Peter Seitz begrüßt den Besuch schon vom Balkon seines Hauses in der Wolf-Zieß-Straße. Draußen im Vorgarten stehen ein Wildschwein und ein Keltenkönig. Beides hat der passionierte Altertumsforscher von einem Kettensägenkünstler fertigen lassen. Markante Figuren, die auch immer wieder das Interesse der Jungen und Mädchen wecken, die auf der anderen Seite der Straße den Kindergarten besuchen.
Der sechste Mann, der sich am 20. März um das Amt des Bürgermeisters bewirbt, ist anders als die anderen fünf. Plakate brauche er nicht, sagt er. „Ich bin berühmt genug.“ Eine Homepage? Darauf verzichtet er. „Die alten Leute haben ohnehin kein Internet“, sagt Seitz.
Am Eingang seiner Wohnung steht ein Keltenschild, im Wohnzimmer nimmt ein Billardtisch viel Platz ein. Und in der Küche werden eher Zinnfiguren für Schachspiele gegossen als Essen zubereitet. „Dazu hab ich keine Lust“, gibt Seitz zu. Er lässt sich das frisch gekochte Essen täglich ins Haus bringen. „Das ist so heiß, dass man sich die Finger daran verbrennen kann.“
Schachspielen gehört zu seinen großen Leidenschaften. Falls er gewählt wird, will er gemäß den Regeln von der Schachstadt Ströbeck bei Halberstadt gegen den Bräutigam das königliche Spiel spielen. Wer in jenem Ort in Sachsen-Anhalt den Bund der Ehe eingehen will, muss sich seine Braut im Spiel gegen den Bürgermeister sichern. Wenn der Bräutigam den gegnerischen König matt setzt, gewinnt er seine Braut. Verliert er dagegen, dann wird ein „Strafgeld“ fällig, das an die Braut geht. Eine Tradition, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht.
Peter Seitz
- Alter: 60 (Jahrgang 1961)
- Beruf: Diplom-Ingenieur für Produktionstechnik
- Familie: geschieden
- Partei: keine
- Hobbys: Schach, Bogenschießen, Harfe, unterrichtet Harfe
- Telefon: 0175/9918165
- Homepage: keine
Eigenes Museum im Haus
Seine Passion für Schachbretter und Figuren lebt er auch in einem eigenen Museum aus. Im Erdgeschoss seines Hauses stellt er jede Menge Spiele aus, die Zahl der Figuren geht sogar in die Tausende. Ein Spiel kommt aus Afrika, genauer gesagt aus Tansania. Die Figuren aus Ebenholz stellen Tiere dar und bilden zusammen ein „Negerdorf“, wie es auf dem Schild zur Erklärung heißt.
Eine weitere große Leidenschaft von Seitz ist die Musik. „Singen ist eines der schwersten Instrumente“, findet er und versucht es deshalb erst gar nicht. Aber Harfe spielt Seitz, und das sogar ziemlich gut, wie Videos auf Youtube zeigen. Solche bewegten Bilder produziert er in einem eigenen kleinen Studio, das sich in einem Raum im Schachmuseum befindet.
Musiziert wird im Obergeschoss, wo Seitz nicht nur seine Harfen aufbewahrt, sondern auch in die Saiten greift. Eine hat er selbst konstruiert. „Ich bin ja Ingenieur“, erklärt er und fügt hinzu: „Ich hab mir sogar einen Klang-Wok bauen lassen.“ Immer wieder hat er bekannte Musiker zu Gast, sei es in seinem Konzertzimmer oder im Bürgerhaus. Ian Melrose zum Beispiel, den Gitarristen aus Ayr an der Südwestküste Schottlands.
Ein ernsthaftes Interview lässt sich mit ihm allerdings nicht führen. Die Antworten gehen nicht selten an der Frage vorbei. Auf die Stärken von Heddesheim angesprochen, sagt er: „Ich bin Bauernsohn aus Straßenheim und habe bei der Zentralgenossenschaft gelernt.“ Immerhin zur Frage der Bürgerbeteiligung per Handy gibt es eine klare Aussage: „Nein, das will ich nicht. Alte Leute haben keine App.“
Wenn Peter Seitz nicht gerade Schach oder Harfe spielt, hat er noch eine andere Art, sich zu entspannen: Beim Bogenschießen trifft er gern ins Schwarze, das hier allerdings rot oder gelb ist. Und wenn in Heddesheim die Archäologen am Werk sind, packt er ebenfalls gerne mit an. Die Plastikkarte, die ihn als Mitarbeiter der Reiss-Engelhorn-Museen ausweist, trägt er fast immer bei sich. Wer sich für sein Schachmuseum interessiert, kann sich nach Voranmeldung umschauen.
Was Seitz hat, zeigt er gerne anderen. Das gilt auch für seine Tassensammlung, hergestellt von der Museums-Töpferin Elisabeth Reuter aus Friedberg in Oberhessen: „Da ist jede Tasse ein Kunstwerk.“ Sollte er als Bürgermeister gewählt werden, will er sie im Rtahaus in einer Glasvitrine ausstellen. „Ich will viel für die Kultur tun, ob ich gewählt werde oder nicht“, verspricht er.
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