Heddesheim. Heddesheim. Mit fröhlichen Liedern des Kinderchors, rockigem Sound der JazzLight-Band der Musikschule und einem besinnlichen ökumenischen Gottesdienst ist am Sonntag das Heddesheimer Dorfplatzfest zuende gegangen. Während am Samstag die Feiern zum 50. Jahrestag der Partnerschaft Heddesheims mit Nogent-le-Roi im Mittelpunkt standen, tummelten sich jetzt um die Mittagszeit viele Familien auf dem von der Sonne beschienenen Dorfplatz.
Mauern aus Pappkartons prägen den provisorischen Altar vor der Bühne. Auf Umzugskisten stehen Worte wie Hass, Angst, Missgunst, Vorurteile und Feindschaft. Um einige dieser Mauern einzureißen, soll der ökumenische Gottesdienst gefeiert werden, musikalisch unterstützt von der Chorwerkstatt unter der Leitung von Joachim Dallinger.
„Also ganz weg ist die Mauer ja noch nicht“, stellt am Ende der katholische Priester Matthias Stößer fest. „Das entspräche ja auch nicht der Wirklichkeit. Es gibt ja leider noch mehr als genügend Mauern“, gibt sein evangelischer Kollege Dierk Rafflewski zu bedenken. Werner Nitsche vom Ökumene Kreis, Martin Galm, Britta John und Melanie Brunner-Straub, die F.A.I.R-Vorsitzende, hatten zuvor über ihre Erfahrungen mit Mauern gesprochen. Nitsche verweist dabei auf die Barrieren zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche, die nach viel Konfrontation auch in Heddesheim erst 1980 durch die Ökumene überwunden werden konnten. Galm berichtet über die Erbfeindschaft zwischen Franzosen und Deutschen, von den physischen und psychischen Mauern zwischen den beiden Völkern. Dieses Hindernis aufzubrechen, das „dumme Gebabbel“ verstummen zu lassen, sei vor 50 Jahren Ziel der Partnerschaft mit Nogent-le-Roi gewesen.
Britta John erzählt von ihren Erfahrungen mit dem Mauerfall 1989 in Berlin, und Melanie Brunner-Straub von ihrem Engagement in der Integrationshilfe für Geflüchtete in der F.A.I.R.-Initiative. Nicht wie alle anderen räumt sie schließlich keine Mauerteile beiseite. „Das ist mir nicht möglich, weil immer noch große und kleine Steine im Weg liegen, die wir überwinden müssen - wie Rassismus oder Anti-Islamismus“, warnt die Initiatorin. Die Kollekte für F.A.I.R ergab 750 Euro.
Fröhlich singen danach die Kinder unter der Leitung von Sabine Nick „Lasst und Freunde sein!“ Die Kleinen wollen „singen, spielen und tanzen, denn Musik ist unsere Welt!“ Ähnlich sehen das die Akteure von JazzLight, die mit Rock und Pop, Funk und Soul den - trotz eines kurzen heftigen Regenschauers - würdigen Abschluss des Dorfplatzfestes und der Jumelage-Feier bilden.
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