Heddesheim. Es war ein einfacher Knopfdruck und zudem nur ein symbolischer: Rund neun Monate nach dem Spatenstich hat die Gemeinde Heddesheim am Donnerstag ihr Nahwärmenetz im Sportzentrum offiziell in Betrieb genommen. Nun werden die kommunalen Liegenschaften zwischen Eisbahn und Jugendhaus nicht länger nur mit Erdgas beheizt, sondern fast ausschließlich mit der Wärme aus einer Biogasanlage.
Was der langjährige Bürgermeister Michael Kessler in die Wege geleitet hatte, durfte sein Nachfolger Achim Weitz vollenden. Der Knopfdruck erfolgte in der kleinen Heizzentrale hinter dem Hallenbad, die Feier fand dagegen im Foyer der Nordbadenhalle statt. „Mit nachhaltiger Wärme geheizt“, wie Weitz in seiner Begrüßung betonte. „Es freut mich, dass wir – wie wir es in Heddesheim gewohnt sind – rechtzeitig vor dem Ablauf des Bewilligungszeitraumes zum 31. Dezember an dieser bedeutenden Wegmarke dieses ambitionierten und großen Infrastrukturprojektes der Gemeinde angekommen sind“, fügte er hinzu.
Der Dank galt seinem Vorgänger Michael Kessler, der dieses Projekt initiiert hatte, und der an diesem Nachmittag viel Lob und Beifall dafür hörte. „Das ist ein besonderer Tag, wichtig für unsere Gemeinde“, sagte Kessler und sprach von einem Vorzeige- und Zukunftsprojekt. „Heddesheim war landesweit immer vorne mit dabei beim Klimaschutz“, betonte der Altbürgermeister. „Wir sind Eigentümer und Betreiber verschiedener Netze, das war für Gemeinde schon immer von wirtschaftlichem Vorteil“, erklärte er. Wärme, Kälte und Strom ließen sich koppeln: „Da gilt es dranzubleiben, wir müssen in die Zukunft denken und das Heft des Handelns in der Hand behalten.“
„Umweltfreundliche Energie“
Jochen Ohl von 3P Energieplan in Viernheim würdigte den Mit der Gemeinde, ins Risiko zu gehen und die Planung bereits zu einem Zeitpunkt in Auftrag zu geben, als die Förderung des Projektes noch gar nicht sicher war. Die Nordbadenhalle habe man zuerst angeschlossen. Dass die Anlage hier funktioniert, war deutlich zu spüren. „Wir haben noch etwas Luft im System“, räumte Uhl ein und sprach von Geburtswehen, versicherte aber zugleich: „Wir sind auf einem guten Weg.“ 70 bis 85 Prozent der Wärme komme künftig aus Biogas, nur der Rest aus einem BHKW, das mit Erdgas betrieben werde. Die Abwärme der Eisbahn im Winter zu nutzen, sei ebenfalls angedacht. „Biogas ist ein regionales Produkt und umweltfreundlich“, sagte Ohl. Es sei außerdem grundlastfähig, anders als Wind und Sonne.
Achim Weitz ging im Detail auf die Vorgeschichte des Projektes ein. Der Gemeinderat hatte sich erstmals im Frühjahr 2019 damit befasst und eine Konzeptstudie zur „Optimierung und Neuordnung der Energieversorgung im Sportzentrum“ beauftragt. Im Herbst 2019 wurden dann die Ergebnisse dieser Konzeptstudie vorgestellt. Ergebnis: Im Sportzentrum liegen ideale Voraussetzungen für eine Nahwärmeversorgung vor, und ein Nahwärmenetz lässt sich auch gut schrittweise entwickeln.
2020 folgten weitere Planungen und eine grobe Wirtschaftlichkeitsanalyse. Im Februar 2021 nahm die Gemeinde kurzfristig an einem Teilnahmewettbewerb zum Förderprogramm des Landes „Klimaschutz mit System“ teil, mit der Aussicht auf eine Förderung investiver Vorhaben von bis zu 80 Prozent. Allerdings: Das Projekt musste zwingend bis zum 31. Dezember 2022 fertiggestellt werden. Ein ambitionierter Zeitplan, wie Bürgermeister Michael Kessler damals immer wieder betonte. Im Juli 2021 reichte die Gemeinde den Förderantrag ein, im Dezember erhielt sie den langersehnten Zuwendungsbescheid aus Mitteln der Europäischen Union über knapp 1,7 Millionen Euro. Es begann ein Wettlauf mit der Zeit, den Heddesheim zum Glück gewonnen hat.
„Große Leistung“
Die Bauphase dauerte insgesamt neun Monate: „Eine insgesamt große Leistung aller Beteiligten, Planer, Ingenieure und Baufirmen“, betonte Weitz. Etwa 4,4 Kilometer Wärmeleitungen wurden verlegt, zwei Technikgebäude an Hallenbad und Biogasanlage im Brunnenweg errichtet und die kompletten Heizungsinstallationen in den kommunalen Liegenschaften umgebaut. „Jetzt haben sieben kommunale Liegenschaften hier im Sportzentrum eine zentrale, effiziente und klimafreundlichere Wärmeversorgung“, sagte der Bürgermeister.
Durch die Nutzung vorhandener Wärme aus der privaten Biogasanlage sowie kommunaler Anlagen ersetze Heddesheim ab sofort jährlich etwa 3,1 Millionen Kilowattstunden fossile Brennstoffe und erziele damit weitere, deutliche CO2 -Einsparungen in der kommunalen Emissionsbilanz. „Wir reduzieren dadurch unseren jährlichen, kommunalen Gasverbrauch um rund 40 Prozent“, unterstrich Weitz: „In der aktuellen Situation ein wie ich finden bemerkenswerter Beitrag zur Gaseinsparung und zum Klimaschutz.“
Zweiter Abschnitt folgt
Neben dem Neubau des Wärmenetzes hat die Gemeinde im Sportzentrum das kommunale Stromnetz erneuert, die kommunalen Liegenschaften vernetzt und an das Glasfasernetz angebunden. Rund 3,5 Millionen Euro investierte die Gemeinde laut Weitz im ersten Bauabschnitt, ein zweiter ist für 2023 vorgesehen. „Wie schon mein Vorgänger kann auch ich mit Stolz sagen, dass es sich um ein Leuchtturmprojekt des Klimaschutzes in unserer Gemeinde, aber auch in der Region handelt“, unterstrich der Bürgermeister.
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