Ortsgeschichte

Ortsgeschichte von Edingen-Neckarhausen: Zehnter Band veröffentlicht

Der Förderverein Gemeindemuseum Edingen-Neckarhausen stellt seinen zehnten Band zur Ortsgeschichte vor. Dabei geht es unter anderem um True Crime und Vulkanausbrüche

Von 
Rahel Adel
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Der 10. Sammelband zur Ortsgeschichte von Eberhard Klass (v.l.), Stephan Kraus-Vierling, Rainer Wellmann, Dietrich Herold, Michael Huber und Ralf Fetzer. © Rahel Adel

Edingen-Neckarhausen. „Der Fluss ist das verbindende Element zwischen Edingen und Neckarhausen“, sagt Dietrich Herold, der Erste Vorsitzende des Fördervereins Gemeindemuseum Edingen-Neckarhausen. Wie sehr der Neckar die angrenzenden Orte beeinflusst hat, zeigt der vom Förderverein herausgegebene Sammelband „Impressionen vom Fluss“, der schon der zehnte Band der Reihe „Bausteine zur Ortsgeschichte Edingen-Neckarhausen“ ist.

In insgesamt sieben Beiträgen widmen sich die Autoren verschiedenen Themen rund um den Fluss. Neben Ralf Fetzer, der die Bände auch verlegt, haben Dietrich Herold, Eberhard Klass und Stephan Kraus-Vierling Artikel verfasst.

Vulkanausbruch in Island als Katalysator für Hochwasser in Neckarhausen

Unter anderem wird die Frage geklärt, wie ein Vulkanausbruch in Island mit einem Hochwasser in Neckarhausen zusammenhängen kann. Klass erklärt dies in seinem Beitrag und beschreibt darin, wie im Jahr 1783 Vulkane der Laki-Kette auf Island ausbrachen. Dabei wurden Aerosole bis zu 30 Kilometer hoch in die Luft geschleudert - die hellen Teilchen reflektierten das einfallende Sonnenlicht zurück ins Weltall und damit weg von der Erde.

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Diese kühlte daraufhin ab, und der folgende Winter war von Kälte und Schnee geprägt. Das Zufrieren und Abtauen der Flüsse hatte zur Folge, dass sich an manchen Stellen im Neckar Eisbarrieren von ineinander verkeilten Schollen bildeten, die das Wasser stauten. Nachdem das Wetter milder wurde und der Schnee und das Eis teilweise schmolzen, brach eine dieser Eisbarrieren bei Heidelberg. Das Wasser rauschte in Richtung Edingen, Ladenburg und Neckarhausen den Neckar hinab. Da sich vor Ladenburg eine Eisbarriere befand und der Ort so geschützt wurde, ergoss sich die Hochwasserwelle hauptsächlich über Neckarhausen. 13 Menschen und viele Tiere fanden den Tod, auch stürzten viele der Fachwerkhäuser ein.

Außerdem erzählt Klass eine dramatische Rettungsgeschichte in seinem Beitrag: Eine Frau namens Margaretha Walter konnte sich zunächst vor den Wassermassen auf ein vorbeitreibendes Schiff retten, das jedoch bald darauf unterging. Doch sie schaffte es, auf eine Eisscholle zu klettern. Diese wurde schließlich fast bis nach Neckarau gespült, bevor Walther im Bereich der heutigen Schwetzinger Vorstadt in Mannheim gerettet werden konnte.

Die Fähre zwischen Neckarhausen und Ladenburg als historisches Kulturgut

Herold, neben seiner Funktion als Vorsitzender des Fördervereins auch Erster Bürgermeister-Stellvertreter der Gemeinde, widmet sich in seinem Beitrag im Sammelband der Fähre, die im Jahr 2020 von privater in die kommunale Hand übergegangen ist.

„Die Fähre ist nicht nur ein wichtiges Nahverkehrsmittel, sondern vor allem ein historisches Kulturgut“, erklärt er. Ihre lange Geschichte reicht nachweisbar zurück ins Jahr 1483. Die Gemeinde bemüht sich auch wegen dieser langen Geschichte aktuell um ihren Erhalt. Jedoch gebe es Personalprobleme, und die geplante Neckarbrücke, die wohl wahrscheinlich Kundschaft von der Fähre abziehen werde, bereite Sorgen. Nicht nur die mehr als 500-jährige Historie der Fähre sei jedoch ein Grund, sie zu erhalten - es gebe generell nur noch wenige solcher Fähren in der Bundesrepublik.

Ziel: Die Ortsgeschichte von Edingen-Neckarhausen lebendig machen

True-Crime-Fans kommen in diesem schriftlichen Stück Ortsgeschichte ebenfalls auf ihre Kosten: Ralf Fetzer ist bei seinen Recherchen auf einen Reichskammerprozess aus dem frühen 16. Jahrhundert gestoßen. Verhandelt wurde der Fall eines Mannes, der nach dem Übersetzen über ebenjene Fähre angegriffen und lebensgefährlich verletzt wurde. Er überlebte - und es kam zum Prozess. Diesen zeichnet Fetzer mit akribischer Quellenarbeit in seinem Beitrag nach.

Der Verleger berichtet bei der Vorstellung des Buches aber auch allgemein davon, vor was für Herausforderungen die Verlagsbranche im Moment stehe. Nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine seien die Papierpreise in die Höhe geschnellt, einige Buchbindereien mussten schließen. Allgemein seien die Kosten stark gestiegen, und es sei immer komplizierter, die Finanzierung von Projekten wie diesem zu sichern. Der Band wird vom Regierungspräsidium Karlsruhe aus den Mitteln der Heimatpflege mit einem Druckkostenzuschuss von 2000 Euro gefördert, wie Herold erklärt. Nur dadurch sei der Preis von 18 Euro machbar, den der Verein für den Band verlangt. Das Ziel sei es nicht, mit dem Projekt Gewinn zu erzielen.

Michael Huber, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins, erklärt den Hintergrund der Reihe: Es sei es wichtig, die Ortsgeschichte für die Nachwelt lebendig zu machen und diese zu erhalten. Seit 2010 veröffentlicht der Förderverein nun die verschiedenen „Bausteine zur Ortsgeschichte“. Anfangspunkt sei ursprünglich die Ortschronik von Edingen gewesen. Bei der Arbeit an ihr hätten die Beteiligten bemerkt, wie viele weitere Themen der Ortsgeschichte untersucht und vorgestellt werden könnten.

Bereits zehn Bände ehrenamtlich veröffentlicht

Dazu gehörten bereits die Fusion von Edingen-Neckarhausen, die in Band 5 behandelt wurde, oder der Turnverein 1890 Edingen, dessen Geschichte zum 125-jährigen Jubiläum 2015 aufgearbeitet wurde. Am aktuellen Buch arbeiteten die Autoren ungefähr ein Jahr. Alle Autoren verfassen die Beiträge ehrenamtlich in ihrer Freizeit, und Herold verspricht, dass weiter Bände geplant sind. „Das Thema steht noch nicht komplett fest, aber es geht weiter“, sagt er. Der aktuelle Band ist für 18 Euro im örtlichen Buchhandel, im Förderverein oder unter der ISBN 978-3-940968-68-5 erhältlich.

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