Rettungsdienste

DRK Heddesheim fordert mehr Unterstützung für Bevölkerungsschutz

Das DRK Heddesheim investiert 70.000 Euro in ein Notstromaggregat. Beim Bevölkerungsschutz sieht der Vorsitzende aber vor allem Bund und Land in der Pflicht.

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Martin Tangl
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Gemeinsam für mehr Bevölkerungsschutz: DRK-Vorsitzender Thomas Tuschner (v.l.), Bürgermeister Achim Weitz und Feuerwehrkommandant Daniel Schmidt. © Martin Tangl

Heddesheim. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Heddesheim erhält demnächst ein mobiles Notstromaggregat. „Nicht nur für unsere Zentrale hier in der Ahornstraße, sondern auch für den Einsatz bei großen Schadensereignissen“, begründete der an diesem Abend von der Mitgliederversammlung in seinem Amt bestätigte Vorsitzende Thomas Tuschner die Investition von rund 70.000 Euro. Ein Drittel der Summe gewährt die Gemeinde als Zuschuss. „Wir unterstützen gerne finanziell und organisatorisch das Engagement im Ehrenamt“, versicherte Bürgermeister Achim Weitz und betonte zusammen mit Feuerwehrkommandant Daniel Schmidt die gute Zusammenarbeit der Blaulichtfamilie auf lokaler Ebene.

Nichtsdestotrotz forderte Thomas Tuschner an diesem Abend mehr Einsatz von Bund und Land beim Zivil- und Bevölkerungsschutz. Auch hier werde immer wieder von einer Zeitenwende gesprochen, „aber eigentlich will keiner über das Thema reden und sich damit beschäftigen“, kritisierte der DRK-Ortsvereinsvorsitzende. Über Jahrzehnte sei der Zivil- und Bevölkerungsschutz vernachlässigt worden. Tuschner: „Die Corona-Pandemie oder die Katastrophe im Ahrtal sind Beispiele, welche die Schwächen des Systems schonungslos aufgezeigt haben!“

Tuschner: Präventive Investitionen „nicht sexy“, aber wichtig

Er forderte die Politik auf, die Hilfsorganisationen zu stärken. Die Zeitenwende beim Bevölkerungsschutz dürfe keine leere Phrase bleiben! Das Ehrenamt trage hier gut 90 Prozent und verdiene nicht nur wohlwollende Worte, sondern die erforderlichen Maßnahmen wie die notwendigen Finanzmittel für Ausbildung, Ausrüstung und Infrastruktur.

Als Beispiel nannte Thomas Tuschner das mobile Notstromaggregat, das sich die Heddesheimer jetzt als eine der ganz wenigen DRK-Organisationen in Baden-Württemberg angeschafft haben. „Diese präventiven Investitionen sind nicht sexy, da sie sich finanziell nicht direkt rechnen. Jedoch ist gerade diese Art von Investitionen wichtig, damit wir für unerwartete Situationen vorbereitet sind“, warnte der DRK-Vorsitzende.

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Sein Dank galt der Gemeinde für die Unterstützung. Es bedürfe jedoch zusätzlicher Regelungen speziell für den Bevölkerungsschutz, um die lokalen Hilfsorganisationen zu stärken. Achim Weitz versicherte dem DRK seine große Wertschätzung, betonte den „guten Draht“ zur Blaulichtfamilie und erklärte seine Bereitschaft, mit allen im Dialog zu bleiben, „was wir an der ein oder andren Stelle noch machen können“. Der Bürgermeister sieht jedoch grundsätzlich das Land bei der Unterstützung der Hilfs- und Rettungsdienste in der Verantwortung.

Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr forderte klare Richtlinien von Bund und Land sowie mehr finanzielle Unterstützung aus Stuttgart und Berlin. Einig sind sich Daniel Schmidt, Achim Weitz und Thomas Tuschner, dass in Heddesheim durch die Vernetzung der Blaulichtfamilie die Zusammenarbeit gut funktioniere. Dazu habe auch der Blaulichtstammtisch beigetragen, an dem seit drei Jahren alle Verantwortlichen der Hilfs- und Rettungsdienste zweimal jährlich zusammenkommen, berichteten die drei bei der Versammlung.

Das Thema Kleidercontainer ist eine Herausforderung für Hilfsorganisationen

„Aktuell sehr kritisch“ sieht Thomas Tuschner außerdem das Thema Kleidercontainer. Der Altkleidermarkt sei nach dem Verbot, Kleidungsstücke im Restmüll zu entsorgen, „am Kollabieren“. Die vom DRK aufgestellten Container im Ort seien nur für wertvolle Altkleider gedacht, in Wirklichkeit aber werde die Qualität immer schlechter. Öfter lande auch Restmüll oder Hausrat bis hin zu Elektroschritt in den Behältern. Auch hier seine Kritik: „Von der Politik kommt hierzu nicht viel – und wenn der Markt zusammenbricht, entsteht eine weitere Lücke im Sozialsystem!“ Die Wiederverwertung und die Bereitstellung der Kleidungsstücke für Bedürftige entfalle, „und die Hilfsorganisationen verlieren eine dauerhafte Einnahmequelle!“, mahnte Thomas Tuschner.

Wie viel gerade das DRK in Heddesheim leistet, dokumentierten Bernd Kalitzki und Bastian Lendl im Jahresbericht der Bereitschaft. Ob beim Sommertagszug, beim Fußballspiel der Fortuna gegen Sandhausen, bei den Blutspende-Terminen, den Theaterabenden bis hin zum gemeinsamen DRK-Sanitätsdienst beim AC/DC-Konzert in Hockenheim – insgesamt komme das DRK Heddesheim 2024 „auf stolze 4.518 Helferstunden“. Für die Senioren-Gymnastik in der Heddesheimer Scheunengalerie sucht Übungsleiterin Laub dringend eine Nachfolgerin. „Ich will sie gerne einarbeiten“, versprach die engagierte ältere Dame. Ansonsten werde sie halt weitermachen.

Bei der Mitgliederversammlung hat sich der Vorstand neu formiert. Vorsitzender bleibt Thomas Tuschner, neue Stellvertreterin ist Ute Schick. Die weiteren Posten: Schatzmeister Christoph Bundschuh, Schriftführerin Tanja Falkner-Labitzke, Ortsvereinsarzt Ines Tuschner. Die Beisitzer: Pascale Weitz, Sabrina Locher, Ursula Schiele und Karl Geisinger. Als Jugendleiterin engagiert sich Ines Tuschner, als Sozialleiterin Alexandra Jöst, für die Bereitschaft sind Livia Grosch und Bernd Kalitzki verantwortlich.

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