Heddesheim - Gemeinderat beschließt Lärmaktionsplan / Geschwindigkeitsbeschränkung auf allen Landes- und Kreisstraßen bleibt Ziel

Aussicht auf Tempo 30 in der Schaafeckstraße

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Anja Görlitz
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Von der Schaafeckstraße geht besonders viel Lärm aus - dafür besteht hier die derzeit größte Chance, ein Tempolimit durchzusetzen.

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Die lärmgeplagten Anwohner der Ladenburger- und Schaafeckstraße in Heddesheim können auf Entlastung hoffen. Der Gemeinderat hat gestern Abend einstimmig den Lärmaktionsplan beschlossen. Damit hat die Gemeinde die Chance, auf dem Abschnitt zwischen dem Ortseingang aus Richtung Ladenburg und der Kreuzung am Rathaus ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern durchsetzen zu können.

Das letzte Wort hat jedoch die Straßenverkehrsbehörde des Kreises: Nur sie kann auf der Durchfahrtsstrecke Verkehrsbeschränkungen anordnen, zum Beispiel bei besonderen Gefahrenstellen - oder eben aus Gründen des Lärmschutzes. Dass Letztere vorliegen, zeigt die gestern verabschiedete Planung immerhin klar. Wie Peter Koehler vom Ingenieurbüro Koehler und Leutwein darlegte, werden die für ein Tempolimit notwendigen Pegel-Richtwerte zumindest in der Ladenburger-/Schaafeckstraße und an der Rathaus-Kreuzung überschritten. Damit besteht dort ein sogenannter "vordringlicher Bedarf". Nicht ganz in diesen fallen die übrigen Landes- und Kreisstraßen im Ort, auch wenn es hier ebenfalls - gefühlt - sehr laut ist. Dass der Lärmaktionsplan dennoch auch für diese Straßen Tempo 30 und ein Durchfahrtsverbot für Lkw über 7,5 Tonnen fordert, stieß bei den Gemeinderäten auf ungeteilte Zustimmung. Wenngleich diese Maßnahmen derzeit keine Chance haben, realisiert zu werden.

"Rahmen, um schnell zu reagieren"

"Das ist auch eine politische Aussage", begründete Bürgermeister Michael Kessler den entsprechenden Vorschlag der Verwaltung. "Wir bestehen im Lärmaktionsplan auch auf diesen Maßnahmen, weil sich die Auslösewerte ändern könnten", erklärte er. Würden etwa neue Richtlinien statt derzeit 70 Dezibel im Tagesmittel "nur" noch 65 Dezibel vorsehen, fielen weitere Straßen in den vordringlichen Bedarf - und die Gemeinde könnte sofort handeln. "Wir sind dann sogar in der Verpflichtung, tätig zu werden", unterstrich Kessler. "Wir setzen also den Rahmen, um schnell reagieren zu können, wenn sich die Lage ändert."

Die Gemeinderäte sahen das ebenso. Allein, dank der Planung über aktuelle Verkehrszahlen zu verfügen, sei ein Wert an sich, lobte CDU-Fraktionschef Josef Doll. Wo die besonders hohen Lärmpegel erreicht werden, müsse der Kreis etwas tun - und sei es, dass den Anwohnern ein baulicher Lärmschutz bezahlt werde. Tempo 30 auch außerhalb des vordringlichen Bedarfs festzuschreiben, sei richtig: "In den Verzweigungen der Hauptstraßen werden auch hohe Werte erreicht." Die Erweiterung der Ringstraße bleibe dennoch Hauptziel.

"Der Lärmaktionsplan stellt genau die Punkte heraus, die wir gefordert haben", erinnerte Jürgen Merx an einen Antrag seiner SPD-Fraktion Anfang 2014. Für ein generelles Tempo 30 im Ortsgebiet und Durchfahrtsverbot für Lkw sah die Straßenverkehrsbehörde seinerzeit indes keine Handhabe. Von der Antwort des Landratsamts hängt es jetzt erneut ab: "Wenn wir den Lärmaktionsplan eingereicht haben, beginnt die Zeit des Wartens", sagte Merx, freute sich aber über die realistische Chance, immerhin für die Ladenburger-/Schaafeckstraße Entlastung erreichen zu können. Letztere, so stimmte er Doll zu, würde auch eine Umfahrung bringen.

Die Notwendigkeit der Ringstraße teilt Grünen-Fraktionssprecher Günther Heinisch bekanntlich nicht, wohl aber die des Lärmaktionsplans. "Die Anwohner werden es danken", sagte er zur Aussicht, zumindest für einen Teil des Ortsgebiets "mit hoher Wahrscheinlichkeit" etwas erreichen zu können: "Das ist ein Fortschritt." Wenn die neuen Verwaltungsvorschriften ausgearbeitet seien, könne man vielleicht noch mehr erreichen, spielte er auf Neuregelungen an, die vor Kindergärten oder Schulen leichter ein Tempolimit ermöglichen.

"Wir müssen die Gesetzeslage im Auge behalten und immer wieder nachfassen, ob weitere Dinge möglich sind", sagte auch FDP-Fraktionschef Frank Hasselbring. Den verabschiedeten Lärmaktionsplan bezeichnete er als "belastbare Grundlage für die Zukunft und Meilenstein, damit wir reaktionsfähig sind, wenn sich etwas ändert". Hätte man eine Umgehungsstraße, wäre er allerdings nicht mehr von Bedeutung, schloss er.

Redaktion Stellvertretende Nachrichtenchefin

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