Heddesheim. Reges Treiben am Morgen vor der Hans-Thoma-Grundschule in Heddesheim: Die meisten Kinder rollern mit ihren kleinen Rollern zum Unterricht. Doch immer wieder stoppen „Eltern-Taxis“ vor dem Areal an der Schulstraße, um Söhne und Töchter mit dem Auto vor der Schule abzuliefern - was hier und da für Behinderungen sorgt.
Um die Eltern auf gefährliche Situationen aufmerksam zu machen und für einen „selbstständigen und sicheren Schulweg“ zu werben, haben Schulleiterin Dagmar Knispel, der Polizeiposten Heddesheim und der Gemeindevollzugsdienst auf Initiative der Eltern eine Aufklärungsaktion initiiert.
Kaum vor Ort, muss die Heddesheimer Polizistin den Fahrer eines Kleintransporters ermahnen, sich an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit in diesem Bereich der Schulstraße zu halten. „Hände ans Lenkrad!“, geht auch eine Anforderung an einen Schüler, der allzu lässig mit dem Fahrrad zur Schule kommt. „Wir überwachen den Schulweg“, antwortet die uniformierte Beamtin auf die Frage zweier neugieriger Jungs. Die Zahl der an- und abfahrenden „Elterntaxis“ in der Schul- wie in der Beinstraße hält sich an diesem Donnerstag allerdings in Grenzen. „Das liegt auch an der Wetterlage“ sagt Myrjam Hermanns, die Elternvertreterin.
Lob für die Schulweg-Aktion
Zwei Mütter fahren am Morgen mit ihren großen SUV vor und lassen mehrere Kinder aussteigen. „Ich muss gleich mit dem Auto zur Arbeit - und lasse meine Kleinen schon aus Sicherheitsgründen nicht allein zur Schule“, begründet eine der Frauen etwas unwirsch, warum sie mit ihrer großen Limousine anrollt. Ihren Namen wollen die Mütter wie auch andere Kinder-Taxifahrer nicht in den Medien lesen. „Gut, dass hier jemand für Ordnung sorgt“, lobt dagegen Ines Leciejewski die Schulweg-Aktion „Eltern für Eltern“. Hinter ihr auf dem Fahrrad sitzt die kleine Tochter, die sie gleich in den Kindergarten bringt. „Wir fahren bewusst aus der Siedlung mit Rad und Roller. Da sind die Kinder in Bewegung und an der frischen Luft!“, erklärt die junge Frau dieser Redaktion.
„Wir wollen die Hotspots vor der Schule möglichst frei vom Verkehr halten“, betont Myriam Hermanns und warnt: „Nachmittags wird’s noch wilder!“ Zu schnell fahrende Autos, wildes Parken an der Schule und am Tabakbrunnen, schnelles Ein- und Aussteigen - die Elterntaxis bieten nur scheinbar ein Plus an Sicherheit“, heißt es in einem Flugblatt. Außerdem: „Durch Eltern und Autos, die vor der Schule stehen, entstehen Sichtbehinderungen und schränken die Wahrnehmbarkeit der Schüler ein“, warnen die Initiatorinnen. Ein Beispiel nach Unterrichtsschluss: Ein Junge sprintet ohne nach rechts und links zu schauen und den herannahenden Pkw zu registrieren über die Straße zum wartenden Auto des Vaters.
Ein weiteres Argument der Eltern-Aktion: Die Kinder nehmen, wenn sie zu Fuß zur Schule gehen, ihre Umgebung bewusster wahr und lernen, sich selbstständig im Verkehr zu bewegen. Der Flyer, der an der Hans-Thoma-Grundschule verteilt wird, zeigt außerdem an, welchen sicheren Schulweg die Kleinen in Heddesheim nehmen können.
In Gruppen laufen ist besser
„Es gibt viele Wege“, weiß Katrin Walter, die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende. Sie verstehe ja besorgte Mütter und Väter, aber könnten die „Elterntaxis“ nicht beispielsweise auf dem Edeka-Parkplatz parken und die paar Schritte zusammen mit ihren Kindern zur Schule laufen? Oder man trifft sich bei einem Mitschüler und kommt dann in der Gruppe zur Schule?
„Ich fahr gleich weg“, beteuert ein Papa, der sein Auto auf einem Lehrerparkplatz abgestellt hat und von Dagmar Knispel ermahnt wird. „Mit passt es heute zeitlich nicht, aber ich muss noch den Sohn in Ladenburg abholen. Sonst komme ich immer zu Fuß“, versichert der Heddesheimer. „Zum Glück sind die meisten Eltern ja vernünftig“, betont die Schulleiterin. Und vielleicht bewege die Aktion „Eltern für Eltern“ ja den ein oder anderen zum Nachdenken?
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