Neckar-Bergstraße. Wenn Isabella Fleckenstein-Attanasio über die Situation in der Ukraine spricht, ist sie sehr betroffen. „Diese Tragödie ist einem ständig im Kopf“, sagt die Inhaberin eines Reisebüros in Heddesheim. Ihre Sorge gilt den Menschen vor Ort und dem, was da noch kommen mag. „Von den Problemen, die mit dieser Eskalation einhergehen, sind so viele Menschen und Lebensbereiche betroffen“, sagt sie.
Auch Fleckenstein-Attanasio selbst bekommt die neue Situation zu spüren. „Seit drei Tagen hat die Nachfrage von Reisewilligen sehr stark nachgelassen – besonders für Ziele im Osten“, erklärt sie. Vor einigen Wochen habe sie noch zahlreiche Anfragen von Kundinnen und Kunden vorliegen gehabt. Ihr Büro vermittelt unter anderem Flusskreuzfahrten, aber auch Rund- und Studienreisen.
Skeptische Prognosen
Bei ebenjenen ist auch Russland als Ziel dabei. „Im Moment gibt es nach Zielen in dem Land überhaupt keine Nachfrage. Das ist aber schon etwas länger so.“ Sie geht davon aus, dass auch in den kommenden Wochen und Monaten Ziele im Bereich von Russland und der Ukraine überhaupt nicht mehr nachgefragt werden. Nach ihrem persönlichen Befinden gefragt, sagt sie: „Es ist wie ein weiterer Schlag ins Gesicht. Da hatten wir das Gefühl, die Corona-Pandemie sei immerhin einigermaßen im Griff und dann kommt das.“

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Andreas Dienger aus Ladenburg sieht das ähnlich. Der Inhaber der Reise-Ecke muss nicht lange überlegen, wenn man ihn nach seiner Gefühlslage fragt. „Ich bin äußerst angespannt“, sagt er. Der Hauptgrund für seine Anspannung sei weiterhin die Corona-Pandemie, jetzt komme aber der russische Einmarsch in der Ukraine dazu.
Fahrt nach Odessa ungewiss
Auch Dienger bietet Reisen nach Russland und in die Ukraine an. Es lägen ihm bereits Buchungen für Reisen nach Odessa im Sommer vor. Odessa ist eine Hafenstadt im Süden der Ukraine. „Was diese Reisen betrifft, muss man nun etwas abwarten und schauen, wie sich die Lage entwickelt.“ Die Pandemie sei bereits seit zwei Jahren ein „erhebliches finanzielles Problem“ – mit Hinsicht auf die Lage in der Ukraine sagt er: „Auch das noch.“
Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine macht sich auch für Kristina Rackwitz bemerkbar. Sie ist Inhaberin von Königlich Fairreisen in Edingen-Neckarhausen. „Da wir überwiegend Kreuzfahrten anbieten, trifft es uns natürlich für die Ostsee-Route im Sommer“, erklärt sie. Bisher habe man drei Anfragen wegen einer möglichen Umbuchung erhalten. Der Rest der Kunden vertraue aktuell noch darauf, dass die Schiffe nicht in Krisengebiete fahren werden. Rackwitz rechnet damit, dass sich in Kürze auch die Reedereien mit Stellungnahmen melden werden. Darüber hinaus ist Rackwitz mit ihrem Büro nicht direkt von den weiteren Entwicklungen betroffen: „Wir verkaufen sowieso keine Russland-Reisen oder Flüge in die Regionen.“
Allgemein gesehen beobachtet die Inhaberin des Reisebüros aber durchaus ein verändertes Verhalten der Kundinnen und Kunden. „Die vergangenen zwei Wochen hatten die Anfragen rapide zugenommen, doch jetzt merkt man, dass die Menschen eher wieder verunsichert sind.“ Rackwitz äußert dafür Verständnis. Von den derart dramatischen Entwicklungen seit Donnerstag sei man doch wirklich überrascht gewesen, auch wenn die Lage schon länger angespannt gewesen sei.
Thomas-Cook-Pleite steckt vielen in Knochen
„Unser Büro ist im Moment, Gott sei Dank, noch nicht betroffen“, sagt Andreas Bauer aus Ilvesheim. Bisher seien bei ihm noch keine Urlaube in Bulgarien oder Flusskreuzfahrten ins Schwarze Meer gebucht worden, von denen Kunden nun zurücktreten wollten. „Trotzdem ist natürlich die Befürchtung da, dass es gravierende Auswirkungen gibt“, sagt Bauer. Nach seinen Angaben bietet das Büro in Ilvesheim grundsätzlich nur wenig Russland-Reisen an.
Auch Jutta Grimmer von Grimmer’s Reisewelt in Schriesheim hat keine Kunden, die sich aktuell in Russland oder der Ukraine aufhalten oder noch dorthin wollten. Sie weiß aber von Kolleginnen und Kollegen, auf die sich die Situation zwischen Russland und der Ukraine bereits jetzt erheblich auswirke. „Die Branche ist schon wirklich sehr gebeutelt, und jetzt kommt noch das oben drauf“, sagt sie.
Neben der Corona-Pandemie sei es auch noch die Pleite des Branchenriesen Thomas Cook, die vielen Büros in den Knochen stecke. Genau wie Rackwitz aus Edingen-Neckarhausen sieht sie bei den Kundinnen und Kunden viel Zurückhaltung und Verunsicherung. Besonders Fernreisen seien im Moment sehr wenig nachgefragt. Grimmers Erklärung: „Das Risiko ist vielen Leuten einfach zu groß.“ Sie bezieht das zum Beispiel auf die Frage, was passiert, wenn man weit weg von zu Hause mit einem schweren Corona-Verlauf ins Krankenhaus müsse.
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