Edingen-Neckarhausen geht den Weg des Energiesparens weiter gemeinsam mit einem Investor. Der Gemeinderat hat am Mittwoch einstimmig die Fortsetzung des sogenannten Contractings beschlossen und den Auftrag an den bisherigen Partner vergeben. Dieser will nun in den kommenden 15 Jahren rund 4,3 Millionen Euro investieren. Das Geld dafür finanziert sich überwiegend durch die dadurch erzielten Einsparungen. Rund eine Million Euro muss die Gemeinde jedoch zu den Baukosten zuschießen.
Drei mögliche Partner waren angesprochen worden, zwei gaben ein Angebot ab. Am Ende lag der bisherige Contractor bei der Bewertung mit großem Abstand vorn, wie Klaus Keßler von der Kliba erläutert. Er hatte mit seiner Agentur die Ausschreibung vorbereitet und begleitet. Dass der Partner der gleiche bleibt, hat laut Keßler durchaus Charme, weil er die Situation vor Ort kennt und sich nicht erst noch einarbeiten muss.
Beachtliche Einsparungen für Edingen-Neckarhausen
Für die Gemeinde erwartet Keßler beachtliche Einsparungen bei einem überschaubaren Aufwand. Für die Kommune liege der Vorteil darin, dass sie auf einen Schlag viel Geld spare, während der Investor das Risiko trage. In den kommenden Jahren erhalten nun mehrere Gebäude neue Heizungen in Form von Wärmepumpen, ein Brennwertkessel bleibt aber jeweils als Notfallversorgung erhalten.
An zwei Stellen entstehen kleine Wärmeinseln. So wird die Werner-Herold-Halle künftig an die Wärmeversorgung der Pestalozzischule in Edingen angeschlossen, das Schloss in Neckarhausen bezieht seine Wärme aus dem Freizeitbad auf der anderen Seite der Hauptstraße. Der Austausch veralteter Steuerungen, der Einbau von hocheffizienten Pumpen, moderne LED-Beleuchtung im Freizeitbad und in der Pestalozzischule sowie die Dämmung der obersten Geschossdecke in der Alten Schule in Edingen runden das Paket ab. Am Ende bedeutet das 613 Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr weniger. Das sind fast 75 Prozent dessen, was in der ersten Runde des Contractings von 2006 an erzielt wurde. Damals wurde die Reduzierung auf 835 Tonnen Kohlendioxid beziffert.
Aktuell liegen die Emissionen für die genannten Liegenschaften noch bei 1597 Tonnen, nach Umsetzung der Maßnahmen wären es dann immer noch knapp 1000 Tonnen. Dieser Wert sinkt allerdings mit der Zeit, weil der Anteil der erneuerbaren Energien bei der Stromproduktion im bundesweiten Mix bis 2040 auf Null sinken soll. Umgesetzt werden die Maßnahmen bereits im Laufe dieses Jahres. Ab Anfang 2025 wäre der Ausstoß dann entsprechend reduziert, wie Keßler auf Nachfrage des „MM“ erläutert.
Bürgermeister König: Sehr gutes Ergebnis
Dass die geplanten Maßnahmen so umfassend ausfallen, ist auch das Ergebnis einer Arbeitsgruppe, die sich im Vorfeld intensiv mit diesem Thema befasst und Vorschläge erarbeitet hatte. „Ein sehr gutes Ergebnis“, betonte Bürgermeister Florian König (CDU). Auch das Rathaus soll künftig durch zwei Wärmepumpen beheizt werden. Auf diese Technik setzt die Gemeinde, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen, wie Keßler erläuterte. Hätte die Gemeinde alles selbst investiert, wäre das rund 65 000 Euro teurer gewesen, ergänzte er.
Aus den Reihen des Gemeinderates gab es fast ausschließlich Lob für die Fortschritte in Sachen Klimaschutz. „Sie haben uns auch in der Arbeitsgruppe sehr gut begleitet“, attestierte Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) dem Kliba-Geschäftsführer. Mit dem Partner sei die Gemeinde schon bisher in guten Händen gewesen. Dass die Investitionen nicht ganz ohne einen Zuschuss der Gemeinde möglich seien, sei absehbar gewesen.
„Die Zusammenarbeit war sehr zielorientiert, und wir können mit dem Ergebnis zufrieden sein“, sagte der Sprecher der CDU-Fraktion, Markus Schläfer. Mit den Einsparungen sei man auf dem richtigen Weg, betonte er. Die Gemeinde habe sich ambitionierte Ziele gesetzt, aber: „Unter dem Strich rechnet sich Klimaschutz, wenn man es richtig angeht.“
Stahl: Noch ein steiniger Weg
Ausführlicher und durchaus auch kritisch äußerte sich Rolf Stahl von der Offenen Grünen Liste (OGL). Das Energiecontracting sei ein richtiger Schritt, aber eben nur ein erster. Ausdrücklich begrüßte er, dass entgegen der ursprünglichen Planung drei zusätzliche Solaranlagen vorgesehen würden. „Es liegt noch ein steiniger Weg vor uns, um uns dem Ziel der Klimaneutralität zu nähern“, machte er aber deutlich. Die Verwaltung sei auf einem guten Weg, „aber ohne privates Engagement geht es nicht.“
Andreas Daners (SPD) sprach von einem großen Schritt weiter nach vorn Richtung in Richtung Klimaschutz. Die Maßnahmen seien so umfangreich, „dass wir als Gemeinde sie uns zu Lebtag nicht leisten könnten“. Gerd Wolf (fraktionslos) unterstrich, der Arbeitskreis habe die richtigen Schwerpunkte gelegt, denn: „Investition in Energiesparen ist eine Investition in die Zukunft.“ Das sieht der gesamte Gemeinderat so. Er votierte einstimmig für das Contracting.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen_artikel,-edingen-neckarhausen-so-werden-in-edingen-neckarhausen-613-tonnen-co2-eingespart-_arid,2169564.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen.html