Heddesheim. Die Mauern sind bereits hochgezogen, die Decke folgt in den nächsten Tagen. Im Anschluss kommt der Elektriker. Der Rohbau am Friedhof in Heddesheim nimmt nach und nach Gestalt an. Seit Anfang August wird er errichtet: der neue Abschiednahmeraum als Anbau zur Trauerhalle. „Die bisherigen Räumlichkeiten waren zu klein und nicht zeitgemäß“, betont die Gemeinde. „Ziemlich in die Jahre gekommen“, sagt mancher Besucher.
Verglasung zum Hof
Klar ist: Das bestehende Nebengebäude bot nicht mehr ausreichend Platz, um die Verabschiedung der Hinterbliebenen von ihren Verstorbenen befriedigend zu gewährleisten. So fiel im Frühjahr der Entschluss des Gemeinderats zugunsten des neuen Gebäudes. Verantwortlich für die Planung des Abschiedsraums ist Andreas Bohnert. Der Ladenburger Architekt hat das Konzept für den acht mal acht Meter messenden Kubus auf der ehemaligen Grünfläche neben der Aussegnungshalle entwickelt. Mit im Boot ist Rolf Nordmann vom Ingenieurbüro für Haustechnik in Viernheim. Zuständig für den Rohbau ist die Schriesheimer Bauunternehmung Bernd.
„Der Abschiednahmeraum hat ganz andere Dimensionen als der Bestand“, begeistert sich Bohnert beim Ortstermin an der Baustelle. Dreiseitig geschlossen, durch eine Verglasung zum begrünten Innenhof hin geöffnet und von außen nicht einsehbar - so soll eine intime und respektvolle Atmosphäre entstehen. Zwei Öffnungen versehen die Nordseite, farbiges Glas wird in die Fensterschlitze eingesetzt. Drei Meter beträgt die lichte Höhe des Raumes, zwei Schrankzeilen werden im Abschiedsbereich seitlich eingebaut.
Den zweiten Teil des Neubaus bildet die Verbindung zum Friedhofsgebäude. Im Flur soll es vielfache Sitzgelegenheiten geben, die übrige Einrichtung übernimmt der Bestatter. Den Zutritt zum Abschiedsraum gewähren doppelflüglige Türen - ein Ambiente, in dem sich Trauernde wohlfühlen sollen.
Eine weitere Verbesserung nennt Christian Pörsch, Chef des kommunalen Hochbauamts: „Von den zwei neuen barrierefreien Toiletten ist eine behindertengerecht.“ Auf diese Weise dürfte sich der Komfort für Friedhofsbesucher spürbar erhöhen. Die alten Sanitärräume im Wirtschaftshof sollen künftig nur noch intern genutzt werden, etwa durch städtische Mitarbeiter.
Auch Achim Weitz attestiert einen großen Fortschritt im Vergleich zur als ungenügend empfundenen Situation: „Nicht schön“ sei das Abschiednehmen bislang gewesen, gesteht der Bürgermeister. „Wie in einem Lagerraum“ sei man sich vorgekommen. Das wird sich bald ändern. Schon im Frühsommer 2024 sollen die mit rund 500 000 Euro veranschlagten Maßnahmen abgeschlossen sein.
Ob es dann auch mehr Zuspruch gibt? „Der Abschiednahmeraum wird öfter genutzt werden“, sind sich die Beteiligten sicher. Die Räumlichkeiten ließen es schließlich auch zu, dass Trauerfeiern mit fünf bis zehn Personen ausgerichtet werden. Insofern sieht Christian Pörsch ein „neues Angebot“, dass man jetzt machen kann. Und auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten erfährt der Friedhof eine Aufwertung: Installiert wird eine Photovoltaik-Anlage, die Nachtspeicheröfen in der Aussegnungshalle werden hingegen nächstes Jahr abgeschafft. Erneuert werden soll auch die Decke.
„Pietät hat Priorität“
Doch trotz allen Fortschritts ist die Arbeit nicht gerade einfach: „Wir bauen bei laufendem Friedhofsbetrieb“, erinnert Bauleiter Stefan Bessler an die allzu spezielle Umgebung. Hohe Sensibilität sei daher ständig geboten, bekräftigt auch Achim Weitz. Damit die Arbeiten während der Beisetzung ruhen, gibt es vorab die Info per Email. Beerdigungen und Trauerfeiern werden jedes Mal angekündigt.
Fünfmal musste man bisher unterbrechen. „Pietät hat Priorität“, lautet das Credo bei der Abwicklung eines solchen Projekts.
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