Kundgebung

Geballter Widerstand in Heddesheim gegen geplantes Umspannwerk

Der Ton wird rauer: In Heddesheim wurde am Dienstag gegen das geplante Umspannwerk Mannheim-Ost auf Heddesheimer Gemarkung demonstriert. Die Vorwürfe richten sich vielfach gegen die Stadt Mannheim

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Martin Tangl
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Bürgermeister Achim Weitz, MdB-Alexander Föhr und viele Demonstranten haben sich zur Kundgebung versammelt. © Tangl

Heddesheim. Der Kampf gegen das geplante Umspannwerk der TransNet Baden-Württemberg, der MVV und der Stadt Mannheim eint viele Heddesheimer. Am Rande der für den Bau notwendigen 20 Hektar auf Gemarkung der Gemeinde haben sich am Dienstagnachmittag gut 100 Demonstranten versammelt, um sich vehement gegen das im Ort umstrittene Projekt zur Wehr zu setzen. Der von der CDU initiierte Ortstermin mit Bürgermeister Achim Weitz und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Alexander Föhr geriet dabei parteiübergreifend zur breitgefächerten Demonstration der Bürgerinnen und Bürger.

Standort des geplanten Umspannwerks. © MM-Grafik

„Die Mannheimer haben uns das Umspannwerk einfach vor die Türe gekippt“, wetterte Gemeinderat Ulrich Kettner (Grüne). Er sei ja nicht generell gegen ein Umspannwerk, „aber so geht’s nicht!“. „Die Zeit der Piraterie ist vorbei!“, schimpfte Alt-Bauer Heinrich Heinz. „Es ist ein Unding, dass sich Mannheim hier an unseren Äckern bedient“, kritisierte Rupert Bach vom Heddesheimer Bauernverband. „Heute zählt keine Partei, heute zählt Heddesheim“, stellte schließlich Claudia Krieger fest, als sie über die Menge blickte, die sich dicht gedrängt auf dem Radweg zwischen Heddesheim und Wallstadt versammelt hatte.

Grundstücke gehören Kirchen, Privatleuten und Gemeinde

Der Bauernverband hatte das infrage kommende Gelände mit sechs großen Plakatwänden abgesteckt. Da war der ein oder andere Beobachter doch erstaunt, welche Größe das Umspannwerk einmal einnehmen soll - von der Landesstraße L541 bis zur OEG-Bahnlinie. „Das sind von der Qualität her mit die besten Böden bei uns“, erklärte Rupert Bach im Gespräch mit dieser Redaktion. Wie am Rande der Demo zu erfahren war, sind die Eigentümer Privatbesitzer und die beiden Kirchen. Der Gemeinde gehört neben einer kleinen Fläche der Radweg mitten durch das geplante Areal.

Mit diesem Plakat macht der Bauernverband Heddesheim gegen das geplante Umspannwerk Mannheim-Ost mobil. © Martin Tangl

„Der Unmut gegen die feindliche Landnahme geht durch alle Fraktionen“, berichtete Rainer Hege (CDU) aus dem Gemeinderat. Aber auch die Bürgerinnen und Bürger würden jetzt Mannheim die Stirn bieten. „Wir brauchen die Anstrengungen der gesamten Bürgerschaft, um Druck zu machen“, forderte Achim Weitz die Heddesheimer auf. Es gehöre sich nicht, mit dem Umspannwerk die Bedürfnisse der Stadt Mannheim zu decken - und Heddesheim damit zu belasten.

Bürgermeister Weitz spricht sich für Standort an der A 6 aus

Seiner Meinung nach müsste das großflächige Projekt „auch aus optischen Gründen“ an die Autobahn A 6 angesiedelt werden. Im Gegenzug könne Heddesheim ja als Ausgleich ein Landschaftsschutzgebiet ausweisen. Denn bei der Flächenprüfung durch TransNet BW seien Mannheimer Landschaftsschutzgebiete gar nicht erst einbezogen gewesen. „Jetzt ist Mannheim am Zuge, es muss aus dem Rathaus ein Signal kommen“, forderte der Bürgermeister. Es gehe auch nicht an, dass Mannheim die Heddesheimer zeitlich unter Druck setze, weil ohne Umspannwerk 2028 oder 2030 die Stromversorgung der Stadt nicht mehr gesichert sei. „Das wussten die Mannheimer doch schon lange vorher“, vermutete Weitz.

„Zaubern kann ich nicht, aber ich werde auf Oberbürgermeister Christian Specht zugehen und das Gespräch suchen“, versprach der Bundestagsabgeordnete Alexander Föhr. Klar sei für ihn, das zukunftsfähige Infrastruktur gebraucht werde, „man muss das aber mit Köpfchen machen und die Bürgerinnen und Bürger nicht vor vollendete Tatsachen stellen.“, kritisierte der Abgeordnete.

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Bestürzt berichtete der Bürgermeister über die ersten Gespräche mit TransNet BW aus dem Frühjahr 2024: „Uns wurde gesagt, wer nicht mitmacht, der wird halt enteignet!“ Seiner Meinung nach wurden dabei nicht die besten, sondern die preislich günstigsten Flächen ausgesucht. Mit Blick auf den im Ort aufkommenden Widerstand regte Achim Weitz die Gründung einer Bürgerinitiative an, die in ihren Aktionen flexibler sei als er als Bürgermeister, der Gemeinderat oder die Verwaltung.

Die nächste Kundgebung ist bereits geplant

„Ich wäre interessiert. Je mehr wir sind, desto mehr können wir erreichen“, reagierte sogleich Dagmar Knispel, die Rektorin der Hans-Thoma-Grundschule. „Ich engagiere mich hier nicht als Schulleiterin, sondern als Bürgerin“, sagte sie dieser Redaktion.

„Ich bin bereit, mit meinem Schlepper vor das Mannheimer Rathaus zu fahren“, erklärte Rupert Bach. SPD-Gemeinderat Jürgen Merx kündigte die nächste Kundgebung an, die Sozialdemokraten laden dazu am Samstag, 15. Dezember, am frühen Nachmittag auf den Dorfplatz ein.

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