.
Herr Hölscher, Sie wollen Bürgermeister von Heddesheim werden – warum?
Norbert Hölscher: Der Gedanke, Bürgermeister zu werden, ist in mir lange gereift. Ich finde, kein Beruf vereint in sich so viel Herausforderung und Gestaltungsvielfalt. Für mich ist das eine persönliche Erfüllung, für die Menschen da zu sein. Das war keine Entscheidung gegen das Jobcenter, wo ich viele Erfolge erzielt habe, sondern ganz klar eine für Heddesheim. Das ist eine gut aufgestellte Gemeinde. Da ist schon viel bewegt worden, Hier sehe ich mich, um die Zukunft gemeinsam mit den Heddesheimern zu gestalten.
Norbert Hölscher
- Verwaltung: Geschäftsführer des Jobcenters Rhein-Neckar seit 2012
- Partei: keine
- Instagram: nobby_hoelscher, 29 Beiträge, 208 Follower (Stand 11.3.2022)
- Facebook: nobby_hoelscher, 746 Freunde (Stand 11.3.2022)
- Telefon: 0159/06 81 18 14
- Internet: www.norbert-hoelscher.de
Sie kommen von außerhalb und haben mit der Kommunal-politik in Heddesheim bislang nichts zu tun. Sehen Sie darin eher einen Vorteil oder einen Nachteil?
Hölscher. Ich sehe darin einen Vorteil, von außen zu kommen, den neutralen Blick von außen zu haben, Dieser Blick ist für Heddesheim auch ganz gut, um sich Vergleichen zu stellen. Es ist ein sehr gut bestelltes Feld, aber ich stehe trotzdem für einen Neuanfang, ohne Bewährtes in Frage zu stellen.
Sie sind jetzt 50 Jahre alt. Ist das Amt des Bürgermeisters für Sie ein Karrieresprungbrett oder eine Lebensaufgabe?
Hölscher: Weder noch. Es ist für mich eine persönliche Genugtuung, nochmal eine neue Herausforderung zu suchen. Mit 50 habe ich ein gutes Bürgermeisteralter. Ich könnte also zwei Wahlperioden machen. So kann man vollenden, was man begonnen hat. Wenn es erforderlich ist, kann man auch korrigieren, nachjustieren, neu bewerten.
Wo sehen Sie die besonderen Stärken von Heddesheim?
Hölscher: Heddesheims Stärke ist zunächst die Sportgemeinde. Ich finde, dass die Heddesheimer an sich schon eine Stärke sind. Sie sind aufgeschlossen gegenüber Neuem und gegenüber fremd Wirkendem. Ich bin bei Gesprächen mit vielen Menschen in Kontakt gekommen. Heddesheim ist von der Verwaltung her gut aufgestellt und bringt finanziell gute Rahmenbedingungen mit. Es gibt einen großen Gestaltungsspielraum.
Was wollen Sie verändern in der Gemeinde?
Hölscher: Ich habe viel bei den Menschen nachgefragt. Für mich ist ein Thema auf jeden Fall, die E-Mobilität zu steigern, auch innerorts – zum Beispiel für Senioren. Die Begleitung des Digitalpakts Schulen ist mir wichtig. Für die Stärkung des Einzelhandels habe ich schon einige Ideen. Ich möchte was für Jugendliche machen. Da ist der Pump-Track ein großes Thema, aber auch der ÖPNV.
Also geht es viel um Verkehr...
Hölscher: Die Verkehrsflut ist ein Thema. Um darüber mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, schwebt mir ein Atelier der Zukunft vor. Viele weitere Ideen sind an mich herangetragen worden, der soziale Wohnungsbau zum Beispiel, die Förderung der Vereine. Der Gewerbeverein ist mir wichtig. Grünflächen in Ort müssen ausgebaut werden, ebenso das Angebot an Plätzen für alte Menschen und Pflegebedürftige. Heddesheim braucht eine gute Wirtschaftsförderung, vielleicht auch eine Leistungsschau. Die Ortskernsanierung ist wichtig, auch der Klimaschutz.
Wie stehen Sie zu mehr Bürgerbeteiligung per App?
Hölscher: Ich stehe generell total offen der Bürgerbeteilung gegenüber. Aber nicht jeder hat Affinität zur Technik. Deshalb bin ich für viele Formen der Beteiligung, auch für Bürgersprechstunden, Stammtische mit Bürgern und Vereinen. Ich mag mehr die persönliche Begegnung, das Anschauen vor Ort. Eine App kann ein gutes Vehikel sein.
Es geht ja auch um Stimmungsbilder zu aktuellen Themen...
Hölscher: Das finde ich sehr gut. Ich habe es ,Atelier der Zukunft’ genannt. Es gibt ja das Leitbild von 2013, aber das muss man entstauben und die Bürger wieder stärker mit an den Tisch holen.
Michael Kessler hat in 24 Jahren als Bürgermeister hohe Maßstäbe gesetzt. Trauen Sie sich zu, das zu toppen?
Hölscher (lacht) Das ist eine gute Frage, die habe ich schon öfter gestellt bekommen. Mit mir bekommen Sie nicht Michael Kessler 2.0, sondern Norbert Hölscher 1.0. Ich stehe für einen Neuanfang.
Was wollen Sie auf jeden Fall anders machen als der amtierende Bürgermeister Kessler?
Hölscher: Dafür hätte ich mich noch intensiver mit Herrn Kessler beschäftigen müssen. Ich habe ihn durch meine Tätigkeit im Jobcenter wahrgenommen, auch als Vorsitzender der Bürgermeister im Kreis. Es braucht eine gute Amtsübergabe und eine Neuausrichtung von mir. Ich will in keinen Wettbewerb mit Kessler eintreten. Er hat eine hervorragende Arbeit geleistet.
Das Bewerberfeld ist groß. Wo setzen Sie für sich persönlich die Messlatte im ersten Wahlgang?
Hölscher: Das ist eine wirklich gute Frage. Ich bin ein ehrgeiziger Mann mit klaren Zielen. Mit Lächeln im Gesicht würde ich sagen, schön wäre eine Fünf vorne. Realistisch betrachtet habe mir noch kein Ziel gesetzt.
Unter wieviel Prozent steigen Sie in der zweiten Runde aus?
Hölscher: Wenn das Ergebnis einstellig werden sollte und man sieht, dass die Bürger ganz klar anders entscheiden würden, würde ich nicht krampfhaft daran festhalten und mich nicht unnötig weiter quälen.
Was wäre Ihre größte Maxime als Bürgermeister?
Hölscher: Ich habe gewisse Visionen formuliert, die könnte man auch als Maxime bezeichnen. Für mich ist es das, was ich schon von Anfang an auch im Wahlkampf mache. Ich will auf die Bürger offen zugehen, mir die Probleme anhören und bewerten. Ich will mir selbst auch eine Fehlerkultur aneignen. Ich würde nicht darauf pochen, dass etwas so gemacht wird, weil ich es so entschieden habe. Deshalb will ich das Atelier der Zukunft gemeinsam mit den Bürgern erarbeiten, aber auch mit den Mitarbeitern der Gemeinde und dem Gemeinderat.
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