Kommunalpolitik

Heddesheim will Platz für Radler und Fußgänger machen

Mit dem Mobilitätskonzept befasst sich der Gemeinderat von Heddesheim in seiner nächsten Sitzung. Eine große Rolle spielen dabei Klimaschutz und Verkehrssicherheit. Was außerdem für mehr Tempo 30 sorgen könnte

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Hans-Jürgen Emmerich
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Parken auf dem Gehweg ist nach der StVO verboten. Auch in Heddesheim soll der ruhende Verkehr stärker überprüft werden. © Torsten Gertkemper-Besse

Heddesheim. Wie soll die Mobilität der Zukunft in Heddesheim aussehen? Mit dieser Frage haben sich in den vergangenen Monaten die Experten des Büros Koehler und Leutwein aus Karlsruhe aber auch die Bürger der Gemeinde intensiv befasst. Am Donnerstag stellt der Gemeinderat nun die Weichen für die Zukunft. Auf dem Tisch liegen jede Menge Vorschläge und Ideen. Im Kern geht es dabei darum, den motorisierten Individualverkehr (MIV) zu reduzieren und zugleich die Bedingungen für klimafreundliche Alternativen deutlich zu verbessern.

Der Radverkehr spielt eine immer stärkere Rolle

Die Vorarbeit für das fast 200 Seiten starke Konzept ist enorm. So wurden an einem einzigen Zähltag im November die Daten von 1200 Radfahrenden an sieben Punkten anonym erfasst, weitere 800 konnten oder wollten keine Angaben machen. Fast jeder dritte Befragte war mit elektrischer Unterstützung unterwegs. Bei jenen, die besonders kurze Strecken von rund zwei Kilometern fuhren, war der Elektroanteil mit rund zehn Prozent deutlich geringer, wie die Experten herausgefunden haben. Sie schließen daraus, dass weitere Strecken häufig mit einem E-Bike oder Pedelec zurückgelegt werden, während kurze Wege mit normalen Fahrrädern gefahren werden.

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Die Stärkung des Radverkehrs in der Gemeinde ist einer der Schwerpunkte in dem Konzept. Es enthält eine Fülle von Ideen, die allerdings nur Stück für Stück umgesetzt werden können, wie Bürgermeister Achim Weitz am Dienstag im Gespräch mit dieser Redaktion betont hat. So werde man bauliche Maßnahmen an Straßen erst dann in Angriff nehmen, wenn dort ohnehin Arbeiten anstehen: „Wir reißen jetzt nicht einfach irgendwelche Straßen auf.“ Den Radverkehr nennt aber auch Weitz als Beispiel, wo schnell etwas getan werden muss.

Gehwegparken ist verboten und soll unterbunden werden

Was vielerorts für Diskussionen sorgt, soll nach dem Vorschlag der Experten auch in Heddesheim in Angriff genommen werden. Denn der ruhende Verkehr, also parkende Autos, stellen an vielen Stellen eine Gefahr dar, vor allem für Fußgänger.

„Es zeigt sich, dass insbesondere im Zuge der Bahnhofstraße, der Beindstraße und in und um die Wasserbettstraße viele Fahrzeuge verkehrswidrig auf dem Gehweg abgestellt werden“, stellen die Gutachter fest. Dazu werden nicht nur Fahrzeuge gezählt, die ganz auf dem Gehweg abgestellt wurden, sondern auch solche, die nur teilweise auf den Gehweg ragen, denn: Gehwegparken ist nach der StVO verboten, um die Flächen freizuhalten, die den Fußgängern zustehen.

Bei der Ladeinfrastruktur gibt es noch Defizite

Defizite sehen die Experten auch in der Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Von den aktuell knapp 8000 Kraftfahrzeugen in Heddesheim werden nach einer Prognose bis 2035 mehr als die Hälfte elektrisch betrieben sein. Das erfordert rein rechnerisch 209 Ladepunkte, von denen die meisten im privaten Bereich angesiedelt sein dürften. Ein Zehntel solle aber auch öffentlich sein, schlägt das Büro vor.

Aktuell gibt es vier Standorte, langfristig sollen es sieben sein. Einer davon könnte schon recht bald entstehen, wenn der Parkplatz an der Ecke Unterdorfstraße/Lissenstraße neu gestaltet wird. Im Detail wird am Donnerstag im Gemeinderat nicht über die Vorschläge gesprochen. Vielmehr geht es darum, das Konzept als Grundlage für alle künftigen Maßnahmen festzulegen. „Das bedeutet aber nicht, dass wir das alles umsetzen“, macht Bürgermeister Weitz deutlich: „Wenn wir darüber hinaus gute Ideen bekommen, dann werden wir darauf auch nicht verzichten.“

Ebenfalls um den Verkehr geht es bei der Fortschreibung des Lärmaktionsplans. Jeder zehnte Einwohner in Heddesheim ist durch Lärm in seiner Gesundheit bedroht, wie das Büro Koehler und Leutwein ermittelt hat. Die gesundheitlichen Kosten, die durch die Lärmschäden entstehen, beziffern die Experten auf mehr als eine Million Euro jährlich. Deutlich reduziert werden soll die Lärmbelastung durch die Einführung zusätzlicher Tempo-30-Bereiche. Hierfür ist jetzt am Ende eines langen Verfahrens ein weiterer Beschluss des Gemeinderates erforderlich. Das Gremium befasst sich am Donnerstag ab 17 Uhr im Bürgerhaus außerdem unter anderem mit Kriterien zur Errichtung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen und mit der Ausgestaltung des Umweltförderprogramms ab 2025.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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