Heddesheim. In Heddesheim ist es noch überall sehr laut. So einfach fasst Peter Koehler vom Büro Koehler und Leutwein zusammen, was er und seine Kollegen in einer umfassenden Untersuchung festgestellt haben. Hintergrund ist die Fortschreibung des Lärmaktionsplans, der 2017 zum ersten Mal aufgestellt wurde. Seitdem gilt an vielen Stellen in der Gemeinde Tempo 30. Denn wenn langsamer gefahren wird, geht die Belastung der Anwohner durch Lärm zurück.
Strengere Vorgaben sorgen für eine höhere Betroffenheit
„Wir haben den Verkehrslärm kartiert“, erläuterte Koehler dazu im Gemeinderat. Grundlage dafür sind die Zahlen von Verkehrszählungen, die flächendeckend ausgewertet wurden. Mit einer Betroffenheitsanalyse ermittelten die Fachleute, wie viele Menschen durch den Lärm beeinträchtigt werden. Sowohl der Lärm als auch die Zahl der davon Betroffenen sind laut Koehler etwas höher als 2017. „Das liegt auch an neuen Bewertungsmethoden“, erklärte er. So wird der volkswirtschaftliche Schaden, der in Heddesheim durch Lärm entsteht, nun auf rund 1,1 Millionen Euro pro Jahr geschätzt, 2017 waren es noch 230 000 Euro.
Ein Drittel der Bewohner ist von hohen Immissionen betroffen, bei zehn Prozent ist dies gesundheitsgefährdend. Was kann man dagegen machen? Zum einen sind laut Koehler verkehrsrechtliche Maßnahmen möglich, also die Anordnung von Tempolimits. Während der Einfluss der Gemeinde hier inzwischen relativ groß ist, sieht es bei der baulichen Lärmsanierung anders aus. Ob also ein Straßenbelag Flüsterasphalt erhält, Schallschutzwände oder -wälle gebaut oder der Einbau von Schallschutzfenstern gefördert wird, hängt vom Ermessen des Straßenbaulastträgers ab, wie Koehler betonte: „Das ist immer noch eine freiwillige Maßnahme.“
So lehnt der Rhein-Neckar-Kreis für seine Straßen eine Lärmsanierung ab. Das Regierungspräsidium Karlsruhe will für die Landesstraßen in Heddesheim vorerst keine lärmarmen Fahrbahnbeläge einbauen, weil deren Austausch aktuell nicht ansteht.
Tempolimits mit Unterschieden zwischen Tag und Nacht
Bleibt der Kommune also als Option nur noch die Einrichtung neuer Geschwindigkeitsbeschränkungen. Dass manche Tempolimits nur nachts gelten, hat einen Grund, wie Koehler deutlich machte: „Nachts ist die Lärmsensibilität höher und die Lage dramatischer.“
Der von ihm vorgeschlagene Maßnahmenplan sieht deshalb Bereiche vor, in denen Tempolimits rund um die Uhr greifen, während andere nur zwischen 22 und 6 Uhr gelten. Der Betreiber der Buslinien lehnt die Beschränkungen ab. Allerdings hat das Büro die Fahrzeitverlängerungen untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass sich das in Grenzen hält, nämlich weniger als eine Minute ausmacht.
Wo jetzt Tempo 30 neu eingeführt werden soll
Neu soll Tempo 30 eingeführt werden auf der L 631 (Unterdorfstraße / Viernheimer Straße) ab der Kreuzung Ortsmitte bis zum Ortsausgang (940 Meter), auf der L 541 (Großsachsener Straße) ab Einmündung Weidigstraße bis Ortsausgang (600 Meter, nur nachts), auf der L 541 (Mannheimer Straße) ab Kreuzung Ortsmitte bis Ortsausgang (260 Meter) sowie auf der K 4135 (Werderstraße) zwischen Kreuzung Ortsmitte und Einmündung Weidigstraße (220 Meter) sowie auf der K 4136 (Muckensturmer Straße) zwischen Unterdorf- und Wielandstraße (360 Meter, nur nachts).
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