Schriesheim/Heddesheim. Schriesheim und Hirschberg haben schon unterschrieben, in Heddesheim hat der Gemeinderat den Weg für eine Kooperation mit der NetCom BW in der vergangenen Woche freigemacht. Ziel ist es, das schnelle Internet per Glasfaser in jedes Haus zu bringen. Nur so werden Bandbreiten von bis zu 1000 MBit pro Sekunde möglich.
Viele Haushalte in den genannten Kommunen können heute schon schnell im Internet surfen und Daten übertragen. „Die gesamte Rheinschiene ist heute schon relativ gut versorgt“, erläutert Thomas Heusel, der operative Leiter des Zweckverbands Highspeed Rhein-Neckar, im Gespräch mit dieser Redaktion. Auch die vielfach vorhandenen Anschlüsse für Kabelfernsehen (mit Coaxial-Kabel) seien gigabitfähig. Das Problem sei aber das Kupferkabel, dessen Leistung mit jedem Meter und jedem Nutzer abnehme. „Wenn beispielsweise am Abend viele Kunden das Netz nutzen, lässt die Leistung nach“, erklärt er.
Dann kann das schnelle Internet also langsam werden, im Extremfall kommt es sogar vor, dass Filme während der Übertragung ruckeln oder steckenbleiben. „Kupfer ist letztlich ein Auslaufmodell“, betont Heusel. Lösen kann das Problem nur ein Glasfasernetz, das bis in jedes Haus reicht und auch für die Herausforderungen der Zukunft ausreichend ist.
Genau hier setzt der Zweckverband Highspeed Rhein-Neckar an. Mit dem sogenannten Backbone hat er in den vergangenen Jahren Glasfaser in alle Städte und Gemeinden des Rhein-Neckar-Kreises gebracht. Eine öffentliche Förderung beim Netzausbau setzt aktuell voraus, dass die Versorgung bei unter 100 MBit pro Sekunde (im Download) liegt. Das ist im so genannten „Cluster Nord“ nicht der Fall. Deshalb kommt hier nur der privatwirtschaftliche Ausbau in Frage. Was in Neckarhausen zuletzt die Deutsche Glasfaser gemacht hat, übernimmt in Heddesheim, Hirschberg und Schriesheim jetzt die NetCom BW, ein strategischer Partner des Zweckverbands High Speed. In Heddesheim gab es nach Angaben von Bürgermeister Achim Weitz keinen anderen Interessenten dafür.
Ausbau bis Ende 2025
Für die NetCom ist der Glasfaserausbau alles andere als Neuland. „Wir haben heute schon 20 000 Glasfaseranschlüsse“, erklärte deren Prokurist Jochen Schmid vergangenen Donnerstag im Heddesheimer Gemeinderat. Nach der Telekom sei das Unternehmen der zweitgrößte Backbonebetreiber mit 18 400 Kilometern Kabel. Bis 2025 soll der Ausbau in den fünf beteiligten Kommunen abgeschlossen sein.
Ob tatsächlich ausgebaut wird, muss jetzt allerdings der Markt entscheiden, also die Kunden. In einem ersten Schritt erfolgt eine Nachfragebündelung. Ziel ist dabei eine Quote von mindestens 40 Prozent. „Eine sportliche Aufgabe“, wie Schmid gesteht, vor allem deshalb, weil die Grundversorgung nicht schlecht ist. Trotzdem gibt man sich beim Zweckverband optimistisch. Thomas Heusel weiß: „Bis auf eine Ausnahme war bisher jede Nachfragebündelung positiv.“

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Los geht die Akquise nach den Sommerferien in Hemsbach und Laudenbach, dann folgen Hirschberg und Schriesheim und Anfang 2023 auch Heddesheim. Alle Bürger in den potenziellen Ausbauflächen erhalten die Gelegenheit, einen Anschluss in Auftrag zu geben. Wenn sie gleichzeitig einen Dienst bei der NetCom bestellen, also einen Telefon-Internet-Anschluss, dann ist das für sie kostenlos. Die monatlichen Preise bewegen sich im marktüblichen Rahmen und sind in den ersten 24 Monaten (Mindestvertragslaufzeit) reduziert.
Nehmen mindestens 40 Prozent der Haushalte diese Möglichkeit wahr, wird das Netz gebaut. Dann erhalten alle Kunden Glasfaser bis ins Haus, die übrigen Haushalte können sich auch später noch für einen Anschluss entscheiden. Das wird dann allerdings teuer: Rund 2000 Euro Anschlusskosten fallen laut NetCom dafür an. Profitieren können von dem Ausbau am Ende alle. Denn der Investor öffnet sein Netz für alle Anbieter. Also können beispielsweise auch Telekom und Vodafone das Glasfaserkabel anzapfen.
Abkehr vom Kupfer
Der jetzt anvisierte Ausbau erfolgt nur in Kernbereichen, Aussiedlerhöfe und abgelegene Siedlungen wie etwa Muckensturm sind nicht dabei. Trotzdem stehen die Chancen dort gut. „Auch die letzte Milchkanne muss angeschlossen werden“, so formuliert Landwirt und CDU-Fraktionssprecher Rainer Hege in Heddesheim etwas rustikal. Wenn das Netz in Heddesheim gebaut ist, lassen sich auch entferntere Lagen mit einer öffentlichen Förderung anschließen, wie Heusel andeutet.
„Wir müssen kräftig dafür werben“, unterstützt Jürgen Merx (SPD) den Ausbau in Heddesheim. „Das ist eine große Chance, um ein zukunftsfähiges Netz zu bekommen“, unterstreicht auch Simon Jarke (FDP). Es sei ein „historisches Unglück“, dass man nicht schon vor 40 Jahren die Abkehr vom Kupfer vollzogen habe. Eine Anspielung auf den früheren CDU-Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling, der Anfang der 1980er Jahre auf ein Kupferkabelnetz setzte, obwohl da längst klar war, das Glasfaser die Technologie der Zukunft sein würde.
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