Mobilität

Heddesheim: Wege zu Fuß und mit dem Rad haben bald Vorfahrt

Die Gemeinde Heddesheim geht in der Mobilität neue Wege. Autos sollen ein Stück weit zurückgedrängt werden, damit Fußgänger und Radfahrer mehr Raum bekommen

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Solche Fahrradbügel wie hier am Bürgerhaus in Heddesheim soll es bald noch viel mehr in der Gemeinde geben. © Hans-Jürgen Emmerich

Heddesheim. Die Mobilität in der Zukunft sieht auch für Heddesheim weniger Autos und mehr Fahrräder und Fußgänger vor. Das geht aus dem Mobilitätskonzept hervor, das der Gemeinderat am Donnerstagabend nach mehr als einem Jahr der Planung und Diskussion einstimmig beschlossen hat. Umgesetzt wird es allerdings nur Schritt für Schritt, wie Bürgermeister Achim Weitz einmal mehr klarmachte.

Fast 2000 Einträge von Bürgern auf der interaktiven Landkarte

„Das Konzept war mir von Anfang an ein wichtiges Anliegen“, betonte Weitz. Einen ersten Beschluss gab es bereits im November 2022, wenige Monate nach dem Amtsantritt des neuen Bürgermeisters. Auch der Bevölkerung liege das Thema am Herzen, unterstrich Weitz. Das zeigt nicht zuletzt die riesige Beteiligung an der Onlinekarte, auf der die Bürger neuralgische Punkte markieren und kommentieren konnten. Fast 2000 Einträge gab es hier. In Workshops und in einer Bürgerwerkstatt wurden die Ergebnisse vertieft und verfeinert. Herausgekommen ist ein Gesamtpaket aus verschiedenen Teilkonzepten, wie Planerin Teresa Mabura vom Büro Koehler und Leutwein betonte.

Details aus dem Mobilitätskonzept für Heddesheim

  • Das Mobilitätskonzept der Gemeinde Heddesheim orientiert sich am Klimaschutzgesetz des Landes von 2020.
  • Der öffentliche Verkehr soll verdoppelt werden.
  • Jedes zweite Auto fährt klimaneutral.
  • Der Kfz-Verkehr wird um ein Fünftel reduziert.
  • Jeden zweiten Weg legen die Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück.
  • Das Land peilt die Ziele bis 2030 an, die Gemeinde Heddesheim geht von einer Verwirklichung bis 2035 aus.
  • Geplant ist unter anderem ein Ausbau der ÖPNV. Dafür ist eine schon seit langem geforderte Busverbindung nach Viernheim im Gespräch. hje

 

Exemplarisch zeigte sie noch einmal Erkenntnisse aus den umfangreichen Untersuchungen auf. So wurde beispielsweise ermittelt, wo Menschen zu Fuß die Straße überqueren. Zum Einsatz kamen dabei auch Kameras. Dabei sei es zu gefährlichen Situationen gekommen, beispielsweise in der Schaafeckstraße, wo es keinen gesicherten Übergang auf dem Weg zum Edeka-Markt gibt.

Rund 100 Maßnahmen sind auf 200 Seiten festgehalten

Rund 100 Maßnahmen in der ganzen Gemeinde stehen in dem 200 Seiten starken Konzept. „Das Paket ist aber nicht abgeschlossen und kann jederzeit ergänzt und angepasst werden“, betonte Mabura. Generelles Ziel sei es, den motorisierten Verkehr zu reduzieren, schwächere Verkehrsteilnehmer zu schützen und den ruhenden Verkehr zu ordnen.

Schon heute ist das Fahrrad ein beliebtes Fortbewegungsmittel in Heddesheim. Das soll künftig noch weiter ausgebaut werden, etwa durch komfortable Fahrradabstellplätze in der ganzen Gemeinde. „Ein Ausbau von stabilen und sicheren Radabstellanlagen wäre vor allem an öffentlichen Einrichtungen, an Spielplätzen und am Friedhof zielführend“, heißt es im Konzept. Die vorhandenen Vorderradhalter sollten nach Möglichkeit durch sichere und stabile Anlehnbügel ersetzt werden. Solche gibt es bereits am Bürgerhaus und an der Nordbadenhalle, nicht jedoch an der Karl-Drais-Schule.

Carsharing könnte bis zu 180 Autos in Heddesheim ersetzen

Das bestehende Carsharing-Angebot in Heddesheim soll nach dem Konzept sukzessive erweitert und den zukünftigen Bedarfen angepasst werden. Geht man von einem Teilauto je 1000 Einwohner aus, müsste es in Heddesheim zwölf solcher Fahrzeuge geben, bislang sind es zwei. Das Ziel sei ambitioniert, räumen die Verkehrsplaner ein, betonen aber auch: „Der Ausbau von Sharing-Angeboten ist zwingend erforderlich, um die Klimaschutzziele zu erreichen.“ Die Nutzung ziele dabei nicht unbedingt auf das Erstfahrzeug, sondern vor allem auf Zweit- und Drittfahrzeuge ab, die relativ selten bewegt werden. Ein Carsharing-Fahrzeug könne bis zu 20 private Autos ersetzen, für Heddesheim gehe man aber nur von 15 aus. Dies würde bedeuten, dass durch die zwölf vorgeschlagenen Gefährte bereits bis zu 180 Privatautos ersetzt werden könnten, das sind allerdings nur 2,3 Prozent der aktuell vorhandenen rund 7800 Autos in der Gemeinde.

Nach Verkehrsversuch bleibt die Einbahnlösung in der Lissenstraße

„Ein langer Prozess erreicht nun ein Zwischenziel“, stellte Bürgermeister Weitz fest. Auch die Fraktionen sind offenbar mit dem Konzept einverstanden, äußerten sich in der öffentlichen Sitzung aber nicht dazu.

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Ein erster Ansatz aus der Planungsphase wurde mit dem Verkehrsversuch in der Lissenstraße bereits umgesetzt, der zunächst bis zum 31. Dezember läuft. Rückmeldungen der Anwohner würden derzeit noch ausgewertet, aber es zeichne sich heute schon ab, dass sich der Versuch bewährt habe, sagte Weitz und kündigte an, dass die Regelung beibehalten werden solle. Die Lissenstraße ist zwischen Unterdorf- und Mannheimer Straße zur Einbahnstraße geworden, in der Gegenrichtung wird der Verkehr über die Kirchbaum- und die Verlängerte Kirchbaumstraße geführt.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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