Neckarhausen. Jeden Sommer bleibt das Freizeitbad in Neckarhausen für ein paar Wochen geschlossen. Für Arbeiten zur Reinigung und Wartung, wie es von der Gemeinde in schöner Regelmäßigkeit heißt. Aber was genau wird in dieser Zeit eigentlich gemacht? Betriebsleiter Knut Heiler hat es uns bei einem Ortstermin ausführlich erklärt.
Das erste, was beim Betreten des Bades auffällt, ist die Temperatur. Denn es ist ziemlich kühl, wenn die Heizung nicht auf Volldampf läuft. In der großen Schwimmhalle sind zwei von drei Becken leer, das große Schwimmerbecken wird gerade wieder langsam befüllt. Zwei, drei Tage dauert das. „Wenn wir das Wasser zu stark aufdrehen, würden sich die Anwohner in der Hauptstraße beklagen“, bemerkt Heiler. Denn 700 Kubikmeter fasst allein das größte Becken. Zusammen mit den übrigen sind es fast eine Million Liter, zitiert der Bademeister eine Zahl, die sein früherer Chef Roland Marsch geprägt hat.
Fliesenleger hat viel zu tun
Bevor das Becken wieder befüllt werden konnte, musste es wie üblich einer Grundreinigung unterzogen werden. Bei dieser Gelegenheit werden dann auch die Fliesen genau unter die Lupe genommen und bei Bedarf ausgetauscht. „Der Fliesenleger war alleine zehn Tage beschäftigt“, berichtet Heiler. Ein Auftrag für mehrere tausend Euro. Aber kann das Becken denn wirklich schmutzig werden, wenn das Wasser doch ständig umgewälzt wird? Und ob es das kann. „Es geht auch um die Hygiene“, betont Heiler und spricht von einem Biofilm, der sich im Laufe der Zeit auf der Oberfläche bildet.
Immer wieder ins Labor
Während des Badebetriebs wird das Wasser dreimal täglich beprobt, um hygienisch einwandfreies Wasser sicherzustellen. Alle vier Wochen kommt eine Probe in ein externes Labor, und auch das Gesundheitsamt des Kreises hat stets ein kritisches Auge darauf. In der Vergangenheit ist es schon mehrfach vorgekommen, dass der Whirlpool geschlossen werden musste, weil er mit Legionellen befallen war. Bei 36 Grad Celsius fühlen sich nicht nur Badegäste, sondern auch die unliebsamen Bakterien hier pudelwohl. Ironie des Schicksals: Als wegen der Erdgaskrise die Temperatur um vier Grad gesenkt wurde, waren auch die Krankheitserreger verschwunden.
Bei den Temperaturen im Wasser halten sich die Betreiber mindestens an DIN-Werte, die 25 bis 26 Grad im Schwimmerbecken, 28 Grad in den anderen Becken vorsehen, im Kinderplanschbecken sogar 30 Grad. Das 1990 in einem Anbau entstandene Bewegungsbecken hatte bis November 2022 eine Verbindung zu dem runden Außenbecken, dessen Wasser deshalb ebenfalls sehr warm war. Damit ist seitdem Schluss, denn der Durchgang wurde geschlossen, um nicht unnötig Energie zu verlieren.
23 Stufen in den Untergrund
Von der Schwimmhalle führen 23 Stufen abwärts in die Katakomben. Hier befindet sich die Technik des Bades, deren Dimensionen weitaus größer sind, als es die Becken im Bad vermuten lassen. Ein Gewirr von Rohren, Kabeln und Behältern ist hier zu sehen. Der Betriebsleiter kennt das alles wie im Schlaf. Ein Bademeister muss nicht nur im Notfall Menschen vor dem Ertrinken retten, sondern sich auch in Chemie gut auskennen. Schwefelsäure für die Regulierung des pH-Wertes, Chlor zur Desinfektion und Salz zur Entkalkung des Wassers, das alles ist sein tägliches Handwerkszeug. Das Dosieren übernimmt zwar eine vollautomatische Überwachung, aber im Störfall muss er wissen, wo es langgeht.
Ozon hilft bei Desinfektion
Bei der Hygiene im Wasser, so erzählt Heiler, habe die Gemeinde schon früh mit dem Schriesheimer Unternehmen BWT kooperiert. So gehört eine Ozonanlage zur Technik. Mit Hochspannung wird Sauerstoff aus der Luft zu Molekülen mit drei Atomen (O3) umgebaut. Dieses Ozon wirkt als Oxidationsmittel und bindet Schadstoffe aus dem Wasser, wie Michael Schellhardt von der Firma Zöllig erklärt. Dieser ersten Stufe der Desinfektion folgen noch weitere, die dank der Vorbehandlung mit Ozon weniger Chlor erfordern. Dadurch gibt es im Freizeitbad auch nicht den für andere Hallenbäder typischen „Chlorgeruch“, der tatsächlich aber nicht von Chlor, sondern von dessen Abbauprodukten verursacht wird.
Hinter einer weiteren Tür befindet sich das Blockheizkraftwerk. Her ist es mollig warm. 2007 eingebaut, versorgt es das Bad mit Wärme und produziert nebenbei noch Strom zur Verwendung im Gebäude. Möglich gemacht hat diese Lösung ein Contracting: Ein Investor zahlte die Investition und refinanzierte sich durch die Einsparungen. Mit diesem Modell soll auch die Erneuerung der Anlage umgesetzt werden.
Immer noch nicht barrierefrei
„Es ist wichtig, immer wieder zu investieren“, unterstreicht Heiler, der seit seinem 13. Lebensjahr einen Großteil seiner Zeit in Bädern verbracht hat und seinen Beruf schon vier Jahrzehnte ausübt. Seit 2004 ist er in Neckarhausen tätig. „Das war eine spannende Zeit für mich“, sagt er und freut sich auf die künftigen Herausforderungen. Dazu zählt unter anderem die Barrierefreiheit. Dass auch in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen in das Bad kommen können, ist eine davon. Das Problem ist seit Jahren bekannt, gelöst wurde es bislang nicht. Nun steht aber erst einmal die Wiederöffnung an. Sie ist für Dienstag, 15. August, ab 8 Uhr geplant.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen_artikel,-edingen-neckarhausen-warum-es-im-hallenbad-neckarhausen-nicht-nach-chlor-stinkt-_arid,2112256.html