Sie kam im Mai 2017 aus der Ukraine nach Deutschland, als der jetzige Krieg noch nicht ausgebrochen war. In Nordhausen in Thüringen hat sie den Masterstudiengang energetisch-ökologischer Stadtumbau absolviert. Nach einigen Monaten als Klimaschutzbeauftragte in Bammental kam die heute 34-jährige Mariia Vershkova zur Gemeinde Edingen-Neckarhausen als Energiemanagerin.
Bürgermeister Florian König erwartet sich von ihr in erster Linie „jede Menge Expertise“, wie er kürzlich im Interview mit dem „MM“ deutlich machte, denn: „Sie ist sehr engagiert und sehr affin für dieses Thema.“ Die Gemeinde hatte schon die Werkzeuge für mehr Klimaschutz, „jetzt haben wir endlich auch jemanden, der sie bedienen kann“, sagte König weiter.
Gebäude werden erfasst
Ihrer Verantwortung ist sich die neue Mitarbeiterin durchaus bewusst. „Das kommunale Energiemanagement ist eine große Aufgabe“, betont sie. Ein erster Baustein dafür sei die Erfassung von Gebäuden, Flächen und Verbräuchen. Seit 2020 sind alle Gemeinden in Baden-Württemberg verpflichtet, genau zu erfassen, wie viel Energie verbraucht wird. Tut sie das nicht, geht ihr nicht nur Energie, sondern auch staatliche Förderungen durch die Lappen.
Die Zielsetzung ist klar: „Wenn man den Verbrauch kennt, kann man seine Anlagen optimieren.“ Dabei hat kommunales Energiemanagement drei Aspekte, nämlich Daseinsvorsorge, die Entlastung des Haushalts und Klimaschutz. Laut Vershkova sind Einsparungen von zehn bis 30 Prozent möglich. „Das geht aber nicht von Anfang an“, warnt sie vor allzu großen Hoffnungen. Derzeit werde gerade der Energiebericht für die vergangenen fünf Jahre erstellt. „Wir sind erst am Anfang, klar Schiff zu machen, das ist sehr mühsam“, weiß auch der Leiter des Bau- und Umweltamts, Dominik Eberle, zu dem die neue Kollegin zählt. Für sie ist das Energiemanagement allerdings eine Querschnittsaufgabe der Verwaltung, betrifft also mit anderen Worten alle im Rathaus.
Photovoltaik in der Fläche?
Erst am Anfang steht die Planung einer möglichen Freiflächenanlage für Photovoltaik. „Es ist ein bisschen kompliziert“, erläutert der Bürgermeister und verweist auf eine entsprechende Arbeitsgruppe. Denn Strom aus der Sonne zu produzieren ist eine Sache, ihn zu transportieren eine andere. „Wir sind auch Netzinhaber und müssen vernünftig haushalten“, findet Florian König. Vier Varianten sind nach seinen Angaben angefragt bei Netze BW. Wenn deren Antwort vorliegt, dann müsse sich der Gemeinderat erneut damit befassen.
Mitunter gestaltet es sich aber auch schwierig mit bestehenden Anlagen. So gibt es seit Wochen bereits Solarzellen auf dem Dach der Graf-von-Oberndorff-Schule in Neckarhausen, die auch schon Strom produziert. Dieser kann aber nur vor Ort im nahe gelegenen Freizeitbad verbraucht und noch nichts ins Netz eingespeist werden, weil eine erforderliche Freigabe fehlt.
In Teilzeit ins Rathaus zurückgekehrt ist inzwischen die engagierte Umweltbeauftragte Vivien Müller. Sie betreut unter anderem die gerade laufende Thermographie-Aktion. Dabei können Eigentümer von ihren Häusern eine Aufnahme mit einer Wärmebildkamera machen lassen, um so mögliche Schwachstellen in der Dämmung und Ansatzpunkte für eine spätere Sanierung aufzuspüren.
Zuschüsse von der Gemeinde
Normalerweise kostet eine solche Untersuchung 149 Euro, für die ersten 25 Anmeldungen (bis spätestens 23. Februar) zahlt die Gemeinde einen Zuschuss von 50 Euro. Wenn eine Sanierung sinnvoll erscheint, fördert die Gemeinde auch die Beauftragung eines Fahrplans bei der AVR Energie GmbH, und zwar ebenfalls mit 50 Euro. Hier kommen die ersten fünf Anmeldungen zum Zuge. „Jedes Haus, das untersucht wird, ist ein weiterer Schritt in Richtung Klimaschutz“, betont Müller.
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