Heddesheim. Jeder zehnte Einwohner in Heddesheim ist durch Lärm in seiner Gesundheit bedroht. Zu diesem Ergebnis kommen die Experten des Karlsruher Büros Koehler und Leutwein in ihrer Untersuchung zur Fortschreibung des Lärmaktionsplans. Grundlage sind dafür allerdings keine Lärmmessungen. „Lärm wird gerechnet, nicht gemessen“, erläuterte Peter Koehler dazu kürzlich im Gemeinderat. Messungen wären innerhalb so kurzer Zeit gar nicht möglich.
Dass die Werte am Ende trotzdem recht valide sind, macht eine Zahl deutlich: Fast 32 000 Fassadenpegel wurden ermittelt, um sie in die Analyse einzubeziehen. Dabei sind laut Koehler von allen bewohnten Gebäuden alle Stockwerke und jeweils die komplette Fassade, aufgeteilt in 2,50 Meter lange Abschnitte, berücksichtigt worden. Dass diese Berechnung nach 2017 bereits zum zweiten Mal erfolgte, liegt an einem Verwaltungsgerichtsurteil. Dieses gibt den Kommunen bei deutlich niedrigeren Werten als bisher eine Handlungsmöglichkeit.
Unterschiede gibt es dabei auch zwischen Tag und Nacht. Was tagsüber noch als hinnehmbar gilt, kann nachts zu einem Tempolimit führen. Dieses anzuordnen, hat allerdings eine Reihe von Voraussetzungen. So muss zum Beispiel gewährleistet sein, dass die Fahrzeit von öffentlichen Verkehrsmitteln auf einem Abschnitt nicht mehr als 30 Sekunden beträgt.
An sieben neuralgischen Punkten sind Maßnahmen möglich
Neuerdings möglich ist die Schließung von Lücken auf einer längeren Strecke, auch ohne dass dort Höchstwerte überschritten werden. Die Ladenburger Straße ist dafür ein Beispiel, obwohl es dort gar keine Betroffenen gibt. Auf dem nur 90 Meter langen Abschnitt darf aktuell 50 km/h gefahren werden. Nachfolgend die möglichen Maßnahmen im Überblick:
L 631: Unterdorfstraße / Viernheimer Straße, ab Kreuzung Ortsmitte (L 541/K 4134) bis Ortstafel, 940 Meter, Tempo 30 ganztags.
L 631: Ladenburger Straße, ab Einmündung Im Faudenbühl bis Ortstafel in Fahrtrichtung Ladenburg, 90 Meter, Tempo 30.
L 541: Großsachsener Straße ab Einmündung Weidigstraße bis Ortstafel in Fahrtrichtung Hirschberg, 600 Meter, Tempo 30 (22 bis 6 Uhr).
L 541: Mannheimer Straße, ab Kreuzung Ortsmitte (L 631 / Werderstraße) bis Ortstafel in Fahrtrichtung Mannheim, 260 Meter, Tempo 30.
K 4135: Werderstraße, ab Kreuzung Ortsmitte (L 631 / L 541) bis Einmündung Weidigstraße, 220 Meter, Tempo 30 durchgehend (statt wie bisher von 7 bis 17 Uhr wegen der Kindertagesstätte).
K 4136: Straßenheimer Straße, ab Einmündung in die Unterdorfstraße bis Einmündung der Wielandstraße, 360 Meter, Tempo 30 (22 bis 6 Uhr).
K 4134: Muckensturmer Straße, ab Einmündung der Grabenstraße bis bestehende Geschwindigkeitsbeschränkung im Norden, 490 Meter, Tempo 30 (22 bis 6 Uhr).
„Dass Lärm die Menschen stressen kann, darf man nicht unterschätzen“, mahnte Martin Kemmet von der Heddesheimer Liste (HL, früher FDP). Tempo 30 bedeute auch mehr Verkehrssicherheit und Lebensqualität. Rainer Hege (CDU) pflichtete ihm bei. Nachdem 2011 die Ortsumgehung vom Land auf Eis gelegt worden sei, bleibe Tempo 30 die einzige Lösung. „Wir von der SPD wollten generell Tempo 30, aber das war rechtlich nicht möglich“, bedauerte Jürgen Merx. Der Flickentepich müsse endlich beseitigt werden. Für die Grünen betonte ihre neue Sprecherin Sabrina Arns: „Wir begrüßen die Maßnahmen sehr.“ Nötig seien außerdem bessere Fuß- und Radwege sowie ÖPNV-Angebote.
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