Vor etwas mehr als einem Jahr haben sie damit begonnen, nach „Perlen“ aus der Geschichte von Neckarhausen zu tauchen. Die Mühe der Arbeitsgruppe um Elke Kurtzer hat sich gelohnt, wie ein erster Blick auf die Ergebnisse zeigt. Denn was sie in diesen Wochen und Monaten zusammengetragen haben, das ist ein wertvoller Schatz.
Auslöser der Schatzsuche war das Jubiläum „1250 Jahre Neckarhausen“. Normalerweise haben die Ausstellungen der IG Museum eine Vorlaufzeit von mindestens zwei Jahren, in diesem Fall war es deutlich weniger. Nach dem kurzfristigen Entschluss für das Projekt war schnell die Idee geboren, „Neckarhäuser Perlen“ zu sammeln und zu zeigen. Im Mittelpunkt sollte der Lorscher Codex stehen, jenem Verzeichnis der Rechte und Besitztümer des Klosters, in dem Neckarhausen – wie viele andere Orte der Region – zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde.
Blick in den Lorscher Codex
Vor einigen Jahren hatte jemand die Idee, diesen Codex als Faksimile zu erwerben, also eine originalgetreue Kopie. Für Kurtzer war klar: „Das muss hier ausgestellt werden.“ Und so begrüßt das aufgeschlagene Buch die Besucher im Seitenflügel des Schlosses. Eine rote Markierung zeigt an, wo in einer Schenkung von Weingärten durch Zilina das von Hand geschriebene Wort „Husun“ steht, als Name einer Gruppe von Häusern.
Rund um dieses Dokument reihen sich nun weitere Exponate wie Perlen an eine Kette. Es beginnt mit dem Uhrwerk der alten katholischen Kirche St. Andreas und endet bei einem Modell der Fähre, die ihrerseits auf eine 500-jährige Geschichte zurückblicken kann. Wegen der Kürze der Zeit hatte es nur eine kleine Ausstellung geben sollen. „Aber wir haben schnell gemerkt, dass es keine kleine wird, sondern wir alle fünf Räume füllen“, erzählt Kurtzer: „So viele Perlen hat Neckarhausen.“
Immer wieder seien neue Ideen dazugekommen. Es gibt aber auch einen reichen Fundus, auf den die IG zurückgreifen kann, etwa Darstellungen von Schloss, Fähre und Eisenbahnbrücke oder auch vom einstigen Rathaus. Gesucht haben die historisch interessierten Museumsfreunde auch in Archiven. Beim Stöbern traten unter anderem alte Gemarkungspläne zu Tage. Einer davon war besonders wertvoll, das Original befindet sich im Generallandesarchiv. Von dort erhielten sie eine Bilddatei, so dass sie die Karte eins zu eins reproduzieren lassen konnten. Während das Original dringend restauriert werden müsste, ist der Inhalt so zumindest dauerhaft für die Nachwelt erhalten und in die Gemeinde zurückgekehrt.
Zufälle führen zu Ideen
Manchmal sind es auch Zufälle, die den Ausstellungsmachern in die Hände spielen. So entdeckten sie zunächst zwei Gemälde von Wirtsleuten aus der Biedermeierzeit. Es gelang ihnen, die Nachfolger ausfindig zu machen und mehr darüber zu erfahren. So entstand die Idee. Darstellungen alter Wirtshäuser zu suchen. „Wir haben sie fast alle gefunden“, freut sich Kurtzer, häufig auf alten Postkarten oder auch auf Zeichnungen.
Wie es rund ums Schloss früher ausgesehen hat, zeigen Fotos, Gemälde und Karten. Sie geben auch einen Eindruck vom Schlossgarten, der sich zwischen dem Sitz der Grafen von Oberndorff und dem Neckar erstreckte. Vor fast genau 50 Jahren öffnete hier das zunächst „Gartenbad“ genannte Freizeitbad. Einzelheiten erläutert in der Ausstellung ein „MM“-Artikel.
Ungelöste Rätsel
Ein wahrer Schatz ist das Elfenbeinkruzifix aus dem 18. Jahrhundert, das normalerweise in der gräflichen Kapelle steht. „Wir haben es aus dem Dunkeln herausgeholt“, freuen sich die Initiatoren. Viele Rätsel konnten sie lösen, eines bleibt vorerst ungeklärt. Es geht um die Bedeutung einer kleinen Stickerei auf einem prachtvollen Messgewand, die Rainer Wellmann fotografisch dokumentiert hat. Vielleicht kann ja einer der Ausstellungsbesucher weiterhelfen.
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